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Hohe Kunst - erfulltes Leben

19451960198020002020

RICHARD STRAUSS. PARTITUR INES LEBENS. Von Walter Piniilil;. R. Piper & Co.-Verlag, München. 366 Seiten. DM 19.80. — RICHARD STRAÜSS. HOHE KUNST — ERFÜLLTES LEBEN. Von Franz Grasbe rger. Verlag Brüder Rosenbaum, Wien. HS Selten, s 80.-. - RICHARD STRAUSS - CLEMENS KRAUSS. BRIEFWECHSEL. Auf gewählt und herausgegeben von Gott Klau Kende und Willi Schuh. Verlag H. Beck, München. 314 Selten. DM WM. - BEGEGNUNG MIT RICHARD STRAUSS. Von Karl Böhm. Herausgegeben und eingeleitet von Frani Eugen Dnslal. Verlag Dobllnger. Wien-München. 0 Selten. S Oft,-.

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RICHARD STRAUSS. PARTITUR INES LEBENS. Von Walter Piniilil;. R. Piper & Co.-Verlag, München. 366 Seiten. DM 19.80. — RICHARD STRAÜSS. HOHE KUNST — ERFÜLLTES LEBEN. Von Franz Grasbe rger. Verlag Brüder Rosenbaum, Wien. HS Selten, s 80.-. - RICHARD STRAUSS - CLEMENS KRAUSS. BRIEFWECHSEL. Auf gewählt und herausgegeben von Gott Klau Kende und Willi Schuh. Verlag H. Beck, München. 314 Selten. DM WM. - BEGEGNUNG MIT RICHARD STRAUSS. Von Karl Böhm. Herausgegeben und eingeleitet von Frani Eugen Dnslal. Verlag Dobllnger. Wien-München. 0 Selten. S Oft,-.

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Die Literatur über Richard Strauss und sein Werk bildete schon zu Lebzeiten des großen Komponisten eine kleine Bibliothek. Nach einer mehrjährigen Pause in der Nachkriegszeit fließen die Quellen der Strauss-ForBChung wieder stärker. Nach Pfl-stef, Erhardt und Krause hat auch der vor kurzem verstorbene Münchner Musikkritiker Walter Panofsky (Jahrgang 1913) unter dem Titel „Partitur eines Lebens“ dem von ihm verehrten Meister eine Monographie gewidmet. Der Autor hatte Zugang zum Familienarchiv in Gartnisch und konnte Interessantes aus unbekannten Aufzeichnungen und Briefen erstmalig veröffentlichen. Neues Licht fällt vor allem auf die letzten Lebensjahre von Strauss, insbesondere auf den bisher wenig dokumentierten vierwöchigen Aufenthalt In London im Jahr 1847, der das freiwillige Exil in Mon'reux unterbrach. 1B45 nämlich hatte Richard Strauss seinen Wohnsitz in die Schweiz verlegt, von wo er erst 194B zurückkehrte. Am 13. Juli stand er zum letztenmal am Pult, und zwar im Münchner Funkhaus, am 7. September 1B4B ist er in seinem Heim in Garmisch gestorben. Panofskys Buch ist chronologisch angelegt und verbindet, feuilletonistisch plaudernd, Leben und Werk. Von besonderem Interesse sind die vielen Zitate von Zeitgenossen, die gut ausgewählten Zeitungsstlmmen sowie eine Reihe charakteristischer und wehiger bekannter Details (Strauss und seine Künstler, sein nobles Verhältnis zu Mahler und Pfltzner, obwohl er von der Musik des letzteren nicht viel hielt). So schreibt er zum Beispiel wahrend der Arbelt am „Caprieeio“-Text an Giemen Kraust: „Sitte überlegen Sie, während Sie vielleicht ,Pale-strina' dirigieren — das dürfte Ihre einzige Freizeit sein —, ob Ihnen vielleicht was Hübsches dazu einfällt ...“ Panöfsky steht — ein seltner und rühmenswerter Ausnahmefall — seinem Idol kritisch und hellsichtig gegenüber. Um so wirkungsvoller ist das Licht, das durch seine Ausführungen auf Strauss fällt und auch die Gestalt der Gattin (Pauline de Alhna freundlich erhallt.

Hohe Kunst — Erfülltes Leben: dies ist der Untertitel, das Motto und der wesentliche Inhalt von Franz Grasbergers reich illustriertem und fast bibliophil ausgestattetem Richard-Strauss-Büchlein. Die Anlage zur glücklichen Synthese von Kunst und Leben wird bereits dem Zehnjährigen von seinem Lehrer beseheinigt, der ihm ins Zeugnis schreibt: „Wohl wenig Schüler gibt es, die im gleichen Grade wie dieser Knabe Pflichtgefühl, Talent und Lebhaftigkeit in sich vereinen.“ Größe und Biegsamkeit, Originalität und kluge Berechnung verbinden sich bei Strauss vollkommen zwanglos, so wie er ohne Schwierigkeiten den Schreibtisch mit dem Dirigentenpult vertauschte. Einige bezeichnende Kapitelüberschriften aus Grasbergers lebendiger und unterhaltsamer Darstellung: Fröhliche Werkstatt, Ein Bürger als Weltmann, Blick vom Oberen Belvedere. Dem Zeitgeist hat Strauss nur in seiner ersten Phase geopfert. Immer mehr führt später, so meint Grasberger, der Weg von „Weltlichkeit“ zü geistiger Überhöhung. Sein späteres Werk ist ein Bekenntnis zur Autonomie der Kunst und zur Unver-gänglichkeit des Geistes („Göttlich ist und ewig der Geist“ lautet der Text eines nicht mehr vollendeten Chorwerkes von Strauss).

Nach den Korrespondenzen mit Hofmannsthal, Stefan Zweig und der recht mühsamen, geradezu oft peinlichen mit Joseph Gregor bezeugt die mit Clemens Krauss das

ungewöhnliche und imponierende geistige Format des Partners, darüber hinaus aber auch ein überaus sympathisches menschliches Verhältnis, das auf gegenseitiger künstlerischer Wertschätzung sicher gegründet war. Bereits 1B22 holte Richard Strauss den jungen Clemens

Krauss als Dirigenten an die Wiener Staateoper, sieben Jahre später erreicht er, daß Krauss als Direktor des Großen Hauses am Ring berufen

Wird. Dieser wiederum hat fast alle Werke des von ihm verehrten Meisters so oft er nur konnte geleitet, drei Haupt- und fünf Nebenwerke uraufgeführt und, in enger Zusammenarbeit mit dem Komponisten, dem Meister sein letztes und brillantestes Textbuch geschrieben. So ist denn diese Korrespondenz vor allem ein Werkstattfoericht über „Capriccio“. Von Dr, Willi Schuh, dem prominenten Strauss-Fachmann, und Dr. Götz Klaus Kende, dem besten Cletnens-KraUiss-Kenner und Inhaber der umfangreichsten Sammlung von Schallplattenaufnahmen und Tonbändern mit Krauss-Inter-pretationen, wurden aus rund 500 Briefen die wichtigsten ausgewählt und sorgfältig ediert. Des Kommentars bedürfen sie nur selten, da jeweils die Gegenbriefe alles Notwendige erläutern. Im Anhang sind elf Briefe von Richard Strauss an Viorica Ursuleac abgedruckt; den Beschluß bildet eine statistische Übersicht aller in Frankfurt, Wien, Berlin und bei den Salzburger Festspielen von Clemens Krauss dirigierten Strauss-Werke. Aus diesem Band, der ein fast einzigartiges Dokument der Genesis eines musikdramatischen Werkes ist, könnte man seitenlang zitieren. Als Beispiele für das gründliche musikhistorische Wissen von Clemens Krauss sei auf die Briefe vom 18. und 22. November 1B3B besonders hingewiesen, wo er seinem Meister ein ebenso prägnantes Wie respektvoll vorgetragenes Privattssimum über die Geschichte der Gattung Oper erteilt,

Audi Dr. Karl Böhm wurde von Strauss gefördert, und auch er hat sich sein Leben lang für den von ihm verehrten Meister eingesetzt, besonders als Strauss es — 1935! • riskierte, seine „Schweigsame Frau“ nach dem Libretto von Stefan Zweig uraufführen zu lassen. Heute ist Dr. Karl Böhm Wohl der angesehenste Strauss-Dirigent und der letzte, der sich der persönlichen Unterweisung durch den großen Komponisten rühmen kann. Ih dem bescheiden ausgestatteten Büchlein bildet das auf zahlreichen Briefen und persönlichen Erinnerungen basierende Kapitel „Begegnung mit Richard Strauss“ (S. 27 bis 80) den gewichtigsten Teil. Auf knapp 16 Seiten zeichnet, der Herausgeber F. E. Dostal ein Böhm-Porträt, den Beschluß bildet eine Discographie sowie ein Verzeichnis der von Kar! Böhm dirigierten Opern und Konzertwerke.

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