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Im alten Glanz

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Schon von den letzten Neuinszenierungen unserer Staatsoper konnte gesagt werden, daß sie j— was den musikalischen Teil der Aufführung betrifft: Pracht der Stimmen, Klangschönheit und Präzision des Orchesters — auf alter Höhe standen. Etwas dürftig und beengend wirkte noch der äußere Rahmen: der kleine Bühnenraum, die Dekorationen und die Kostüme. Mit der neuen „Aida“ zieht zi)m erstenmal wieder Pracht und Glanz der Ausstattung in unsere Opernhäuser ein. Daß auch die Raumfrage so glücklich gelöst werden konnte, ist das gemeinsam Verdienst der Oberspielleitung und des Bühnenbildners. Lothar Wallerstein ließ sich von dem großen, pathetischen Stil des Werkes und seinen weitgespannten Meilodiebögen zu ebenso großzügiger Nach-gestaltung im Szenischen anregen. Der Chor wurde an manchen Stellen in geradezu dekorativer Funktion eingesetzt, und auch die Hauptdarsteller waren angewiesen, sich in diesen statuarischen, monumentalen Stil der Aufführung einzufügen. An Robert Kautskys Bühnenbildern und Kostümen gab es vielerlei zu bewundern: die stilistische Einheit und Übereinstimmung beider, die von einer nachschöpferischen Phantasie eingegebene Raumdisposition — und daneben die zahllosen, gewissenhaft und liebevoll ausgeführten Details. Erika H a n k a schuf drei unkonventionelle, stilvolle Choreographien, die sich wie belebte ägyptische Flachreliefs von dem dunklen Hintergrund abhoben. Josef Krips wurde dem italienisch-ägyptisdien Zauber des Melos ebenso gerecht wie den dramatischen Effekten und Schwerpunkten. Ljuba Welitsch, Elisabeth Höngen, Herbert Alsen, Todor Masaroff und. . Ludwig Weber waren die stimmlich und darstellerisch hervorragenden Träger der Hauptrollen.

“Waren große Linien und Flächen das Prinzip der Aida-Inszenierung, so war das Märchenspiel von „S c h w a n d a, dem Dudelsackpfeifer“ ganz auf Bewegung, freundlich-bunte und leuchtende Farben abgestimmt. Das entspricht, im Gesamtstil und in den Details, durchaus der von tschechischer Folklore inspirierten und effektvoll aufgeputzten Musik Jaromir Weinberg e r s. Der Schöpfer dieser Partitur kennt und spricht alle musikalisdien Idiome; aber man hat — trotz des Kauderwelsch von Smetana, Puccini, Reger und Richard Strauß — Freude an dieser Musik, weil sie Qualitäten besitzt, die viele andere Werke jener problematischen Zeit (die Oper wurde vor genau zwanzig Jahren uraufgeführt) vermissen lassen: echtes Musikantentum, Melodie, Farbe und Leben. Die Inszenierung Waller Steins — mit den Bühnenbildern Kautskys und den Tänzen Erika Hankas — ist ein Kind der frohen Laune, an dem man seine ungetrübte Freude haben kann. Erik Leinsdorf ließ alle Farben der Partitur funkeln und gab auch dem Rhythmus, was ihm gebührt. Die Hauptdarsteller folgten den Intentionen der Spielleitung anscheinend mit der gleichen Freude wie das! Publikum.

Die Vorzüge und Schwächen von d ' A 1 b e r t s „Tiefland“ sind bekannt. Die ersteren überwiegen bei weitem und lassen es begreiflich erscheinen, daß das breite Publikum eine durdi Jahrzehnte anhaltende Vorliebe für dieses Werk zeigt: ein spannungsreiches, realistisches und psychologisch glaubwürdiges Textbuch — und eine Musik, welche für die Akzente großer Leidenschaft Melodien und Farben findet, die sich dem Ohr einprägen dank ihrer unvergleichlichen Prägnanz und Glut. In der gleichen Partitur finden sich allerdings auch eine ganze Anzahl von Wendungen und Melodien, die den Hörer mit derselben Eindringlichkeit verfolgen und deren Banalität erstaunlich ist. Der Gesamtstil der Oper, wie ihn Textdichter und Komponist angestrebt haben, ist der eines konsequenten Realismus, ja Naturalismus. Auch das Bestreben der Darsteller müßte es sein — und die Musik gibt ihnen jede Möglichkeit dazu — diesen Stil zu verwirkliche. Die Neuinszenierung in der Volksoper hat von diesen Möglichkeiten nur zum Teil Gebrauch gemacht und hielt sich im großen und ganzen an das gebräuchliche — aber keineswegs bewährte — Schema. (Inszenierung: Josef Witt). Die lyrisdien Stellen, alle zarten Farben und Zwischentöne gelangen Rudolf M o r a 11 gut. Intensive Spannung und große dramatische Akzente blieb er der Partitur schuldig. Im Ganzen: eine gute Durchschnittsleistung.

So erfreulich der Fortschritt war, der auf dem Gebiet der Ausstattung und Inszenierung erzielt werden konnte, so wenig Neues und Interessantes bot der Spielplan. „Aida“, „Tiefland“ und die bereits vor 20 Jahren erfolgreiche komische Oper „Sdiwanda“ — das ergibt, zusammen mit den vorausgegangenen Neuinszenierungen, das Bild eines wenig originellen Provinzrepertoires. Gewiß wird es immer die Hauptaufgabe unserer Bundestheater bleiben müssen, die Meisterwerke der Vergangenheit zu pflegen und mustergültige, „klassische“ Aufführungen zu bringen. Niemand verkennt auch die technischen Schwierigkeiten, unter denen unsere Opernhäuser heute arbeiten. Aber sowohl unter den älteren wie den neuesten Opern gibt es eine ganze Reihe solcher Werke, die einen weit geringeren Aufwand erfordern würden als die genannten Zugstücke. Selten gespielte Werke wieder zur Geltung zu bringen und das Schaffen der zeitgenössischen Komponisten durch Aufführungen zu ermuntern und zu fördern — das wäre ebenfalls eine Aufgabe unserer Opern theater!

Nur hin und wieder gelang es, in den Kellern und Fundamenten der jetzt zerstörten Häuser Bruchstücke des Heiligtums der Fortuna zu finden und so im Geiste jenes einzigartige Denkmal frührömischer Architektur gleich einem Mosaik zusammenzuzusetzen. Heute sind — wie die Schweizer Wochenschrift „Der Weg“ schreibt — die Altertumsforscher dieser Mühe enthoben. Klar formt sich in Palestrina in verschiedenen Stufen der mächtige Bau hinauf bis zu dem amphitheatralischen Halbrund zu Füßen des Palazzo Barberini, der heute noch eindrucksvoller als früher das Blickfeld beherrscht und abschließt. Eine zyklopenhafte Mauer gibt dieser obersten Terrasse Halt und Begrenzung. Von hier aus teilen sich zwei gewaltige Rampen. Sie umfassen das Wesentliche und Neue des Fortuna - Freilichttempels. Es läßt sich zweifelsfrei erkennen, daß die Rampen zur Hälfte mit einem Säulengang gekrönt waren. In der rampentragenden Mauer öffnen sich vier große, aus ihr herausragende Höhlungen. Jede der vier Öffnungen bildet eine dunkle Masse, welche schon von einiger Entfernung für den aus Rom sich nähernden Ankömmling deutlich erkennbar ist.

Während der letzten zwei Jahre sind in USA — wie uns ein Leser aus Sorrento in Kalifornien schreibt — folgende Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens zur katholischen Kirche übergetreten: Senator Wagner, der Urheber des bekannten, die Verhältnisse zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer — im Sinne der organisierten Arbeiterschaft — regelnden sozialfortschrittlidien „Wagner-Aktes“; ferner das republikanische Kongreßmitglied Frau Ciaire Booth-Luce, Gattin des Eigentümers der in Millionenauflagen ersdieinenden Zeitschriften „Time“ und „Life“. Sie erklärte nach Ablauf ihres Mandats, nidit mehr kandidieren zu wollen, damit ihre Konversion nicht als Versuch einer Beeinflussung katholischer Wähler mißdeutet werde. Zu diesen Konversionen gesellte sich auch die des vormaligen Redakteurs der kommunistischen Zeitung „Daily Worker“, Mr. B u d e n z, und die des Mr. D u 11 e s, des Sohnes des einflußreichen Beraters der Republikanischen Partei für auswärtige Politik; Mr. Dullcs ist als Novize in einen Orden eingetreten. *

Der oberste Gerichtshof des Staates Illinois bestätigte, wie wir durch das NCWC — News-Service von Washington — erfahren in einer Entscheidung die Gesetzlichkeit von eigenen Schulklassen für religiöse Erziehung innerhalb der öffentlichen Schulen mit dem Hinweis, daß die Religion die Basis jeder Verfassung sei. In diesem Zusammenhang lehnte der Gerichtshof eine Eingabe von Mrs. Mc Collum, einer Atheistin, ab, in der diese die Einstellung der freiwilligen religiösen Erziehung in den öffentlichen Schulen des Kreises Champain forderte. Sie wird nun den Fall vor den Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten bringen.

Dazu erklärte der Oberste Gerichtshof: Freiheit der Religion bedeutet gemäß der Verfassung das Redit jedes Bürgers, jeder beliebigen Religionsgemeinschaft anzugehören, ohne eine Einmischung des Staates befürchten zu müssen. Die Regierung indentifiziert sich zwar nicht mit einem bestimmten Glauben; das heißt aber nicht, daß sie gegenüber der Religion gleidigültig sei. Eine Verneinung des Bestehens religiöser Grundsätze würde gleichzeitig eine Verneinung der Autorität der Verfassung sein.

Die von Mrs. Mc Collum eingebrachte Eingabe wurde von verschiedenen Stellen, darunter dem „Aktionsrat“ von Chikago vertreten, durch Robert S. Greenfield — dem langjährigen Sekretär der „Amerikanischen Vereinigung für den Fortschritt des Atheismus“ — und dem „Komitee für bürgerliche Freiheiten“ in Chikago unterstützt.

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In den Vereinigten Staaten haben in den letzten Jahren die Universität s-vertage einen bedeutenden Aufschwung genommen. Diese brachten im letzten Jahre allein, wie die „New York Herald Tribüne“ berichtet, 500 Neuerscheinungen heraus. Die größeren Verlage unter ihnen haben einen Jahresumsatz von nahezu einer Million Dollar. Hauptzweck ist die Veröffentlichung von wissenschaftlichen Werken, die der durdi-schnittliche Verleger aus seinem Arbeitsbereich aussdiließt. Die Mehrzahl dieser Unternehmen wird aus einem Universitätsfond erhalten, einige dagegen sind vollkommen selbständig. •

Nach Berichten von mehr als hundert öffentlichen Bibliotheken in Amerika macht sich eine ausgesprochene Abneigung gegen

Kriegsbücher bemerkbar. Ein großer amerikanischer Verleger hingegen weiß zu berichten, daß er die Auflage der von ihm herausgegebenen Bibel verdoppeln mußte.

Die zwanzig in den USA betriebenen Verkehrsfluglinien haben auf den Inlandstrecken im Jahre 1946 13,8 Millionen Passagiere befördert, das sind um 78 Prozent mehr als 1945. Expreß- und Frachtladungen erfuhren eine Erhöhung von 57 Prozent.

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