Werbung
Werbung
Werbung

Lesenswerte Sommerlektüre von Paul Torday.

Man muss kein passionierter Fliegenfischer sein, um das Debüt des britischen Schriftstellers Paul Torday wertzuschätzen. Auch jenseits der Faszination von Wurfstilen und künstlichen Insektenpräparaten bietet Lachsfischen im Jemen genügend andere Zutritte zum Erzählstrom der Geschichte. Als da wären: eine feine Abrechnung mit den Mechanismen der Medienwelt, wie auch mit dem politischen Business, eine in ihrer Beiläufigkeit umso nachhaltiger wirkende Erzählung einer längst ausgetrockneten Ehe, schlussendlich auch eine originelle Facette zur weltweit stattfindenden Konfrontation zwischen westlicher Lebenskultur und islamischer Tradition. Nicht gerade wenig für ein Debüt.

Der tiefgläubige Scheich Muhammad ibn Zaidi bani Thima engagiert den ausgewiesenen britischen Limnologen Paul Jones, um seine Vision Wirklichkeit werden zu lassen: silbrig glänzende Zuchtlachse sollen in einem staubtrockenen jemenitischen Wadi ihren geheimnisvollen Lebenszug gegen den künstlich angelegten Wasserstrom antreten. Im wasserärmsten Land Südarabiens einen Paradesport wasserreicher Länder zu verpflanzen, weckt natürlich irgendwann auch politische Begehrlichkeiten. Im Handumdrehen wird aus der Vision eine causa prima britischer Imagepflege. Während Soldaten ihrer Majestät im Irak kämpfen und sterben - auch davon erzählt Torday mittels eines geschickt eingeflochtenen Nebenstrangs - soll das Jemen-Projekt "good news" in London und anderswo einbringen. Nicht überraschend, dass die vom Bürochef des Premierministers ausgedachte PR-Aktion am Ende ganz anders ausgeht. Ebenso, wie auch Jones seines ehemals etablierten Platz in der Welt der Wasserexperten verlustig gehen wird, um zuletzt irgendwo im schottischen Hochland die Laichbrut der Lachse zu kontrollieren.

Paul Torday, der englische Literatur in Oxford unterrichtet, ist kein literarischer Superstar. Der Stil des Romans bewegt sich flüssig bei mittlerer Strömung, bemerkenswert ist viel mehr sein gekonnter Einsatz verschiedener Stilmittel. Mal E-Mails, mal kommissionelle Berichte, mal Tagebucheintragungen: Durch diese beim Leser Distanz erzeugenden Technik verbleibt Tordays Erzählung angenehm, man möchte fast sagen "britisch"-kühl und empfiehlt sich dadurch umso mehr als lesenswerte Sommerlektüre. Wie auch als Gesprächsstoff über die Sprengkraft von Visionen.

Lachsfischen im Jemen

Von Paul Torday

Berlin Verlag, Berlin 2007

318 Seiten, geb., € 19,90

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung