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In Erwartung seines Reiches

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DAS KOMMEN SEINES REICHES (Von den letzten Dingen) Von A. W i n k 1 h o f e r. Verlag Josef Knecht Carolusdruckerei, Frankfurt am Main 1959. 346 Seiten.

Dieses Buch greift an den Seinsgrund eines jeden Menschen. Obwohl schon fast immerwährend an die Meditation der letzten Dinge gewohnt, habe ich das „Kommen Seines Reiches“ mit fast atemberaubender Spannung verfolgt. Hier wird den „ewigen Wahrheiten“ eine neue Sicht abgewonnen, wodurch sie aktueller denn je erscheinen. Ob wir den Tod überstehen? Was dann? Gericht, Himmel. Hölle, Fegfeuer? — Der Tod ist kein einseitig biologisches Ereignis. Er ist ein höchst personaler Akt, wodurch der Mensch noch einmal sein ganzes Leben einfaßt und ihm die endgültige Prägung für alle Ewigkeit gibt Wenn auch die alte Menschheit etwas von Totengericht und darauf folgender Erwählung oder Verwerfung erahnt hat, so haben al! diese letzten und allerletzten Dinge in Christus ihre neue Mächtigkeit bekommen. In ihnen voll zieht sich konkret das „Kommen Seines Reiches“ — Will jemand den Quellen nachgehen, so finde er im Anhang einen ausführlichen Literaturweiser Man möchte wünschen, daß das Buch sich jeder akademisch gebildete Christ anschafft. Es ist bedenken s-wert.

ES GIBT NOCH WUNDER. Gespräche unter Ärzten. Von Rene B i o t. Verlag Styria, Graz-Wien—Köln 1959. 146 Seiten. Preis 30 S.

„Seit wir anfingen, über das Wunder zu sprechen, kann ich an nichts anderes mehr denken. .“, sprach Dr. Tourneyre in seiner Bibliothek zu seinem Amtskollegen Dr. Bernoit. Dieser meinte darauf: „ ... Es läßt uns nicht mehr zur Ruhe kommen I“ — Dies gilt auch von den vier Dialogen dieses Büchleins, die zwischen Ärzten „auf der Straße, im Arbeitszimmer, am Fluß und in der Bibliothek“ geführt worden. Der französische Originaltitel lautet „Lour-des et le miracle“. *

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CHRISTUS AN DER CHINESISCHEN MAUER.

Von Francois H o u a n g. Verlag Räber, Luzern. 1959. 132 Seiten. Preis 7.50 DM.

Das Buch trägt eine eigenartige Widmung: „Zum \ndenken an meine Mutter, die mich im Glauben und in der Frömmigkeit des Buddhismus erzog und mich so vorbereitete, das Licht Christi zu erkennen.“ Houang konvertierte 1949 in Paris und wurdj bereits 1952 zum Priester geweiht. In fünf Vorträgen entwirft er das Bild der Kirche von chinesischer ?icht aus Er vergleicht die Kirche mit der Fensterrose eines gotischen Domes, deren Mittelpunkt Christus ist, während jedes Blütenblatt Sprache. Kultur, Denkart der verschiedenen Völker versinnbildlicht Somit bekennt sich der Verfasser sowohl zur Universalität der Kirche wie auch zu ihrer speziriich chinesischen Erscheinungsform. Eine wertvolle Korrektur zu der vielfach allzu einseitig abendländischen Betrachtung der Kirche des Ostens.

DIE APOKRYPHE BIBEL AM RANDE DES ALTEN TESTAMENTS. Herausgegeben von Henri Da niel-Rops in Zusammenarbeit mit J. B o n-s i r v e n, deutsch bearbeitet von O. von N o s t i t z. Im Verlag der Arche-Zürich 1959. 256 Seiten.

Es ist zuwenig bekannt, daß in den letzten vorchristlichen Jahrhunderten neben der offiziellen Bibel, also „am Rande des Alten Testaments“, eine reiche erbauliche Literatur aufblühte, die nur noch in Bruchstücken erhalten blieb. Um diesen verborgenen Schatz zu heben, hat der unermüdliche Daniel-Rops die nur wenigen zugänglichen wissenschaftlichen Ausgaben der Apokryphen für einen weiteren Leserkreis bearbeitet und mit einführenden Begleittexten versehen. So behandelt er das Buch Henoch, das Buch der Jubiläen, die Testamente der zwölf Propheten, die Psalmen Salomons, die sibyllinischen Bücher, den Brief des Aristeas, das Leben Adams und Evas, die Himmelfahrt des Moses und de Elias. Desgleichen sind schon Texte von den Funden am Toten' Meer eingearbeitet. Sicher eine willkommene Bereicherung für die, welche sich um ein besseres Verständnis der Schrift mühen.

Umv.-Prof. DDr. Gans ScUedl *

CHRISTLICHE ETHIK. Von Dietrich v. Hildebrand. Patmos-Verlag, Düsseldorf. 560 Seiten. Preis 24 DM.

Hildebrand war gewiß von Husserl und Scheler in die Richtung einer Phänomenologie gebracht, gehörte aber eigentlich zur besonderen Münchner Gruppe der Phänomenologen unter Pfänder, der unter Phänomenologie mehr die Methode einer verstehenden, objektiven Psychologie verstand. Und es waren die Tugendanalysen Schelers (in Schelers glänzenden „Abhandlungen und Aufsätzen“, dem späteren „Umsturz der Werte“), die das geheime Vorbild der Schriften Hildebrands stets waren und sind. War aber schon die Philosophie Schelers eine „Wert-Philosophie“ (wie sie Lotze gegen den kantischen Formalismus aufbaute und wie sie Windelband und Rickert zur sogenannten süddeutschen Kant-Schule ausführten), und war Scheler auch hierin eigentlich Jünger des geistesgeschichtlichen Eucken, seines Lehrers, so geriet die „Wert-Phänomenologie“ Hildebrands unter diesen Einflüssen zu einer Sammlung ethischer Analysen (wie etwa in seinen Schriften über „Ehe und Jungfräulichkeit“ usw.). Dazu kam, nach Hildebrands Konversion, seine wachsende Neigung zu einer Art „geistiger Seelsorge“, die ihn immer mehr von strenger Phänomenologie entfernte — „geistige Seelsorge“, die für ihn immer mehr auch das eigentlich Politische betraf (wie er seinerzeit in Wien den „Christlichen Ständestaat“ als Zeitschrift gegen die Dollfuß-Kreise gründete — und wie er von Amerika aus es als seine Aufgabe sah, gegen ein angeblich total nazistisches Deutschland auch der Nachkriegs-

Lesen Sie auch die Buchbesprechungen in der Monatsschrift „DER GROSSE ENTSCHLUSS“ zeit seine Stimme zu erheben). In diesem Verschwimmen zwischen Wissenschaft, Seelsorge und Politik blieb und bleibt das Positivum Hildebrands eine Art Transponierutig der klassischen Bildwelt seines großen Vaters Adolf v. Hildebrands auf die Ebene einer entsprechenden Philosophie, die man dann einen „bildhaften Objektivismus“ nennen könnte. In diesem Sinn muß man seine „Christliche Ethik“ verstehen. Mit der Forderung eines Rückgangs zu den „Archa-data“ (vgl. 27), den Urgegebenheiten, verrät sie den Einfluß des Goetheschen „Ur-Phänomens“ (wie die Welt Adolf v. Hildebrands „goethesche Welt“ war). Mit der Methode, eine philosophische Ethik mit einer spezifisch christlichen Ethik grundsätzlich zu durchmischen, gemahnt Hildebrands Ethik an seine eigene Durchmischung zwischen „Philosophie“ und „geistiger Seelsorge“ (vgl. 534 ff.). Endlich aber kann die Art und Weise, in der für den amerikanisierten Hildebrand die alten „Werte“ von (pragmatischen) „Bedeutsamkeiten“ überdeckt oder wenigstens gefärbt erscheinen, eine Verwandlung der väterlich deutsch-italienischen (vor allem florentinischen) Tradition Hildebrands in eine amerikanische Art andeuten. So ist der Fall der „Christlichen Ethik“ Hildebrands nicht so sehr Fall einer objektiven Philosophie als Fall einer persönlichen Entwicklung.

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