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Ewiger Friede. Von Kurt von Raumer. Verlag Kari Alber, Fteiburg-München. Preis 28 DM.

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Ewiger Friede. Von Kurt von Raumer. Verlag Kari Alber, Fteiburg-München. Preis 28 DM.

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ln der Reihe „Geschichte der politischen Ideen" liegt hier ein umfassendes Werk über Friedensrufe und Friedenspläne seit der Renaissance vor. Rund ein Drittel des Werkes ist der Darstellung des Gedankens des ewigen Friedens von Erasmus von Rotterdam bis Kant und Gentz gewidmet, während etwa zwei Drittel dazu dienen, die Hauptschriften zum Friedensproblem möglichst in vollem Wortlaut wiederzugeben.

Das imponierende Buch ist geradezu ein Musterbeispiel dafür, wie eine geistesgeschichtliche Abhandlung sein soll. Ohne jemals den Boden der Wirklichkeit zu verlassen, stets den Quellen folgend, wird in eindringlicher Art die Geschichte des Friedensproblems entwickelt. Es wäre zu wünschen, daß auch andere Probleme, um deren Bewältigung die Menschheit ringt, eine ähnliche historische Darstellung erfahren würden. Auf diese Weise würde die Geschichtswissenschaft wahrhaftig zur Lehrmeisterin des Lebens.

Dr. Wilhelm F. Ceray

Mirabeau, Aristokrat und Volkstribun. Von Karl von Schumacher. Scherz & Goverts Verlag, Stuttgart. 291 Seiten.

Gabriel Honore Riqueti de Mirabeau, erst Sturmvogel und Wegbereiter der Revolution, dann letzte und vergebliche Hoffnung des versinkenden Königtums, ist seltsamerweise in unserer biographien-

freudigen Zeit schon lange nicht Gegenstand einer deutschsprachigen Monographie gewesen. Der vulkanische Südfranzose (auf einer besonderen Ebene dem sprachgewaltigen und ebenso zyklopischen Danton wesensverwandt) müßte einer Epoche, der nicht nur der Mut, sondern auch die innere Ueber- zeugung zur Selbstbehauptung schwindet, manches zu sagen haben. Das Leben dieses großen Abenteurers und Viveurs, an dem ein großer Staatsmann verlorenging, liest sich anregend und beziehungsreich, zumal es nicht mit theatralischen Anrufen und Effekten herausgeputzt ist.

Carl Peez

Das Weizenkorn. Von Hans Urs von Balthasar. Johannesverlag, Einsiedeln. 111 Seiten, ln: „Christ heute", 3. Reihe, 4. Band. Preis 3.80 sfr.

Eine geistreiche Aphorismensammlung in sechs Abschnitten: Gott, Mensch. Abschied, Christus, Liehe, Leben. In diesem Bändchen zu blättern, heißt: sich anregen zu lassen — durch Altes und Neues, Frappierendes und Beruhigendes, durch Fremdes und Eigenes des Autors, dem man auf diese Weise ein wenig in die Werkstatt schauen darf.

Christliche Besinnung. Band 7. Werkbundverlac Würzburg. 79 Seiten.

Das siebente Bändchen der beliebten „Religiösen Hausbibliothek" enthält von Heinrich Kahiefekl „Der Tod Christi. Aergernis und Herrlichkeit", wo der Zusammenhang von

Aergerni und Herrlichkeit für die Verkündigung des heiligen Paulus herausgestellt wird. — Romano Guardini untersucht in einer kleinen Abhandlung „U e b e r religiöse Dichtung der Neuzeit" an Hölderlin, Rilke und Kafka die Säkularisierung der Offenbarungsbegriffe durch die modernen Dichter. — Den geistlichen Gehalt des „Psalms Miserere" legt Jacques Guillet dar. — Fritz Stippel wagt sich mit Geschick und Einfühlung an den erzieherischen Wert der christlichen Armut. Diego Hanns Goetz OP,

Der Kreis. Gedichte. Von Otto G i 1 1 e n. Ger- hard-Kirchhoff-Verlag, Freiburg im Breisgau. 64 Seiten. Preis 6.40 DM.

Die Gedichte Gillens, in ihrer Mehrzahl Naturgedichte, bewegen sich im traditionellen Kreis, der nirgends verlasse wird. Die Aussage ist, wenngleich unprätentiös und ehrlich, so doch nicht überzeugend; insbesondere, weil sie dazu reicht, alte Wahrheiten zu verwalten. Dennoch findet sich unter den Gedichten manch zarte, ansprechende Strophe.

Die stille Größe. Georg Raphael Donners Lebensroman. Von Elisabeth S o f f é. Verlag „Das Bergland-Buch", Graz. 316 Seiten, 8 Kunstdruckbilder. Preis 48 S.

Wer Wien kennt, liebt die wundervollen Bildwerke von Raphael Donner, den „Donnerbrunnen" auf dem Neuen Markt und den Andromedabrunnen im Alten Rathaus. Von Donner stammen auch die Pietà im Dom zu Gurk, das Johann-von-Nepomuk- Standbild in der Linzer Stadtpfarrkirche, die Statue des Paris im Schloß Mirabell zu Salzburg und der heilige Martin im Preßburger Dom. Diesen liebenswerten Bildhauer des Wiener Spätbarocks in einem historischen Roman als Mensch Wiedererstehen zu lassen, ist die schöne Aufgabe, der sich Elisabeth Söffe mit ihrem Roman „Die stille Größe“ widmet. Wien und Oesterreich in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ergeben den lebensvollen Schauplatz, Stadt und Menschen werden dem Leser auf fesselnde und sympathische Art nahegebracht, die bewegte Handlung ist der gute Rahmen für das Wesentliche, die Darstellung des künstlerischen Wirkens eines in seinen Schöpfungen Unvergänglichen.

Die drei Ehen der „Grand Sophy“. Roman von Georgette H e y e r. Paul-Zsolnay-Verlag, Wien, 1954. 398 Seiten.

In die starre Konvention der Londoner Society bricht als Enfant terrible die körperlich etwas zu groß geratene Sophy ein. Sie lüftet Masken, sie kutschiert wie ein wilder Mann, sie besitzt sogar eine geladene Pistole, sie bringt die korrekten Herrschaften durcheinander und macht schließlich aus drei törichten Verlobungen drei vernünftige Ehen. (Nicht daß sie, wie der unrichtige deutsche Titel vermuten ließe, dreimal heiraten würde!) Es ist in netter epischer Form eine sehr heitere Komödie mit uralten Typen, die immer wieder gut wirken. Aus historischen Andeutungen läßt sich die Zeit der Handlung genau fixieren: 1816. Heyers Buch erfüllt vollauf seinen Zweck, es ist eine amüsante Lektüre.

Dr. Friedrich W a 11 i s c h

Der Tragxveiner Faust. Von Joseph Freudenreich. Ländenverlag, Linz. 66 Seiten.

Das ist unser einziges oberösterreichisches Faust-,.Drama", vom Lederer und Marktrichter Freudenreich etwa 1839 im Markte Tragwein (Mühlviertel) verfaßt, vom dortigen Lehrer Gregor Koller nachgeschrieben und so erhalten. Freudenreich dachte an seine Laienspieler und hatte — neben anderen Stoffen — hauptsächlich den 1798 in Wien erschienenen Roman „Faust, der große Mann" vor Augen. Künstlerisch wenig bedeutend, hingegen kulturgeschichtlich, literarisch und soziologisch von Wichtigkeit. Die Neuveröffentlichung ist ein beso deres Verdienst des oberösterreichischen Künstlerbundes.

Die Flucht ins Paradies. — Der Gott der neuen Erde. Romane. Von Ilse Schreiber. Buchgemeinde Alpenland, Klagenfurt 1952. 312 und 304 Seiten.

Die beiden Romane gehören stofflich zusammen. Die Handlung setzt etwa zur Zeit des japanischchinesischen Krieges, dieses Vorspiels, ein und endet in den ersten Wochen des zweiten Weltkrieges. Die Verfasserin ist bekannt als Anwalt des Auslanddeutschtums („Die Schwestern aus Memel", 1935), eine Rolle, die nicht immer zürn Glücke des Gesamten gespielt wurde, weil extreme Politik ein erwünschter Ball.

Lied in det Zeit. Gedichte. Von Maria Anna Hohl. Akademische Druck- und Verlagsanstalt, Graz. 60 Seiten.

In der Art Stefan Georges, indes weniger exklusiv, mehr an Heimat und Glaube gebunden, aber doch für einen engen Kreis erdacht.

Hanns Salaschek

Das Kochbuch. Von Elisabeth Schüler. 472 Seiten. Andreas-Verlag, Salzburg-Parsch. Preis 160 S.

1307 Rezepte mit Angabe der jeweils erforderlichen Mengen, Anleitungen für gefälliges Servieren, Belehrung über die wichtigsten Fragen der gesunden Ernährung und einige kurze Hinweise für Diätkost: das ist im wesentlichen die „Substanz" dieses Kochbuches, , das sich hierin von älteren kaum wesentlich unterscheidet. Seine Besonderheit liegt in der Bevorzugung der süddeutsch-österreichischen Küche und in der elegantmodernen Aufmachung, die nicht nur als muster haft, sondern als einzigartig bezeichnet werden kann. 24 mehrfarbige Tafeln und 120 einfarbige Abbildungen geben vielerlei Anregung und machen dieses Kochbuch fast zu einem graphischen Kunstwerk. Elfriede Schneider

Der Tiergarten reißt aus! Von Mira Lobe. Illustrationen von Susanne Weigel. Schönbrunn- Verlag, Wien 1954. 148 Seiten.

Dem verbreiteten „Schönbrunn-Buch" W. P. Kirschs läßt der Verlag den ausreiselüsternen Tiergarten folgen, den Versen die Prosa. Der Grundeinfall — Flucht und reumütige Heimkehr der Tiere — ist etwas larmoyant, ganz so einfach liegt nämlich das Zoo-Problem nicht (Felix Salten hat es in einem Buch sehr schön und tief an die Wurzel geführt). Aber Mira Lobes Geschichte enthält so reizende, humorvolle und erzieherische Einfälle, daß der Leser, besonders der kleine Leser, darüber hinwegkommt. Das Plädoyer für die (in Schönbrunn verdienstvoll begonnene) Aufsprengung der Käfige in individuelle Landschaft kann auf keinen Fall schaden.

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