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Im Westen nichts Neue. Von Erich Maria Remarque. Ullstein-Verlag, Berlin. 203 Seiten. Preis 1.90 DM.

Auch diese Neuauflage zeigt, daß das ehrliche, aufwühlende Buch dal echteste war und ist, das über den Ausnahmezustand im Menschlichen, den Vater aller bösen Dinge — den Krieg, geschrieben wurde. Eine Neuauflage in dieser Zeit mahnt, denn der nächste Krieg wird keine Generation kennen, die den Granaten entkommt.

Jo und der Herr zu Pferde. Von Alexander Lerne t - H o ] e n i a. Ullstein-Verlag, Berlin. 192 Seiten. Preis 1.90 DM. — Die Standarte. Von Alexander

Lernet-Holenia. Fischer-Bücherei. 215 Seiten. Preis 1.90 DM.

In einem dünnen Bändchen begegnet uns wieder jene Geschichte des englischen Majors und der schönen Schwedin, die einander begehrten, liebten und betrogen — in Paris, in Rom und in Wien. Trotz stellenweise brillanter Dialoge erreicht dieses Buch nicht die Dichte und Atmosphäre der „Standarte“, deren Handlung in die düsteren Spätherbsttage des Jahres 1918 fällt, in die Auflösung der ruhmreichen kaiserlichen Armee. Noch einmal erleben wir die vielschichtige Problematik des Viel-völkerheeres, in die die zarte und tapfere Liebesgeschichte eines Fähnrich im Schatten der Stadt und Festung „Beigerad“ hineingeflochten ist, umweht schon vom Zerfall einer alten Otdnungsmacht. Ein meisterliche Werk.

Drei Mann in einem Boot. Von Jerome K. J e-rome, Ullstein-Verlag, Berlin, lfl Seiten. Preis 1.90 DM.

Das ist die rechte Lektüre für den Urlaub. Leicht und spritzig schildert Jerome die Ferienerlebnisse dreier Freunde und eines Hundes während einer 14tägigen Ferienfahrt auf der Themse. Das ist alles. Aber wie das geschrieben ist! Geistreich, schalkhaft, glänzend. Dieses Buch begründete damals Jeromes Ruhm.

Leb wohl, Mr. Chips. Von James H i 11 o n.

Fischer-Bücherei. 155 Seiten. Preis 1.90 DM.

Lehrer, auf dem Kontinent allezeit Opfer spitzer Federn, finden in angelsächsischen Ländern freundlichere Beurteiler. Mr. Chips, Jahrzehnte an einem College lehrend, ist ein solcher Typ: gütig, mild und weise, der ruhende Pol im Zu- und Abgang der Schüler. Dieses Buch entstand aus der Begegnung Hiltons mit seinem alten Lehrer, es erlebte eine Millionenauflage; auch der Film bewies eine glückliche Hand.

Quartett in dritt. Von Hans R e i m a n n. Fotum-Verlag, Frankfurt-Wien. 218 Seiten. Preis 1.95 DM.

Vier Männer und ein Mädchen bescherte uns schon Wilhelm Busch mit seinem „Julchen“ in Versen. Hier bringt Hans Reimann die Geschichte in Prosa, flüssig und heiter. Ketteldreh heißt der Ort, in dem drei Herzen vergeblich entbrannten, während das vierte andernorts obsiegt. Ein unterhaltsames Ferienbuch.

Der Malteser Filke. Von Dashiell H a m m e 11. Ullstein-Bücher. 187 Seiten. Preis 1.90 DM.

Eine Lanze für den guten Kriminalroman. Hier ist einer, bereits zweimal verfilmt, mit jenen typisch raschen, präzisen und trockenen Dialogen. Andre Gide verglich Hamme, der selbst als Detektiv gearbeitet hatte, mit Hemingway. Und das heißt viel.

Dr. Fritz Egger

So mußt du leben. Von W. A. H o f m a n n. Verlag Eugen Winkler u. Co., Wien. 78 Seiten. Preis 26 S.

Der bekannte Psychotechniker Hofmann, Herausgeber der Monatsschrift für Arbeits- und Lebenstechnik „Arbeit am leb“, gibt hier den so oft gehetzten und innerlich unausgeglichenen Menschen unserer Gegenwart Ratschläge, wie sie ihr Leben besser — frei, heiter, gelöst — gestalten und so zur Entfaltung ihrer Kräfte, zur wahren Zufriedenheit auf dem Wege der Ueberwindung von Gier, Angst und Trägheit gelangen könnten. In dieser populären Abhandlung steht viel Richtiges und mancher nützliche Hinweis — aber von der Bedeutung der Religion für eine solche Erneuerung wird leider nichts gesagt, Dr. Theo Trümmer -''?'“-: ' ttijtt

Enthüllungen eines Familienvaters. Von Giovan-nino Guaresehi. Ullstein-Bücher. Preis 1.90 DM, Guareschis unstreitige Meisterschaft in der geistvollen und trocken-witzigen Darstellung des Alltags bekundet sich in seiner nun bei Ullstein wiedererschienenen ergötzlichen Selbstbiographie.

Dr. Friedrich Wallisch

Sudetendeutsches Geschichtsbild in Vergangenheit and Gegenwart. Schriften der Ackermann-Gemeinde. Heft 7. Verlag Preßverein Volksbote, München. 100 Seiten. Preis 1.50 DM.

Das schmale Bändchen gibt die Vorträge wieder, die bei der Siebenten Jahrestagung der Ackermann-Gemeinde in Dinkelsbühl im Jahre 1953 gehaltert wurden. Neben dem ehemaligen Prager deutschen Studentenseelsorger Dr. Paulus Sladek (Die eine Kirche und die vielen Völker) finden wir Professor Dr. Eugen Lemberg (Selbstbeurteilung und Geschichtsbewußtsein der Sudetendeutschen), Doktor Helmut S1 a p n i c k a (Deutsche und Tschechen), Ministerialrat Dr. von Hoffmann (Die Sudeten- deutsche Volksgruppe im Exil) und Kurt G. K i e-Singer (Deutsche Zukunft in Europa) vertreten. Die Vorträge sind von absoluter Illusionslosigkeit erfüllt. Ein tiefer Geist der Versöhnung atmet aus ihnen, der jeden Haß und jede Vergeltung ablehnt. Anerkennenswert auch das Erkennen und Verurteilen der eigenen Fehler. So stellen diese Reden ein beachtenswertes Dokument dar. das ein großes Echo besonders im sudetendeutschen und tschechischen Emigrantenlager finden sollte.

Jan Hus. Aufstand wider Papst und Reich. Von Melchior V i s c h e r. Societätsverlag, Frankfurt am Main. 414 Seiten.

Die landläufige Darstellung sieht in Jan Hus den großen nationalen, sozialen und religiösen Revolutionär Böhmens. In Wirklichkeit war er nur das auslösende Moment, das eine Lawine ins Rollen brachte. Der Hussitismus hat oft das Antlitz von Hus verdeckt. So ging er mit seinen Anhängern nicht konform, die auch den Laien den Kelch reichten, jenen Kelch, der zum Symbol der ganzen hussi-tischen Bewegung werden sollte. Auch war er nicht der extreme Tscheche, als der er oft dargestellt wird, konnte es schon aus dem Grunde nicht sein, weil seine schärfsten Gegner selbst Tschechen waren. Bis knapp vor seinem Tode schrieb er nur Latein, neben tschechischen Predigten sind auch deutsche Ansprachen von ihm bekannt. Auch fühlte er sich immer als Sohn der einen Kirche, obwohl seine Lehre in vielen Punkten der katholischen Lehre widersprach und von dieser mit Recht verurteilt wurde.

Melchior Vischer, dessen Werk über Hus bereits 1940 das erste Mal erschien, dann aber verboten wurde, versucht diesen Hus zu schildern wie er wirklich war. Er gibt darüber hinaus eine Schilderung der Zeit und der Länder, in denen Hus lebte und wirkte, mitsamt ihren Sitten und Gebräuchen, und entwirft damit ein Kolossalgemälde dieser Epoche, das in vielem an Huizingas „Herbst des Mittelalters“ erinnert.

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