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Lord Byron. Roman einer Leidenschaft. Von Kasimir E d s c h m i d. Forum-Verlag, Frankfurt am Main-Wien. 319 Seiten. Preis 1.95 DM.

Der 1929 erstmalig erschienene Roman erzählt das Leben des großen englischen Dichters Byron, vor allem aber die Geschichte seiner leidenschaftlichen Liebe zu seiner Halbschwester Augusta, eine Beziehung, die mancherlei Konflikte auslöste. Alles wird in einem betont weltmännisch-lässigen, knappen Stil berichtet. Edschmid wollte seinen Helden, den er immer nur „Georgy“ nennt, möglichst sachlich und unromantisch als einen auch sportlich tüchtigen Gentleman darstellen und tat hier des Guten etwas zuviel. Die Dämonie dieser Gestalt wird nicht spürbar, und auch das dichterische Schaffen Byrons wird nur so nebenbei erwähnt.

Dr. Theo Trümmer

Das geduldige Fleisch. Von Willi Heinrich. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart. 630 Seiten.

Seit Remarque gibt es eine phrasenlose Aussage über den Krieg, die nach den patentierten Ruhmesrednern des Heldentodes (Ettighoffer, Beumelburg, Zöberlein) in der deutschen Literatur über den zweiten Weltkrieg ihre Fortsetzung findet. Heinrichs Buch gehört dazu. War Verdun und die Materialschlacht der Westfront das bevorzugte Thema nach dem ersten Krieg, so ist es jetzt die grausame Menschenmühle der Ostfront. Dieser Roman ist das Kriegserlebnis der Ostfront und seiner Soldaten. Ein packender, erschreckender Bericht über jenen Ausnahmezustand des Menschlichen mit seinem Vokabular: Angriff, Rückzug, Partisanen, Todesangst, Tapferkeit und Feigheit. Der Autor, reich dekorierter Soldat, war dabei gewesen. Vieles ist, weil es nicht erdacht werden kann, aus eigenem Erleben erzählt. Diejenigen, die diese Front kannten, werden vielleicht sagen: so war es; diejenigen, die nicht dabei waren, werden sagen: so furchtbar könnte es gewesen sein. Aber alle werden sagen: Möge es nie, nie mehr sein!

Kleine Geschichte Italiens. Von Josef Schmitz van Vorst. Verlag Heinrich Scheffler, Frankfurt am Main. 160 Seiten. Preis 6.80 DM.

Das handliche Bändchen kann jedem an Italien interessierten Leser warm empfohlen werden. Der Verfasser, ein langjähriger Korrespondent der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ in Rom, hat es mit wirklich bemerkenswerter Geschicklichkeit verstanden, eine sehr knappe, aber trotzdem kein wichtiges Ereignis übergehende Darstellung der italienischen Geschichte zu schreiben. Sehr gut gelungen ist die Schilderung der dunklen Jahrhunderte in der Geschichte der Apenninenhalbinsel, der Zeiten nach ,der Völkerwanderung, der Königreiche der Goten und Langobarden und deren Kämpfe mit den Heeren Ost-

Roms und der fränkischen Könige. Besonders begrüßenswert ist auch der Versuch, den Leser in die nördlich der Alpen so vernachlässigte Geschichte des modernen Italiens einzuführen. Bei der Knappheit des zur Verfügung stehenden Raumes ist es unvermeidlich, daß dieser Abschnitt etwas skizzenhaft ausfällt. Das Büchlein ist auch ein praktischer Begleiter für eine Italienreise, denn immer wieder wird auf die Zusammenhänge zwischen geschichtlichen Ereignissen und noch vorhandenen Baudenkmälern und Kunstwerken hingewiesen.

Der Mann von Astert. Roman. Von Stefan Andres. Piper, München. 2. Auflage. 480 Seiten. Die Bücher der Neunzehn. Band 14. Preis 7.80 DM.

Wer — zufällig oder freiwillig — in Schuld geraten ist, muß lange leben, bis „man einen Schlag vor den Kopf kriegt, daß einem die Knie wanken und das Herz stillsteht für einige Atemzüge, das Auge aber über der Tiefe schwebt und in der Fülle seine eigene Winzigkeit erkennt: dann, ja das ist es, die feine, geheime Langeweile hört auf und alle Ausgeschlossenheit unseres verlorenen Herzens“. Solche Absolution ohne priesterliche Vermittlung erzählt dieser Roman. Vitale, künstlerisch eigenartige, verworrene Menschen und Schicksale greifen hier ineinander und werden für den „Mann von Asteri“ zum treibenden Anlaß, zu sich selbst zu kommen. Das süditalienische Cittä morta und das attische Griechenland sind die geeigneten Kulissen, vor denen sich dieses Leben abspielt: Mischung aus Christlich und Heidnisch, aus Gott und Göttern. So ist auch der ganze Roman — glänzend und bedrückend, voll Leben und Komik.

Erste Liebe. Von Luise Rinser. Arche-Verlag, Zürich. 58 Seiten. Arche-Bücherei 181/182. Preis 3.80 DM.

Diese mühsame „erste Liebe“ und alles Brauende aus Trieb und Gefühl und Wunsch nach Weite und unbestechlichem Sinn für Schönheit! Hier wird sie erzählt wie ein Mädchen sie besteht und wie es nach einem unverstandenen Kusse ebenso unverständlicherweise flieht — vor „Karl Unterberger“ —; denn die „Ersten“ haben immer solche belanglose Namen für ein belangloses Leben, in dem die „erste Liebe“ das Besondere sieht, es aber nicht halten kann! Und am Ende: die Tränen. Aus Weltschmerz? Aus Selbstmitleid? Aus Furcht vor dem unbekannten Leben? Wer kennt sich aus?! Viel später erst weiß man, daß die Verwirrung sich legt, aber die Traurigkeit niemals ganz aufhört. — Diejenigen, die ihre vergangene Jugend nicht verleugnen wollen, werden dies behutsam geschriebene Büchlein mit einem geheimen Einverständnis lesen.

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