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Popen sind auch nur Menschen. Roman von Stevan S r e im c. Aus dem Serbischen übertragen und frei bearbeitet von Alfred Buttlar Moscon. Eduard Wancura Verlag, Wien-Stuttgart. 318 Seiten.

Der südslawische oder, richtiger gesagt, serbische Dichtr Stevan Sremac (1855 bis 1906) gilt als führender Vertreter des vom Russischen beeinflußten heiteren Realismus. Sein Hauptwerk „Der Pope Cira und der Pope Spira“ spielt in einem entlegenen Nest der Batschka zur Zeit des alten Oesterreich-Ungarn, als dort Slawen, Deutsche und Ungarn im Geiste des Sichverstehens nebeneinander lebten. Der unter dem Titel „Popen sind auch nur Menschen“ zum erstenmal verdeutschte Roman ist eine etwas ausführlich erzählte idyllische Humoreske. Die zwei Popen des Ortes und ihre Gattinnen vertragen sich miteinander ausgezeichnet. Doch hat jedes der beiden Paare eine heiratsfähige Tochter. Und diese Tatsache, verschärft durch das Erscheinen zweier geeigneter Schwiegersöhne in spe, bringt in die vergnügliche Stille ein wenig Unruhe, bis eine Doppelhochzeit das Gleichgewicht des ländlichen Lebens wiederherstellt. Das wird mit viel echtem Humor und mit ergötzlicher Kleinmalerei vorgetragen.

Ganz ausgezeichnet ist die deutsche Wiedergabe, die von Alfred Buttlar Moscon stammt, der sich ja nicht nur als gefühlsstarker Dichter — „Mariae Glockenspiel“! —, sondern auch als höchst kultivierter, wortgewandter Uebersetzer viel bewährt hat. Von der Richtigkeit des Vermerks „frei bearbeitet“ sind wir überzeugt. Buttlar hat sicher manches Derbe gemildert und, ohne den Autor um sein Recht zu verkürzen, die heitere Geschichte aus dem Südosten uns Mitteleuropäern erst ganz mundgerecht gemacht.

Das Mädchen vom Libanon. Von Claude U11 i n. Schwaben-Verlag, Stuttgart. 162 Seiten. Preis 4.50 DM.

Eine sehr einfache Geschichte: Die beiden jungen Französinnen Monique und Isa schließen Freundschaft auf einer Reise von Paris nach Beirut, wo ihre Väter beruflich arbeiten und die ganz unvorbereiteten Mädchen nun plötzlich erfahren, daß ihre Fami'icn tödlich miteinander verfeindet sind. Kci-flikte über Konflikte, die schließlich ihre glückliche Lösung finden, nicht zuletzt durch die kluge und uneigennützige Vermittlung Annemaries, des „Mädchens vom Libanon“, die Moniques Familie eng verbunden ist. Die Fabel wird gut erzählt, während die eingeflochtenen Partien über Atmosphäre und Landschaft des Orients oft blaß bleiben und schablonenhaft wirken.

Eine besonders für junge Mädchen geeignete Lektüre.

Locke sie wie eine Taub. Roman. Von Jessamyn West. Rainer-Wunderlich-Verlag, Stuttgart. 374 Seiten. Preis 13.80 DM.

Die ist die köstliche Lebensgeschichte des irischen Quäkers Jess Birdwell, der sich im vergangenen Jahrhundert an den Ufern des Muscatatuck in Indiana ein Haus baute, in dem er mit seiner sehr geliebten Frau Eliza und einer Schar wohlgeratener Kinder ein Leben in Frieden und Freude führte. „Voller Verwunderung, immer auf der Suche und überall drin mit der Nase“, sagt Eliza von ihrem Jess, noch als er 80 Jahre alt ist. Ihm wird die Welt nie fad, weil er ihre Schönheiten überall zu entdecken vermag; er ist den Geheimnissen des Lebens auf der Spur, ohne sich in ihnen zu verlieren, weil sein eigenes Leben in Gott gegründet ist. Ein höchst persönliches, ein wunderbar erfülltes Dasein, dem wir, deren Leben sich so weit vom Ursprünglichen entfernt hat, mit ein wenig Neid, aber mit noch mehr Entzücken nachgehen. Ein Buch, das sehr viele Leser finden sollte.

Lady Katarina. Roman. Von Anya S e t o n. Kurt-Desch-Verlag, Wien. 548 Seiten.

Man denkt an die Geschichte von Aschenputtel und dem Prinzen bei den Schicksalen der Katarina de Roet, eines einfachen Mädchens aus dem Volk, dessen Liebreiz und Schönheit die Männer am englischen Hof beunruhigt, das mit 15 Jahren die Frau des Sir Hugh Swynford, später die Geliebte und schließlich die Ehefrau Johns of Gaunt, des mächtigen Herzogs von Lancaster, wird und damit die Stammutter der Tudors und Stuarts. Viel Schuld und Verstrickung, viel Unheil und Bitternis gibt es auf Katarinas Weg: aber ihre große und echte Liebe, ihr unbestechliches Gefühl für Recht und Unrecht, dem sie ihre persönlichen Wünsche unterordnet, wird nach vielen Prüfungen -und Entsagungen aller Unbill Herr — wie im Märchen | Die amerikanische Autorin stellt ihre Geschichte lebendig in den Rahmen der Zeit, in der diese abenteuerlichen Schicksale sich abspielen: jenes gärende 14. Jahrhundert mit seiner ungezügelten sinnenfreudigen Diesseitigkeit auf der einen und seinen religiösen und sozialen Spannungen auf der anderen Seite.

Für die Liebe geschaffen. Von Marielene Leist. Verlag Josef Knecht, Carolusdruckerei, Frankfurt am Main. 276 Seiten. Preis 10.80 DM.

Dieses Buch will erklären, in einem höheren Sinn aufklären und das junge Mädchen auf den Lebensinhalt der Frau vorbereiten. Es setzt sich offen und sachlich mit allen Fragen der Reifejahre auseinander und ist aus christlichem Verantwortungsbewußtsein heraus geschrieben. Die etwas heftige Bemühung um die Anschaulichkeit wird junge Leserinnen gewiß ansprechen. Etwas mehr Humor hätte vielleicht auch eine auflockernde Wirkung gehabt. Einen kleinen Mißgriff bedeutet .der als Abschluß zitierte Brief Saint Exuperys an seine Frau.

Dolomitensagen. Von Auguste Lechner. Ty-rolia-Verlag, Innsbruck. 299 Seiten. Preis 54 S.

Auguste Lechner, bereits bekannt durch die romanhafte Nachdichtung mittelalterlicher Epen, hat sich mit diesem Band, dessen stoffliche Grundlagen der Sagensammhing Karl Felix Wolffs entnommen sind, um unser Jugendschrifttum wieder aufs Höchste verdient gemacht. Diesen Sagen haftet nichts von lesebuebartiger Lehrhaftigkeit an, sie sind meisterhaft erzählt — literarisch, bildungsmäßig und pädagogisch ein großer Gewinn, ein wirkliches Jugendbuch — und mehr als das. Etwas weniger Freude bereiten die Illustrationen, die In Ihrem Werl recht ungleichmäßig erscheinen.

ohne Träume. Von ;Horst Mönnich. Georg-Westermahn-Verlag,' Braunschweig., 291 Sei--ten. Preis 9.80 DM.

Tucholsky hat es schon vor Jahrzehnten gesagt: In Deutschland ist es so, daß die Linke schreibt und die Rechte handelt. Ueberblickt man die Zeitliteratur über das Thema der aus der Währungsreform von -1948- geborenen bundesrepublikanischen Gesellschaft, dann kann man feststellen, daß dies heute in noch krasserem Sinn zutrifft als in den Weimarer Tagen Tucholskys. Abgesehen von Reiseprospekten und Festjahrbüchern wird man ,wohl nur schwer ein Buch finden, das das Preislied des „deutschen Wunders“ anstimmt. Die Nuancen seiner Beurteilung schwanken zwischen resignierter Ironie, schwarzem Untergangspessimismus und wildem Haßgesang. In diesem . Kpnzert spielt Horst Mönnich wenigstens noch sp etwas wie die Trauerflöte (mit ein wenig frommer Ha.rmonium-begleitung). Er sammelt die einzelnen Melodieteile der Symphonie Adenauer-Deutschland und reiht sie nicht eben absi;htslos, aber dennoch ohne das Furioso der Tendenz aneinander. Dabei entsteht dann ein recht reizvolles Divertimento. Mag das ein oder andere Bild auch unscharf oder durch übergrelles Licht verzerrt sein, so rundet sich dies dann doch zu einem in grauen Pastellfarben gehaltenen Gesamtgemälde der deutsehen Wirklichkeit. Die große und unzweifelhaft echte Sehnsucht dieses jungen Deutschen, der hier Wirklichkeit hinter Fassaden sucht, mündet durchaus sinnvoll und konsequent in die Choräle des gesamtdeutschen Kirchentages 1953 in Leipzig ein. Inzwischen aber ist-die Geschichte im guten wie im schlechten Sinn weitergegangen.

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