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GROSSE LIEBE FÜR DIE KATZ. Von Hans S 1e e n. Mit 80 Photos auf Kupfertiefdrucktafeln und 32 Zeichnungen von Bernhard Borchelt. Safari-Verlag, Berlin. 199 Seiten.

Können Sie sich Hitler mit einer großen Angorakatz am Arm vorstellen? Nein. Der deutsche Diktator gab da schon ähnlich wie heutzutage Nikita Chruschtschow einem großen Wolfshund den Vorzug . . . Daraus sowie aus der Tatsache, daß wir in den letzten Jahren in einer Reihe von Katzenbüchern die „Rehabilitierung“ unserer Mäusetiger erleben, den Schluß zu ziehen, daß der Hund ein „autokratisches“ Tier, die Katze aber die Gefährtin des Demokraten sei, wäre gewiß zu allgemein. Aber immerhin. Wieso hat gerade unsere Zeit wieder die „große Liebe für die Katz“ entdeckt. .. ?

Hans Steen erzählt unter obigem Titel manches Wissenswerte und kulturgeschichtlich Interessante über unsere „kätzischen“ Hausgenossen. Wer zum Beispiel weiß, daß die Engländer im zweiten Weltkrieg die Sympathien der Birmesen nur dadurch gewinnen konnten, daß ein findiger Oberst auf die Idee kam, alle Kompanien seiner Division mit Scharen der von den Birmesen so geliebten weißen Katzen auszurüsten . ..

80 originelle Photos und 32 Federzeichnungen werben bei mehr optischen Typen — eben für die Katzl Konrad Fels er

EIN MANN BEZWINGT DIE NOT. Lebensroman Friedrich Wilhelm Raiffeisens. Von Franz Braumann, österreichischer Agrarverlag — Österreichischer Bundesverlag, Wien. 228 Seiten.

Der Begriff Raiffeisen ist bekannt, nicht aber der Mann dieses Namens, sein Leben und sein Kampf für die Bauern. Braumann erzählt von den bitteren Zeiten, die Raiffeisen mit aller Zähigkeit überdauert, um seine Idee zum Siege zu führen. Die Auflockerung des Tatsächlichen in Form eine* bewegten, spannenden Romans ist dem Verfasser vollkommen gelungen. Das Buch geht den Bauern an, aber wahrhaftig nicht nur ihn.

AUF ENDLOSEN STRASSEN. Abenteuer der Menschheit. Von Gerhart Ellert. Illustrationen von Hilde Seid!, österreichischer Bundesverlag, Wien. 190 Seiten.

Es ist längst kein Geheimnis mehr, daß hinter dem männlichen Decknamen Ellert eine Frau steht. Um so seltsamer das Phänomen: Diese Kärntner Dichterin zählt heute zu den stärksten Persönlichkeiten im Bereiche des historischen Romans. Diesmal gibt ie uns ein Buch, in dem nicht eine Zeit oder eine Gestalt vorherrscht. Die Straßen der Weltgeschichte, die Bereiter des Friedens oder Mittler des Kampfes sind, bilden das Wesen des Buches. Knappe, glänzend gestaltete Szenen führen den Leser auf diesen Straßen durch Jahrhunderte. *

JEDEM MENSCHEN BRUDER SEIN. Von Henry Wadswörth Lorigfellow. Übertragen von Emmy Klein-Synek. Amandus-Verlag, Wien. 80 Seiten.

Den großen amerikanischen Dichter des 19. Jahrhunderts, dem eine Welt zu Füßen lag, unseren Lesern und unserer Zeit nahezubringen, bildet den hohen Wert des Bandes. Wie sehr spricht Long-fellow uns Heutige an, wie nahe wird er uns in seiner Lyrik I Entscheidend wirkt dabei die ausgezeichnete Verdeutschung mit, für die Emmy Klein-Synek besonderen Dank verdient.

DAS SKLAVENMÄDCHEN VON SAN DOr MINGO. Erzählung aus der Zeit der französischen Revolution. Von Ernst Joseph G ö r 1 i c h. Verlag J. Pfeiffer, München. 135 Seiten.

Aus den Wirren der französischen Revolution flüchtet ein kleines Mädchen nach der Kolonie San Domingo, dem späteren Haiti. Durch die Ränke habsüchtiger Verwandter wird das Kind, da die Mutter ein Halbblut gewesen ist, zur Sklavin erniedrigt. Das Problem liegt in einer Parallele: Das Christentum bekennt sich zur Gleichheit aller Menschen, auf anderer Grundlage verkündet die Revolution scheinbar dieselbe Gleichheit. Das Buch, aus der Feder einer unserer besten österreichischen Erzähler, ist interessant, ist spannend, Zeit und Umwelt sind überzeugend dargestellt. Ob es ich, wie der Verlag angibt, gerade für Mädchen bis zu dreizehn Jahren eignet, möchten wir allerdings bezweifeln.

DER TATERMANN. Ein Bauernroman zwischen Himmel und Hölle. Von Maria S c h m i t. Verlag Styria, Graz, Wien, Köln. 320 Seiten. Preis 72 S.

In die überlieferte, festbegründete Ruhe des Bauerntums dringt das neue technische Wissen ein, das der Jungbauer Florian heimgebracht hat Wie er nun ein steinernes „Götzenmandl“ aus der Awarenzeit ausgräbt, den Tatermann, wird aus dem Zusammenstoß de guten Überkommenen mit dem Neuen ein dramatischer Konflikt, der sich zuletzt unter der Glaubenskraft des Christen löst. Der Widerstreit zwischen dem dunklen Heidnischen und der Klarheit des biblischen Wortes ist von der Dichterin mit allen Gestalten der Bauern und ihrer Umwelt so meisterhaft gezeichnet, daß wir hier in Staunen und Bewunderung ein großes episches Talent erkennen. Mag auch manches zu breit geschildert sein, so ergeben doch die. vielen Einschöbe, die wertvolle Bestandteile der Volksdichtung vorführen, ein überzeugend schönes Gesamtbild. Aufs lobendste hervorzuheben ist die Sprache der Dichterin, ein grandioses Einschmelzen des Mundartlichen ins Hochdeutsche.

CONSTANZE UND DAS HÜNDCHEN. Von Hans Homberg. Illustrationen von Gerhard Reuter. Österreichischer Bundesverlag, Wien. 144 Seiten.

Homberg erzählt die anspruchslose Geschichte eines Hündchens, das an freundliche Menschen geraten ist. Anekdotisches trägt zum Vergnügen des Lesers bei. Das Buch hat einige Vorzüge. Sein Wert wird durch die armseligen Illustrationen nicht erhöht.

DER LIEBESHIMMEL. Von Felix Braun. Amandus-Verlag, Wien. 163 Seiten.

Ein in bestem Sinne schweres Buch. Die Tiefe und die Kraft der Gestaltung erinnern an Felix Brauns „Stachel in der Seele“. Eine wahrhaft danteske Schau führt uns zum Vergangenen und Ewigen. Auf grandiose Art verbinden sich der Epiker und der Lyriker. Der Verlag hat dieses Juwel des Geistes in einer feinen Ausstattung gefaßt.

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