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In kurzer Form besprochen

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Man kann es dem St.-Gabriel-Verlag nicht hoch genug anrechnen, daß er uns mit einem neuen Werk des berühmten Forschers Paul Schebesta bekanntmacht, der als Mitglied der Steyler Missions-’ gesellschaft unermeßlich viel für die Völker Afrikas und Asiens getan hat. Den Ureinwohnern der hinterindischen Halbinsel Malaya gilt das Buch. Es ist sachlich und lebendig, voll Herz und auch mit viel Sinn für Humor.

VETTER BASILIO. Von José Maria Eça de Queiroz. Insel-Verlag, Wiesbaden. 483 Seiten. Preis 67 S.

Die Weltoffenheit deutscher Verleger, eine späte Folge der Abschließung vor rund 20 Jahren, verfällt zuweilen einer nicht wohlwollenden Beurteilung. Durchaus erfreulich erscheint es mir jedoch, wenn einer der bedeutendsten Romanciers des 19. Jahrhunderts, der Portugiese Eça de Queiroz, mit seinem Buche „Vetter Basilio" nun in guter Übersetzung wieder zu Worte kommt. Dasselbe Werk war schon einmal, noch zu Lebzeiten des Dichters, deutsch erschienen. Es ist ein Liebesroman großen Formats.

DIE SCHULD DER VÄTER. Von William Humphrey. Aus dem Englischen. Henry-Goverts-Verlag, Stuttgart. 420 Seiten. Preis 114 S.

Das Erstlingswerk des Amerikaners Humphrey unter dem Titel „Die Schuld der Väter“ ist ein Ehe- und Familienroman von Bedeutung. Die Konflikte, die sich mehr und mehr verdichten, werden so geführt, daß man das starke Talent des Autors erkennt. Nebenbei gesagt: der Roman, der in Texas spielt, wird auch die Anteilnahme der Jäger finden.

PAMPASWIND AUF MEINEN SAITEN.

Von J. Zavala M u n i z. Verlag J. P. Bachem, Köln. 260 Seiten. Preis 94 S.

Bei den Gauchos in Uruguay spielt der ungemein lebendig geschriebene Roman „Pampaswind auf meinen Saiten" von Muniz. ln eine bunte, uns fremde Welt mit ihrem raschen Pulsschlag führt uns das fesselnde Buch.

AUF WEGEN OHNE ZIEL. Von Luis G o y t i s o 1 o. Verlag J. P. Bachem, Köln. 264 Seiten. Preis 94 S.

Der Verlag Bachem macht es sich systematisch zur Aufgabe, uns besondere Proben aus der jungen spanischen Literatur vorzulegen. Die vorliegenden sieben Erzählungen, die nur im Grundmotiv, nicht in der Handlung selbst Zusammenhängen, zeugen von einem schmerzlichen, einem nahezu pessimistischen Verhältnis zu Welt und Leben. Sie sind glänzend geschrieben.

Friedrich W a ll i s c h

DAS LOCH IN DER JACKE DES GRAFEN BOCK VON BOCKENBURG. Von

Otto Heinrich Kühner. Langen-Müller- Verlag, München. 390 Seiten.

Eine köstliche Parodie unserer Wirtschaftswunderwelt. Da gibt es scharfe, aber immer mit Humor gewürzte Seitenhiebe auf den Materialismus der neureichen, traditionslosen Kreise, denen etwas spinöse, jedoch liebenswerte Figuren des verarmten Adels gegenüberstehen. Erstaunlich, welche Spannung der Autor mit seiner Erzählweise zn erwecken w’eiß: seine Geschichte setzt sich nämlich aus Gedankenfetzen der einzelnen Personen zusammen: man sieht die Geschehnisse im Spiegel sehr gegensätzlicher Individuen, die jeweils einen bestimmten Typus vertreten, dazu aber höchst originelle Charaktereigenschaften aufweisen.

DER JUDAS DES LEONARDO. Von

Leo P e r u t z. Paul-Zsolnay-Verlag, Wien. 229 Seiten.

In diesem nachgelassenen Werk erzählt

Leo Perutz, wie Leonardo da Vinci in

dem böhmischen Kaufherrn Joachim Be-

haim, der in Mailand eine alte Schuld einzütreiben versucht, das Modell des

ludas für sein berühmtes „Abendmahl“ findet. — Anschaulich in der Schilderung des mailändischen Lebens um 1500 — des

Hofes Ludovico Sforzas, der Künstler und Zechkumpane, der Bürger, Kaufherren und kleinen Leute —, mit sicherer Kenntnis der zwiespältigen menschlichen Natur.

DIE BAROCKE KERZE. Von Josef Martin Bauer. Mit Zeichnungen von Josef K. Nerud. Ehrenwirt-Verlag, München. 108 Seiten. Preis 5.80 DM.

Ein echtes Novellenmotiv wird hier knapp und prägnant gestaltet, die wunderliche, rational nicht faßbare Verkettung von Umständen geschickt entwickelt. Bauers Sprache ist in dieser Erzählung, im Gegensatz etwa zu seinem Roman „Kranich mit dem Stein“, einfach und durchsichtig, wenn freilich auch die Dichte und Formvollendung der klassischen Novelle nicht erreicht wird.

ANTONIO - DER MANN, DER SICH SELBST FAND. Von Norman P a i n t i n g und Michael D a y. J.-P.-Bachem-Verlag, Köln. 227 Seiten. Preis 11.80 DM.

Dieser „Roman“ zweier englischer Oratorianer über den heiligen Antonius von Padua bringt zwar eine Fülle von Einzelheiten aus dem Leben des großen Franziskaners. Wo aber von seinem W’esen die Rede ist, fehlt es an der Lebendigkeit und ursprünglichen Sicht, die allein den modernen Leser an das Phänomen der Heiligkeit heranzuführen vermag.

Dr. Anneliese D e mp f

Vom Dichter zum Leser

Bei manchem Werk eines berühmten Mannes möchte ich lieber lesen, was er weggestrichen hat, als was er hat stehenlassen. Lichtenberg

Es gibt Bücher, die lesenswürdig, aber nicht lesbar sind. Goethe

Schriftsteller, die ihrem Weltbild sprachlich nicht gewachsen sind, nennt man in Deutschland Seher. Gottfried Benn

In den Dichtern träumt die Menschheit.

Hebbel

Zur Popularität gelangen deutsche Schriften durch einen großen Namen oder durch Persönlichkeiten oder durch gute Bekanntschaft oder durch Anstrengung oder durch mäßige Unsittlichkeit oder durch vollendete Unverständlichkeit oder durch harmonische Plattheit oder durch vielseitige Langweiligkeit oder durch beständiges Streben nach dem Unbedingten.

Friedrich Schlegel

Ein Buch, das nicht wert ist, zweimal gelesen zu werden, ist auch nicht wert, daß man es einmal liest. K. J. Weber

Vom Schlechten kann man nie zuwenig und das Gute nie zuoft lesen.

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