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Ausgewählte Erzählungen. Von Arthur Schnitzler S -Fischer-Verlag, Frankfurt am Main. 588 Seiten.

Schnitzlers Eigenart, seine vor allem an Freud geschulte psychologische Technik, seine Morbidezza und sein Panerotismus, bedürfen keiner besonderen Kennzeichnung mehr. In den meisten seiner Novellen malt er m schillernden Farben das Bild einer ganz bestimmten Gesellschaft des Wien der Jahrhundertwende. Die geschilderte Zeit und ihre Menschen werden durch Schnitzlers Werk keineswegs überragt. Beide können somit als „historisch“ bezeichnet werden. Der wohlausgestattete Band umfaßt 21 der bekanntesten Stücke. H. F.

Harald Kreutzberg. Sein Leben und seine Tänze. Wilhelm-Frick-Verlag am Graben in Wien. 85 Seiten Text und 160 Abbildungen.

Eine populäre Monographie, deren Autor selbst Künstler ist und Mitarbeiter des großen Tänzers war. Viele Details, besonders die Abstammung von einer abenteuerlichen Ahnenreihe und die Anfänge des jungen Kreutzberg betreffend, sind interessant. Leider wird kaum der Versuch einer geistesgeschichtlichen Deutung und Einordnung von Kreutzbergs zwielichtiger Kunst unternommen. Daß die kritische Sonde kaum die Oberfläche ritzt, ist bei Büdiern dieser Art üblich, in diesem Falle besonders verständlich. Die Auswahl und Reproduktion der Bilder, die den eigentlichen Haupiteil bilden, sowie die Ausstattung des noblen Großoktav-Ganzleinenbandes können als vorbildlich bezeichnet werden.

H. F.

Der neue Assistent. Von A. J. Cronin. Paul-Zsolnay-Verlag, Wien 1590. 308 Seiten.

Die Gestalt eines jungen Arztes dient als Bindeglied, das novellenartige Erzählungen vom Schicksal einzelner Kranker lose zusammenfaßt. Cronin gelingt es hier nicht, die Tiefe menschlichen Leids darzustellen, es bleibt bei seichtem, konventionellem Geplauder. Wer den Roman des Verfassers, „Die Zitadelle“, ein Buch voll dichterischen Schwunges, kennt, wird den „Neuen Assistent“ enttäuscht aus der Harid legen.

W. F.

Stine Menschenkind. Roman. Von Martin Andersen N e x ö. Globus-Verlag, Wien. 776 Seiten.

Vom ersten Schrei der Neugeborenen bis zum letzten Seufzer der Fünfundzwanzigjährigen: eine einzige Anklage gegen die Trägheit des Herzens, gegen die Ausnützung der sozial Tiefgestellten, gegen die Unterdrückung wahrer Gesinnung, gegen die lächelnde Lüge der Gesellschaft. Wem es gegeben, die tendenziösen Mißtöne dieser Fanfare zu überhören, zu vergessen, welche politische Stellung dem Autor in der Gegenwart zugewiesen wurde, was ihn zwingt, auch mit dialektischem Raffinement die Religion anzugreifen, dem bleibt noch genügend des Schönen: dort, wo die Stimmgabel der Wahrheit allein schwingt.

' ; .-H.. S.

Schmetterlingszauber. 8 Bilder von Mila Lippmann - Pawlowski, Verse von Anny Köhler. Pinguin-Verlag, St. Johann in Tirol. — Vorsicht, Ulli! Von Julia Genner. Gerlach und Wiedling, Wien 1950. 189 Seiten.

„Schmetterlingszauber“ ist eine angenehme Unterrichtsstunde für kleine Insektenfreunde, an der die acht farbigen, durch Märchenfiguren reizvoll belebten Bildtafeln (sauberer Offsetdruck durch Wagner, Innsbruck) und die leicht faßlichen, flüssigen Verse gleichen Anteil haben. — „Vorsicht, Ulli!“, der zweite in sich geschlossene Teil einer Jungmädchenbuchreihe, erzählt . in anspruchsloser, aber lebhafter Form von Ullis kurzen Sommerferien an der Thaya und (weitaus glücklicher) von einem erlebnisreichen Herbst und Winter bei Schweizer Pflegeeltern. Im ersten Teil störende, banale Gespräche. Einiger Erziehungswert. Wenig geschmackbildend die Illustrationen (Seite 109!). . R. H.

Sprechtechnisches Übungsbuch. Ein Unterrichtsbehelf aus der Praxis für die Praxis. Von Vera . Baiser -Eberl e. österreichischer Bundesverlag, Wien. 92 Seiten.

Ein gut verwendbarer Arbeitsbehelf jedoch vermag auch das beste Lehrbuch der Sprecherziehung den Lehrer nicht zu ersetzen.

R. D. w

(Kurzbesprechungen von: Helmut Fieditner, Friedrich Wallisoh, Hanns Salaschek, Roman Herle, Robert Dittrich.)

Die „Dritte Osterreichische Buchwoche“, welche in der Zeit vom 12. bis 19. November in den wichtigsten österreichischen Städter von den heimischen Verleger,! veranstaltet wird, zeigt einige bemerkenswerte Erscheinungen: so vor allem, laß trotz schwerer Krise die Schaffenskraft des östei reichischen Verlagswesens ungebrochen ist und auf allen Gebieten neue und schöne Leistungen vorliegen. Von den einzelnen Gebieten ist natürlich die schöne Literatur mit den meisten Werken vertreten, aber auch das Kunitbuch wie auch das wissenschaftliche Buch nehmen einen breiten Raum ein. Auf dem Gebiet der schönen Literatur nehmen weiler der h,storische Roman wie auch Übersetzungen aus fremden Sprachen einen überragenden Platz ein Die Ausstattung ist bei allen Werken, besonders aber bei den Kunstbüchern, fast durchwegs friedensmäßig. Die Schutzumschläge mancher belletristischer Werke sind durch ihre Blässe zuwenig wirkungsvoll. Eine Steigerung wird hier sicher noch möglich sein, allerdings wohl ntir wenn von den Verlagen auch für diese Sparte mehr Mittal zur Verfügung gestellt werden.

Allen Anzeichen nach ist die große Krise im Buchgeschäft bereit im Abflauen und heuer wieder ein gutes Weihnachtsgeschäft zu erwarten. Dies vor alle'n wohl auch deshalb, weil die Preise der Büdier, verglichen mit andern Waren, noch am wenigsten gestiegen sind.

Zu der Ausstellung in Wien selbst sei nur eine kurze Kritik gestatlei: wenn eine derartige Ausstellung — was nur recht und billig ist — in dem Prachtfoyer der noch immer kaiserlich wirkenden Oper veranstaltet wird, dann sollte auch die sonstige Ausstattung der Ausstellung sich diesem Rahmen anpassen. Leider aber sind ,lie Bücher aot äußerst primitiven und noch dazu in häßlichem Braun angestrichenen Kästen und Podien placiert, deren Gescbmaddosigkeit auch die in geringer Anzahl aufgestellten Blattpflanzen nicht zu mindern vermögen. Schade um das Foyer, schade um die schönen Bücher.

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