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Die Enterbten. Von Hervey Allen. Humboldt-Verlag, Wien. 730 Seiten.

Allen schildert in diesem etwas langatmigen Roman, dessen Originaltitel „The City io the Dawn dem Inhalt besser entspricht als die gewählte deutschsprachige Version, das abenteuerliche Schicksal Salathiel Aibines, eines jungen Amerikaners englischer Abstammung, der als Kind von einem Indianerhäuptling geraubt wurde, und erst nach Jahren den Rückweg zu seinem eigenen Volke fand. Die Geschichte spielt in der zweiten Hälfte de6 18. Jahrhunderts, und e6 ist schade, daß sie die zu der Zeit bereits beginnende Auseinandersetzung zwischen den neuenglischen Kolonien und dem englischen Mutterland kaum berührt. Immerhin wird 6ie ihren Leserkreis unter jenen finden, die sich für Indianerkriege und das Leben der „Pioniere“ im damaligen wilden Westen interessieren K. St.

Der Troßbub. Des Karlsteiners abenteuerliche Irrfahrten. Von A. Auswald- Heller. Styria-Verlag, Graz 1951. 298 Seiten.

Ein heimat- und elternloser Bub, über dessen Herkunft niemand Bescheid -und für den sich niemand verantwortlich weiß, haust m den böhmischen Wäldern und schlägt sidi mit erstaunlicher Geschicklichkeit durch die Fährnisse des ausklingenden Dreißigjährigen Krieges. Mit deg Tieren des Waldes und selbst den Wölfen vertrauter als mit Menschen, Wird aus dem „Troßbuben“ in schwieriger Wandlung ein junger Herr Graf. Ein aus Schicksalsglauben geschriebenes Buch, das sonst jedoch sauber ist und Buben und Mädel etwa ab elf Jahren zu begeistern vermag und ein lebendiges Bild des Dreißigjährigen Krieges vermittelt. ‘ W. L.

Führer durch Wien und Umgebung. 175 Seiten mit 47 einfarbigen und 23 mehrfarbigen Plänen und einem Stadtplan 1 :20.000. Verlag Freytag und Berndt und Artaria, Wien 1951.

Hier liegt endlich der ideale moderne Wienführer für den anspruchsvollen Reisenden (Einheimischen und Fremden!) vor — modern bis zu den letzten Bauten und Straßennamen und der Unterdrückung jedweder Preisangaben… Weit über die üblichen, auch hier lückenlos gebotenen Anschriften, Rundgänge und praktischen Hinweise hinaus bietet das in elegantem rotem Ganzleinen gebundene Büchlein schlechthin großartiges Kartenmaterial vom hohen Niveau des Verlages und einen Abschnitt „Geschichte und Geographie“, der als ein wahres Meisterstück knapper, fundierter Heimatkunde gelten kann. Der einzige Schönheitsfehler ist die Massierung deT Straßennamen in bestimmten Teilen des „Stadtplanes . Hier muß in einer späteren Auflage unbedingt ein eigener Plan in größerem Maßstab wenigstens für „Altstadt“ und „Ringstadt“ Abhilfe schaffen.

Dėsirėe. Roman von Annemarie S e 1 i n k o. 626 Seiten. Kieptnheuer und Witsch, Köln- Berlin 1951.

Diese Dėsirėe, Marseiller Seidenhändlerstochter, erste Braut Napoleons und schließlich Stammutter der schwedischen Königsdynastie Bemadotte, lockt die Troubadours und die Historiker. Die Verfasserin des vorliegenden Romans ist keines von beiden, aber ihrer Anmut und Heiterkeit, ihrer Liebe zum geschmackvollen, intimen Detail gelingt ein farbiges Zeitgemälde, das bei allen Einwänden gegen einzelnes turmhoch über den früheren verspielten Büchern der Autorin zu stellen ist. R. H.

Heller Bruder, dunkle Schwester. Erzählung von Josef Friedrich P e r k o n i g. Scientia AG, Zürich, Gallus-Verlag, Wien. 144 Seiten.

Die erstaunliche, weltweite Thematik des großen österreichischen Epikers folgt diesmal den erregenden Abenteuern einer blutjungen algerischen Tänzerin, die mit untrüglichem Instinkt für eine schicksalhafte menschliche Sendung das Los ihres Stammes abweist und die Gefährtin eines todgezeichneten, heimwehkranken Europäers wird. Es ist ein Weg durch Niederungen und über Blut und Boden hinaus, ein Weg der Liebe und der Gnade, an dem der Dichter „das unabdingbarste Gesetz dieser Erde erfüllt sieht: …. daß wir alle zueinander geschaffen sind; und wir müssen es auch wahrhaben wollen.“ R. H.

Dte Heimkehr des verlorenen Sohnes. Von

Andrė Gide. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1951. 49 Seiten.

In anerkennenswerter Weise macht sich der Verlag schon seit langem um die Herausgabe deutscher Übersetzungen von Werken A. Gidės verdient. Die dichterische Gestaltung des berühmten Gleichnisses vom verlorenen Sohn, die dem biblischen Bericht zwei neue Personen hinzufügt und den jüngeren Sohn zur Verkörperung der ewigen sehnsüchtigen Unrast hn Menschen macht, spiegelt eine wesentliche Problematik des Dichters. Rilke hat einst das Werk übersetzt. Die vorliegende deutsche Übertragung von Ferdinand Hardekopf ist klar und prägnant. Die Illustrationen schuf Rudolf Führmann. Druck und Einband sind sehr geschmackvoll. T. T.

Lieblose Legenden. Von Wolfgang Hildesheimer. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1952. Mit Zeichnungen von Paul Flora, 184 Seiten.

Sehr vergnügliche, ein wenig abstruse Ge- schichtchen, deren meiste sich über den modernen Kulturbetrieb mit sympathischer Ironie lustig machen. Die Zeichnungen Pani Floras vermehren das Vergnügen des Lesens sehr beträchtlich — eines Tages wird vielleicht auch ein österreichischer Verlag diesen glänzenden Illustrator entdecken … J. M.

Martin und Monika. Von Margarete Wein- handl. St.-Gabriel-Verlag, Mödling. 218 Seiten.

In der Reihe „Heilige Flamme ein wirklich ergreifendes, gegenwartsnahes und bildendes Jugendbuch. Eine beachtliche Darstellung des Schicksals von Flüchtlingskindern kurz vor und nach Kriegsschluß. H. S.

Zu dir. Gedichte. Von Hans Euiner. Europäischer Verlag, Wien. 30 Seiten.

Dem Ansehen der Lyrik, dieser höchsten Wortkunst, bei der Masse so gesunken, helfen diese Verse für den Hausgebrauch nicht. Herkömmlich, gegenwartsfern, sprachlich unrein. H. S.

Kassian, der Skimeister. Von Hans Weiser — Peter Eismann. Hans-Pfeiffer-Ver- lag, München.

Sauber geschriebene Erzählung, in der einige Szenen unwahrscheinlich und konstruiert erscheinen. Die symbolisch aufzufassenden Stellen sind für Buben kaum verständlich. Dennoch ist das Buch für Buben ab zwölf Jahren zu empfehlen. H. S.

(Kurzbesprechungen: Kurt Strachwitz, Willy Lorenz, Roman Herle, Theo Trümmer, Jörg Mauthe, Hanns Salaschek.)

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