6613901-1955_18_11.jpg
Digital In Arbeit

In Kurzform

Werbung
Werbung
Werbung

Dehio-Handbuch — Niederösterreich. Neubearbeitet von Richard Kurt D o n i n. Dritte, neubearbeitete Auflage. Verlag Anton Schroll & Co., Wien. 416 Seiten.

Erweitert, auf den gegenwärtigen Stand gebracht, mit mehr Skizzen versehen — diese österreichischen „Dehios“ und ihre .Neuausgabe zu loben, hieße Eulen nach Athen tragen; denn wahrhaftig, dem Ideal eines kunsthistorischen Taschenbuches kommen sie so nah, wie es überhaupt nur immer möglich ist. Gleichwohl, ein Vorschlag für kommende Auflagen: ließe sich's nicht denken, daß man zu den Kunstdenkmälern gelegentlich (und das Handbuch A. Meisingers im Verlag der niederösterreichischen Landesregierung würde eine solche Ergänzung leicht machen) im Stichwort auch auf die wichtigsten Naturdenkmäler hinwiese? Das wäre in mehr als einem Fall — z. B. Dürnstein — nur geeignet, ein kunsthistorisches Bild vollständig zu machen. *

Wolf Dietrich von Salzburg im Lichte seiner Kunstsammlungen. Von Ernst von Frisch. Verlag Das Bergland-Buch, Salzburg. 70 Seiten mit 25 Bildtafeln.

Wolf Dietrich nicht als Bauherr, sondern als Graphik-Liebhaber, geschildert von einem Liebhaber. Keine umstürzenden Erkenntnisse, aber ein wertvoller Fußnotentext zur „großen“ Kunstgeschichte. Vorzügliche Ausstattung.

Internationale Zone. Von Milo D o r. Forum-Verlag. Wien.

Wilder Westen, wilder Osten — sich spiegelnd in den Wiener Bezirken — links und rechts des Donaukanals. Ein mittelguter Reißer mit manchen Schwächen, aber mit dem Vorzug gelegentlicher Ironie. Immerhin lesenswert. Besser gesagt: lesbar.

Mein Mann, der Amerikaner. Ein Zeitroman von Walter E b e r t. Verlag Waldheim-Eberle, Wien. 284 Seiten.

Eine Europäerin, die einen Amerikaner heiratet und „hinüber“ geht — das ist gewiß ein interessantes Thema für einen aktuellen Roman. Schade, daß der Autor nicht beim Thema bleibt und, wie er's im Anfang tut, die Verblüffung, die Mißverständnisse und schließlich das langsame Begreifen des Neulings schildert, sondern sich in einer zwar sympathischen, aber doch recht umständlichen Liebesgeschichte verliert.

Von Blumen und jungen Mädchen. Von Francis Ja mm es. Im Verlag der Arche, Zürich. 63 Seiten. Preis 3.80 DM.

Kleine, sorgsam gefeilte Essays, ebenso behutsam und gekonnt übersetzt (R. N. Maier) und durch die Zeichnungen von Henri M a t i s s e sinnvoll erweitert. Eine neue Bereicherung der Arche-Reihe. *

Der dunkle Engel. Von Mika W a 11 a r i. Paul Neff Verlag, Wien. 393 Seiten.

In Tagebuchform hat Waltari hier die seltsame Geschichte des Johannes Angelos aufgezeichnet, der die Belagerung und Erstürmung von Konstantinopel durch das Türkenheer des Sultans Mohammed (1453) an wichtiger Stelle mitkämpft und mitleidet. Neben starken und einprägsamen kulturhistorischen Details, die schon immer Waltaris Stärke waren, sind hier auch, mehr als bisher, lyrische und philosophische Partien eingeflochten, die diesen Band noch über die schon weltberühmten Bücher „Sinuhe der Aegypter“, „Michael der Finne“ und „Der Renegat des Sultans“ stellen.

Wolle und Schnee. Von Ferreira de Castro. Verlag C. Schünemann, Bremen. 318 Seiten.

De Castro, in seiner Heimat Portugal und in Brasilien heute ein sehr geschätzter Erzähler, dessen Anfangserfolge aus dem erlebten Schicksal als Auswanderer im Amazonasgebiet resultieren, hat hier, in seinem bisher besten Werk, das Leben des kleinen, einfachen Arbeiters in Portugal mit reportergeschulten Strichen und überzeugend in der sozialen Anklage gezeichnet: Portugal, ein nur selten beschriebenes Land, wird hier in einer interessanten Sicht gezeigt, keineswegs in der Fremdenverkehrsperspektive: das Leben der Hirten und Bauern und der Arbeiter in der Industrie.

Heirate nie in Monte Carlo. Roman von Graham Greene. Paul-Zsolnay-Verlag, Wien. 175 Seiten.

Endlich wieder ein Roman von Graham Greene — denkt sich der Leser. Und ist nach einigen Seiten bereits enttäuscht. Denn eine Welt trennt dieses Buch von jenen Werken, die den Ruhm des Dichters begründeten. Keine Dämonie, kein Ringen um religiöse Probleme findet der Leser. Es ist eine in jeder Beziehung unbeschwerte Erzählung. Lediglich die Kunst des Schildernkönnens von Menschen, Situationen, Landschaften, verrät den „alten“ Greene. Sonst nichts. Vielleicht wollte der Dichter nur einmal nichts mit den schweren Dingen dieser Welt zu tun haben und sich erholen, vielleicht wollte er nur wieder einmal Journalist sein, vielleicht nur einen

Vorwurf für ein Filmsujet liefern, vielleicht nur beweisen, daß er auch „so kann“. Der Leser frage sich nicht, er wird es nicht ergründen. Jene aber, die den „andern“ Greene lieben, die mögen gar nicht zu diesem Buche greifen.

In einer langen Nacht. Von Horst Wolfram Geißler. Sanssouci-Verlag, Zürich. 252 Seiten.

Die Freunde des „Lieben Augustin“ finden in dem neuen Roman Horst Wolfram Geißlers wieder einen sympathisch-leichtsinnigen Helden, dessen „Fahrten“ diesmal der Lösung eines kriminalistischen Problems gelten. Schöne Frauen in romantischen Landschaften, gelungene Abenteuer, ein geschickt geschlungener Knoten und, last not least, die amüsante Figur des Glücksritters sorgen für eine Unterhaltung, die nicht gerade erhebt, aber entspannt.

Eine Sache wie die Liebe. Von Hans Bender. Paul-Zsolnay-Verlag, Hamburg. 224 Seiten.

Es handelt sich hier um die Liebe und ihre Perversion. Ein junger Mann liebt ein Flüchtlingsmädchen, kommt auf die Universität und dort in die Gesellschaft junger Leute, die „nur leben wollen“, das heißt in eine Atmosphäre dunkler Geschäfte und sexueller Hemmungslosigkeit zwischen lazz und Barbetrieb. Der Tod des Mädchens bringt ihn zur Umkehr, er meldet sich — zu einem Studenteneinsatz in ein Katastrophengebiet.

Dem Autor geht es sichtlich um die Abwendung von einer zügel- und ziellosen, egoistischen Lebenshaltung. Wo er aber die Rettung oder das „andere Leben“ sieht, ist nicht klar. Die „Weltanschauung der Zärtlichkeit“, die an einer Stelle des Buches verkündet wird, ist vage und der abrupte Schluß weder Läuterung noch Lösung.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung