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Graf Alfred Keyserling erzählt ... Von Alfred Keyserling. Harro von Hirschheydt. Groß-Biewende. (Lizenzausgabe, Goldmann, München.) 399 Seiten.

Ein alter russischer Adeliger erzählt. Er erzählt Selbsterlebtes in lebendigen Bildern, in kleinen Bildern, in großen Bildern und manchmal „auf Goldgrund und groß“: daß das Leben ein Abenteuer ist für jeden Menschen — für die Zwangsarbeiter in Sibirien ebenso wie für den letzten Zaren. Und manchmal kommt man zu dem kleinen Guckloch, durch das man die Fehler der Weltgeschichte sieht. Einer ist jedenfalls dort, wo eine Zeitgeschichte mit dem Begriff „ein ...“ operiert. (zum Beispiel „ein

Zar, ein Glaube, .eine Sprache“.' — Wir kennen deren noch andere!) Aber tröstlich ist, daß es überall wirkliche Menschen gibt: unter allen Völkern, auch den russischen Untertanen, gibt es die großen Stillen. Es wird sie auch heute geben — auch dort. — Es ist dem Buch etwas gelungen, was selten mehr den Memoirenschreibern glückt: das Gewesene so unaufdringlich und selbstlos zu beschreiben, daß man diese Vergangenheit eines anderen Menschen lieben kann.

Diego Hanns Cpetz OP.

Innsbruck—Tyrol. Von A. Sickert. Inn-Verlag, Innsbruck. 52 Tiefdruckbilder. 3 Farbtafeln.

Dieses repräsentative Bildwerk über das winterliche Innsbruck und seine Umgebung sollte bezeugen, daß die Tiroler Landeshauptstadt für die Austragung olympischer Winterspiele (1960) geradezu prädestiniert ist. Im Sinne der Werbung konzentrierte sich die Kamera in erster Linie auf Skilandschafteir mit Lifts und Seilbahnen. Der auf Deutsch gewinnende Text verliert trotz sauberer Arbeit in den Uebersetzungen und man kommt zu dem Schluß, daß Originalversionen in den verschiedenen Sprachen vorzuziehen wären. Den Photographen mag es

interessieren, daß im Inhaltsverzeichnis Kamera, Film, Blende und Belichtung für jede Photographie angegeben sind.

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Uns leuchtet ein Stern. Ein Tiroler Krippenbuch. Von Erich Egg und Anton D e m a n e g a. Tyrolia-Verlag, Innsbruck. 104 Seiten. Preis 48 S.

Die bildhafte Gestaltung der Krippe entspricht in kennzeichnender Weise dem Wesen der Tiroler Volkskunst. Einfalt, Frömmigkeit und Phantasie verbinden sich mit der Beherrschung des heimatlichen Werkstoffs und es entstehen jene Figurengruppen, die als echte Träger der Weihnachtsbotschaft fromm machen können. In dem sehr hübsch ausgestatteten Band wird die Vielfalt des Schaffens — die Pflege, der barocken und gotischen Tradition wie das Suchen nach neuen Formen — der zeitgenössischen Krippenkunst sichtbar. In der anschaulichen Einleitung umreißt Erich Egg die Geschichte der Krippenbaukunst und geht auf die Eigenart- der einzelnen Künstler ein. Gut gewählte weihnachtliche Worte aus den Werken österreichischer Dichter, vom Vogelwaider bis herauf zu Weinheber und Kiesling, begleiten die Bilder. Das Buch ist wirklich eine Weihnachtsgabc.

Dr. Inge Lehne

Du sollst nicht töten. Roman. Von Hans Werner Richter. Verlag Kurt Desch, Wien-München-Basel. 452 Seiten.

„Das bisher beste Kriegsbuch“ nannte Friedrich Sieburg Hans Werner Richters Roman „Die Geschlagenen“. Das war 1949. Seither hat der Verfasser noch ein zweites Werk dem großen Thema „Krieg“ gewidmet („Sie fielen aus Gottes Hand“). Nun liegt ein drittes Kriegsbuch Richters vor. Das konnte nicht gut enden. Routine ist nicht alles ...

Hans Werner Richter ist als Führer der ambitio-, nierten „Gruppe 47“ in Deutschland bekanntgeworden. Noch ein Kriegsbuch und seine Gefolgsleute stehen vor der traurigen literarischen Tatsache: „Gruppenführer ausgefallen!“

Dr. Kurt S k a 1 n i k

Die Sache mit der Unterschrift. Roman einer Firmung mit Hindernissen. Von Margh Malina und Maria L u ß n i g g. Verlag Preßvereinsdruckerei, St. Pölten. 192 Seiten.

Dieses Bubenbuch (etwa für 9- bis 14jährige) handelt von allerlei Lausbubenstreichen, lustigen und gefährlichen, unter denen einige gefälschte Unterschriften für die Schule recht verhängnisvolle Folgen, heraufbeschwören. Die Firmung der beiden Hauptpersonen, der Brüder Norbert und Walter Ne.uniann, bringt schließlich, nach einigen Zwischenfällen., die Buben.wieder ins Gleichgewicht und auf einen guten Weg, wobei verständnisvolle Erwachsene sich als Helfer erweisen. Das alles wird hübsch und spannend erzählt; nur manchmal drängen sich pädagogische Motive ein wenig' aufdringlich in den Vordergrund.

Dr. Anneliese'Dempf;;'

Morgenbrise, Roman. .Von Charles. Morgan! Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart. 245 Seiten. Preis 11.80 DM.

In diesem kleinen Roman läßt der bekannte englische Romancier und Dramatiker einen Mann Ereignisse seiner Jugend erzählen; von seiner schwärmerischen Liebe zu dem bezaubernden Mädchen Rose, der Tochter eines Schloßbesitzers, aber auch von den Herzensangelegenheiten seiner Schwester und anderer junger Leute. Rein äußerlich begibt sich nicht viel und nichts Aufregendes, aber die Art der Darstellung der verschiedenen Stimmungen der jungen Menschen, der kleinen Episoden, in denen sich doch Schicksalhaftes kundtut, hebt das Erzählte über den' Alltag hinaus. Eigene Erinnerungen des Autors mögen hier dichterisch verwandelt worden sein. Morgan gibt dem Roman gerade durch seine Verhaltenheit, seine Technik des Andeütens, durch das, was zwischen den Zeilen steht, eine besondere Nöte. Ein Hauch von Wehmut liegt darüber. Wenn dieses Buch auch weniger literarisches Gewicht hat als des Dichters andere Prosawerke, so werden die Leser seinen eigentümlichen Reiz doch genießen.

Dr. Theo Trummer

Eine Handvoll Leben. Roman vort Marlen Haushöf e r. Paul-Zsolnay-Verlag, Wien. 205 Seiten.

Die jetzt 35jährige Förderuhgs-Staatspreisträgerin Haushofer ist wirklich hochbegabt und ist erschreckend gescheit. Ihre „Handvoll Leben“ bringt eine geschickt in einen Rahmen gestellte seelen-kundliche Studie, vor allem in der Anatomie der kindlichen Psyche, von erstaunlichem Tiefgang. Nur im Hochdeutschen ist die Dichterin noch nicht ganz perfekt, es gibt da einige Austriazismen, über die die Leser jenseits des Inn stolpern werden.

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