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Jörg Mauthe als Autor und Politiker

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Ein Gedenkbuch zur 70. Wiederkehr des Geburtstages von Jörg Mauthe, das die Aktualität seines Werkes beweist.

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Ein Gedenkbuch zur 70. Wiederkehr des Geburtstages von Jörg Mauthe, das die Aktualität seines Werkes beweist.

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Der Band „Jörg Mauthe: Sein lieben auf 33 Ebenen“ enthält „Erinnerungen und Visionen“ von ebenso vielen Beiträgern — Freunden und Lebensweggefährten -, die ihn noch persönlich oder aus seinen Büchern kennengelemt haben. Es war tatsächlich immer ein Lernprozeß, bei dem man nie ausgelernt hatte. Auch ich kann, darüber ein luoblied singen, denn nach 35jähriger Bekanntschaft fragte er mich eines Abends unverhofft, nachdem das Gespräch intimer geworden war, wie es denn möglich geworden wäre, daß ein Mensch wie ich so ein leidenschaftlicher „Sozi“ werden und bleiben konnte? Auf meine verblüffte Antwort, daß ich ab ovo (1906) noch keinen Tag Mitglied einer Partei gewesen bin, war Mauthe noch verblüffter als ich.

Mein Staunen war berechtigt, denn ich wußte längst, daß dieser Rundfunk- und TV-Mann, kritische Journalist, Romanschreiber, Kulturstadtrat und endlich Begründer sowie Herausgeber des Periodikums „Wiener Journal“ den Roten keineswegs grün war, mich jedoch, wo immer es ging, zur Mitarbeit eingela- den hatte, — trotz seiner Fehleinschätzung meiner weltanschaulichen Position. Somit hatte er zwar einen strikten Standpunkt, beurteilte aber dennoch die Leute mit unvoreingenommener Sachlichkeit.

Seine Meinung beispielsweise: aus rein ökologischer Sicht lehnte er das viele unnötige Autofahren vehement ab, schockierte damit auch Teile seiner Fraktion, aber nicht um zu schockieren; es war bloß sein unumstößlicher Standpunkt. Er war ja weder ein schwarzer Grüner noch ein grüner Schwarzer und hatte die Einladung, ÖVP-Stadtrat zu werden, nur angenommen, weil er hoffte, einige seiner Grundsätze (nicht alle, das war ihm klar) als solcher verwirklichen zu können.

Kein Wunder daher, daß die Namensliste der posthumen Laudatoren, die hier zu Buche steht, so vielfältig ist, wie es die Spannweite seiner Prinzipien war: Sie reicht von Erhard Busek bis zu Günther Nen- ning, über die einstigen ORF-Leute Walter Davy, Emst Wolfram Mar- boe, Wolf Neuber, Karl Pisa und Peter Weiser bis zu Autoren wie Lotte Ingrisch, Milo Dor und natürlich seinem Umwelt-Mitstreiter Bernd Lötsch, aber auch zu Jüngeren, die ihn erst per Renommee schätzen gelernt haben, Daniela Strigl und Gerhard Wilflinger beispielsweise.

Wichtig auch die reiche Photoserie, Jörg Mauthe in allen Lebensaltern und -lagen illustrierend, sowie spontan karikaturistische Zeichnungen Mauthes, „entstanden während langer Sitzungen“; denn auch sein abwartendes Schweigen konnte sich recht vielsagend ausdrücken.

JÖRG MAUTHE: SEIN LEBEN AUF 33 EBENEN

Hrsg, von David Axmann Edition Atelier, Wien 1994. 215 Seiten, öS 340,-.

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