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Jugend- und Kinderbücher

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Der Jugendschriftsteller dient dem verantwortungsvollen Werke, Neuland urbar zu machen und mit scheinbar schwerelosen Worten da6 sittliche Empfinden und den Geschmack der nächsten Generation entscheidend zu beeinflussen. Das Beste ist hier gerade gut genug. Also nehmen wir gerne zur Kenntnis, daß die berufsmäßigen Jugendschriftsteller den richtigen Ton finden und daß sich auch vorzügliche Graphiker den Kindern zur Verfügung stellen.

Als neue und neueste Bücher dieser Art sind mit ehrlichem Lob anzuführen die Jungmädchenbücher „Das Kathrinl“ der Dichterin Maria Giengg, die auch die Bilder zeichnete; „Lenerl, der Glückspilz“ der federgewandten Helene Weilen (Bilder Anny Hoffmann); „Die Maxi“ der bewährten Marga Frank (Bilder Norbert Ehrenfreund) und „Brigitte“ der erfolgreichen Eva Bot6tiber (Bilder Anny Hoffmann); ferner für die jüngsten Leser die reizenden Märchenbücher „Fischlein Silberflink“ der eben erwähnten Marga Frank (Bilder Eva v. Paszthory); „Der Tannenwiditel“ von Liane Keller (Bilder Elisabeth Buzek); „Was drei kleine Bären im Walde erlebten“ von Margarete Thiele, die auch die Farbbilder 6chui; und „Puckerl und Muckerl“ von Hilde Förster (Bilder Ernst Kutzer). Empfehlenswerte Bilderbücher für die Kleinen und Kleinsten sind „Teddy und sein Bruder“ und „1, 2, 3, 4, 5, 6 Kätzchen“, beide von Anny Hoffmann mit Versen von Helene Weilen, ferner die auegezeichneten Tierbilderbücher „Leben in Hof und Garten“ und „Leben in Wald und Flur“ von N. Br. Roth, und schließlich „Raupelinchen lernt fliegen“, „Bärbels Weihnachtstraum“, „Seltsame Weih-nachtsgäßte“, „Der Schneekönig“ und „Kobolds Hinterlist“. Alle diese Bücher erschienen bei der Verlagsbuchhandlung Julius Breitschopf jun., Wien.

E6 ist erfreulich festzustellen, daß wir heute die österreichische Produktion auf dem Gebiete der Jugend- und Kinderbücher vom pädagogischen, dichterischen, zeichnerschen und technischen Standpunkt bejahen können.

österreichischer Jugendverlag. Das ist ein guter Griff aus der Kinderzeitschrift „Wunderwelt“: „Zwerg Bumstis weitere lu6tige Streiche und Abenteuer“ in Buchform (54 Seiten mit vielfarbigen Abbildungen, von Teja Aicher, Hl. S 25.50), bei denen man schwankt, ob dem Zeichner Aicher oder dem Poeten Aicher der Vorzug gebührt. — Gleichfalls der bekannten Zeitschrift entnommen, liegt auch die Jungmädchenerzählung „Christls große Reise“ als Buch vor (127 Seiten), in dem sich die spannende und bildende Art der Erzählerin, Elfriede Vavrovsky, in schönem Gleichklang mit den gelungenen Zeichnungen Rosa Warzileks vereinigen.

Verlag für Jugend und Volk, Wien. Den großen deutschen Jugendbüchern tritt mit der Wiener Ausgabe „Frohes Schaffen“ (Schriftleitung Dr. Edwin Zellwecker, 320 SeitenT reich illustriert) ein ebenbürtiges Werk für unsere Jungen zur Seite. Es zollt dem Zeitalter der Technik seinen Tribut, räumt aber auch den musischen Disziplinen (Musik, Malerei, Theater, Film, Bücher), zum Unterschied von ähnlichen deutschen Werken, den gebührenden Platz ein. Namhafte Mitarbeiter, gute Sprache, anspruchsvolle Ausstattung. — Für die Kleineren: „Putzi6 weitere lustige Streiche“ von Annelies JJmlauf-Lamat6ch (80 Seiten, Bilder von Ernst Kruzer), ein richtiges lustiges Nikolo- und Christkindl-buch.

Verlag Waldheim-Eberl e, Wien. Neben den populären Schiebekartonmärchen des Verlages können sdch die anspruchsloser ausgestatteten, aber doch geschickt gewählten, gut redigierten und hübsch illustrierten Märchen „Der kleine Muck“ (nach Hauff, von Hilde Zimmer, 20 Seiten) und „Pingino“ (von Kurt Schaeffer, 20 Seiten) durchaus sehen lassen. — Eine originelle Mädchengabe: „Wir schneidern für das Puppenkind“ (H.

Scholz und H. zum Tobel, 24 Seiten und Schnittmusterbogen). — Für die reifere Jugend: „Die klaren Augen'. Geschichten vom Umgang mit Tieren (von Lilli K o e n i g, 200 Seiten); 6ehr gut beobachtet, bildend und erziehend; Vorbehalte gegen die Grenzverwischung von Mensch und Tier im Vorwort.

Lobenswertes darf auch dem neuen (3.) Jahrgang der Jugendzeitschrift des gleichen Verlages „Wir und die Welt“ (zugleich Mitteilungsblatt des „Buchklubs der Jugend“) nachgerühmt werden, die als Klassenlesestoff zum Unterrichtsgebraudi an Volks-, Haupt-und Mittelschulen zugelassen ist. Ältere und neuere Literatur, künstlerisches und technisches, Ernst und Spiel sind richtig ausgewogen. Ansprechende Bebilderung.

Otto Wernhaer

Abenteuer Im Bärengrund. Von Henry La-r o m. Verlag Waldheim - Eberle, Wien. 189 Seiten.

Eine Erzählung aus dem „Wilden Westen“ mit Cowboyromantik für die Zwölfjährigen. Eine große, nach all dem Menschenmorden, da6 unsere heutigen Kinder schon mitgemacht haben, fast unsinnig zu nennende Liebe zu Pferden führt die beiden 14- und 15jährigen Helden auf die Spur gewissenloser Gangster, die natürlich besiegt werden. Ethisch einwandfrei, gut erzählt.

Bob wird Cowboy. Von Shannon Garst. Weg-Verlag Kury & Co. 184 Seiten.

Ein zwölfjähriger Bub erlebt die beglük-kende Kameradschaft eines selten tüchtigen und edlen Cowboys und wird von diesem nicht nur in alle Fertigkeiten, die ein Cowboy herrschen muß, eingeführt, sondern lernt in ihm auch den edlen Charakter kennen, der ihm bestes Vorbild für 6ein Streben ist. Eine an 6ich saubere und erzieherische Geschichte — falls wir Cowboys zu erziehen hätten —, aber auch ein wenig gewaltsam konstruiert.

Liesels Bergwinter. Von Grete Fink. Weg-Verlag Kury & Co. 226 Seiten.

Der zweite Band von „Liesel, das Sonnenkind“ schildert die Erlebnisse der kleinen Städterin im herbstlichen und winterlichen Gutshof. Heidnisches Brauchtum und Gläubigkeit das „Schicksal“, die „höhere Macht“ und wirklich vom Herzen kommende Gebete den ungeschminkt ineinander verwoben. Auch die Liebe hat ihren Platz in dem Mädchenbuch, das mit Hochzeit der Freundin und eigenem, schlichtem Liebesgeständnis im Mai abschließt Auch sprachlich ein Mädchenbuch üblichen Stils, dessen Fehlen kein Fehler wäre.

Dr. Willy L u ß n i g g

Grundriß der österreichischen Verfassungsund Verwaltungsgeschichte. Ein Lehr- und Handbuch. Von Dr Otto Stoer. Tyrolia-Verlag, Innsbruck. 291 Seiten.

„österreichische Reichsgeschichte“ ist wichtiges Lehrgut in einer Zeit, da die Schwäche des Staatsethos die Pflege überlieferter Werte besonders dringend erfordert. Da die meisten diesen kostbaren Stoff zusammenfassenden Bücher vergriffen sind, war es eine verdienstvolle Tat, ein neues Werk zu schaffen. Sein Geist, Klarheit in Sprache und Aufbau und besonders die schöne Bemühung um die Terminologie der Quellen verdienen hohe Anerkennung Leider müssen auch einige Bedenken erhoben werden: die Grundauffassung von der weitgehenden Kontinuität der Entwicklungen scheint der tiefgreifenden Veränderung der politischen Grundformen, dem gewaltigen Prozeß der Konzentration der Herrschaft6rechte, den Wandlungen des Rechtebegnffes, dem Zerfall der vom Vater-tum her besten Ordnung nicht ganz gerecht zu werden. Das ist freilich eine Frage der Anschauungen. Leider sind auch bei Darstellung der Endstadien der Entwicklung die juristischen Kategorien nicht immer mit der Prägnanz herausgearbeitet, die der propädeutischen Funktion des Stoffes entspräche. So wird etwa für die Verwaltungsgerichtshofbeschwerde der irreführende Ausdruck „Berufung“ verwendet (S 206) oder von „Kirchensteuern“ statt von „Kirchenbeiträgen“ gesprochen (S 249). Dr. Friedrich Lehne

Geschichte der politischen Philosophie.

I. Band: Die politische Philosophie des Altertums. Von Rudolf Stanka. Verlag A. Sexl, Wien 1951. 462 Seiten.

Das Werk, welches die politischen Denk-sy6teme am Erscheinungsort befragt, ist sowohl Geschichts-, Staats- und Rechtsphilosophie, als auch Ideologiekritik und Sozialanalyse. Nur universelles Wissen auf vielen Fachgebieten ermöglichte dem Verfa66er, den Riesenteppich der politischen Ideen strähnweise zu entflechten und einen verläßlichen Durchmesser durch die Dinge zu legen. Zudem wird sehr viel Neue6 geboten. Dies ist in der Aufschlüsselung der aristotelischen Staatsethik der Fall. Erstmalig im deutschen Schrifttum werden auch die Neupythagoreer geschildert Tiefere Aspekte als bisher eröffnen die Exkurse über das politische Denken Jesu. In ungewohnter Weiße 6tellt das Kapitel: Kirchenväter, den elementaren Geschichtswillen der jungen Kirche heraus. Ansprechend ißt schließlich der flüssige Stil des Verfa66ers, der wohl seine mit politischen Lebensweisheiten gesättigte Wissenschaft auf keinen Isolierschemel setzen möchte.

Univ.-Prof. Dr. August M. Knoll

Im Angesicht Gottes. Aufzeichnungen und Briefe übei das Leben in der Gegenwart Gottes. Von Bruder Lorenz. Aus dem Französischen übertragen und eingeleitet von Felix

Braun. Verlag Otto Walter, Ölten 1951.

Wir 6ind heute zu kompliziert, zu differenziert. In unserer praktisch-religiösen Lebensgestaltung vielleicht noch mehr al6 anderswo. Davon kommt es zum Teil auch her, daß wir religiös 60 wenig Durchschlagekraft besitzen. Und wir werden sie nicht erlangen, solange wir nicht unsere Willens- und Krafttendenzen auf einfachere Formeln, in einem gemeinsamen Brennpunkt sammeln. Hier haben wir einen: im Angesicht Gottes leben Der einfache „Mensch“ Bruder Lorenz hat selber eine uralte Weisheit an sich erfahren, daß man mit vielen Büchern und vielerlei Methoden seinen Weg zu Gott eher verbarrikadiere, als ihn sichere. Die Sicherheit liegt einzig in der Liebe und in einem Leben vor und mit Ihm. Und im Entschluß, da6 Ganze fürs Ganze zu geben. Dieser Weg ist kein großes Geheimnis, vielmehr ein gewaltiges Wagnis. Aber ist nicht unser Leben bereis in jedweder Hinsicht ein Wagnis geworden?

Univ.-Doz. P. DDr. Friedr. H e r m a n n O. S. B.

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