6605967-1954_18_11.jpg
Digital In Arbeit

Kamerafahrt in Vergangenheit und Zukunft

Werbung
Werbung
Werbung

Wenn — vielleicht — vom Film im heutigen Sinn nichts mehr da sein wird als ein Kästchen in kaukasischer Nuß, aus dem tönend, farbig und plastisch im trauten Heim neben der Ueber- tragung von Tottenham gegen Austria auch ein besonderer Typus von „Fernsehdrama" abzuhören und zu sehen ist, wird doch noch eines da sein: der Dokumentarfilm für Wissenschaftler und Künstler. Seine Schöpfung und Fortentwicklung ist evident und dauernd. Was hat beispielsweise der französische, deutsche und österreichische Kulturfilm im dunklen Sakralraum an Geheimnisvollem, Verborgenem und Verdecktem aufgehellt! Gewiß, auch Veit Stoß’ Krakauer Altar ist schon mehrmals „durchphotographiert’’ worden. Der neue polnische Kurzfilm „Das Werk des Meisters Stoß” zeigt aber weit mehr als das „Detail“. Er entdeckt hinter der an sich schon bewundernswerten Anatomie und Aesthetik der Figuren ihre seelische Architektur, die Komposition, die Idee des Künstlers und wird damit selbst bei allem demütigen Dienst am anderen zu einem eigenständigen, vollendeten, makellosen Kunstwerk. Was für kühne Fahrten der Kamera: spröde Rückfahrten und förmlich sinnliche Annäherungen, was für „erleuchtendes" Spiel mit Licht und Schatten, Bewegung und Ruhe, Totale und Detail. Eine edle Hand scheint zu segnen, ein Fuß eu zögern, ein Faltenwurf zu flattern und zu fließen, ein Auge zu weinen und ein Mund zu klagen. Dies war im ganzen die vom Spielfilm schändlich verratene Sendung des Films überhaupt, die sich in die schmale Aufgabe des Dokumentarfilms gerettet hat. Dort schläft sie und wartet. Vielleicht gibt es einmal den Prinzen, der, hundert Jahre später, durch die Dornenhecke dringt.

Das Hauptprogramm zu diesem Vorfilm bildet „Chopins Jugend" polnisch, deutsch synchronisiert, eine national und politisch stark getränkte lose Episodenkette aus der Jugend des Meisters des einen, einzigen Instrumentes. Der Musikpart ist kultiviert und von erstrangigen Kräften exekutiert. Im ganzen also ein hörens- und sehenswerter Film. Aber sein Vorspiel — „Veit Stoß’" — wird noch dauern, wenn das Spiel schon längst verklungen ist.

Diesmal: große deutsche Woche im Film!

Zwei suchen die Vergangenheit und erschöpfen sich, nach teilweise imposanter Leistung, auf halbem Weg. Willi Forst suchte Anschluß an „Maskerade". Aber sein Film „Kabarett" ist kein Film, sondern ein Ringkampf mit dem hohlen, vordergründigen Drehbuch Johannes Maria Simmels. Wo der Herr den Jünger Johannes in die Ecke drückt, wo Willi Forst das Heft in die Hand nimmt — in der musikalischen Begegnung mit Lincke u. a. — wetterleuchtet es in fahler Abenddämmerung. Es blitzt und donnert. Aber es schlägt nicht ein. — „Geliebtes Leben" sucht Anschluß an die unerreichbare Fox-„Cavalcade" und die erreichbaren „Amelie" und „Engel mit der Posaune". Er erreicht aber höchstens die „Seitengasse" an deren Irene Dunne auch jetzt Ruth Leu- werik erinnert. Die ostpreußische Vorvergangenheit ist stimmungsdicht eingefangen, Karl Raddatz’ Comeback läßt aufhorchen. Aber dem Film fehlt das Letzte, das „gewisse Etwas" — und die allerletzte Ehrlichkeit. Denn er ist böse auf das Haus Hitlers, bekränzt aber den Grundstein: das preußische Junkertum.

Zwei kompromisseln: Karl Hartls „D a s kleine Liebes-ABC" mit alter und neuer Musik was Walt Disneys Sillysymphonie „Music Hall" vor 20 Jahren schon viel besser gelang, der Harry-Piel-Ueberläufer „Panik im Zoo" wieder mit Spiel- und Tierfilm; wie eh und je gelang ihm nur der letztere.

Vier Deutsche streichen die Segel: „D i e tolle L o 1 a", „W enn abends die Heide träum t“, „Die süßesten Früchte" und die „Unsterbliche Geliebte".

Drei Amerikaner entziehen sich ernsthafter Beurteilung. Ihre Titel sprechen lauter als der Kritiker: „D ie Schönste von Montan a", „K üstenpolizei" und „Erpresseri n”.

Der klassische englische Lustspielstil der Nachkriegszeit rutscht in „Trubel im Warenhaus" stark ins Groteske ab. Auch der Hauptdarsteller Norman Wisdom ist von Chaplin so weit entfernt wie „Trubel im Warenhaus" von der „Minna von Barnhelm’’.

Filmschau Gutachten der Katholischen Filmkommission für Oesterreich, Nr. 16 und 17IV vom 22. und 29. April 1954: II Für alle zulässig: „Im Reich der stillen Wasser“, „Station Afrika“ — III Für Erwachsene’ und reifere Jugend: „Piraten wider Willen", „Wenn abends die Heide träumt", „Geliebtes Leben", „Panik im Zoo", „Das kleine Liebes-ABC" — IV Für Erwachsene: „Arzt im Zwielicht", „Die süßesten Früchte", „Kabarett" — IV a Für Erwachsene mit Vorbehalt: „Die tolle Lola", „Die unsterbliche Geliebte", „Zwischen Herz und Gewissen", „Aufgelesen", „Tarzans Vergeltung", „Die Schönste von Montana" — IV b Für Erwachsene mit ernstem Vorbehalt: „Geheimagent in Wildwest".

Sitzung im Nachmittag referiert R. W. Kayserlingk „The Erisign", Montreal über das Thema „Die katholische Presse in der Welt". Am Abend werden die Teilnehmer vom Außenminister empfangen. Der Dienstag, 4. Mai, ist dem Thema „Die Aufgabe der katholischen Presse" gewidmet, wozu u. a. der Chefredakteur des „Rheinischen Merkur", Dr. Roegele Köln, das Wort ergreifen wird. Am Nachmittag finden Einzelbesprechungen statt, am Abend ein Empfang im Rathaus. Ueber die Probleme der katholischen Presse gegenüber der Entwicklung von Rundfunk, Film und Fernsehen findet am Mittwoch, 5. Mai, nachmittag, eine Schlußsitzung statt, in der Kardinal Feltin eine Ansprache halten wird. Der Kongreß klingt mit einem Empfang durch die französische katholische Presse am Mittwoch abend und einer Wallfahrt nach Chartres am Donnerstag aus.

Tausende junge Arbeiter demonstrieren in Mariazell für Frieden und Freiheit: Die Veranstaltung, die sich am 1. und 2. Mai in der Basilika von Mariazell abspielen wird, ist nicht eine Wallfahrt im üblichen Sinn. Bis zum Ausbruch des letzten Krieges pilgerten aus allen benachbarten Staaten ungezählte Tausende nach Mariazell. Dem ungarischen Heiligen Ladislaus wurde von seinen Landsleuten in einer Seitenkapelle ein Votivaltar errichtet. Seit an den Grenzen Oesterreichs der Eiserne Vorhang niederging, ist dieser Altar verwaist.

In der Nacht vom 1. zum 2. Mai, die nach der Aufführung eines Weihespieles von der Arbeiterjugend durchwacht wird, werden auf diesem Altar von jedem österreichischen Bundesland im Rahmen einer Weihestunde Kerzen entzündet, in der die Arbeiterjugend Oesterreichs die Patronanz über diesen Altar übernimmt. Dies soll ein Symbol der tiefen Verbundenheit mit den Brüdern und Schwestern im Osten sein. Diese Kerzen werden wieder entzündet werden, wenn die Landsleute des Heiligen wieder in Freiheit nach Mariazell kommen können. Rund 7000 Vertreter der KAJ aus allen Bundesländern Oesterreichs werden mit Sonderzügen und Autobussen in Mariazell Zusammentreffen.

Die KAJ Oesterreichs ist eine der jüngsten Zweige der internationalen Bewegung der Katholischen Arbeiterjugend JOC = Jeunesse Ouvriere Chretienne, die sich in allen Kontinenten in 69 Ländern in den letzten Jahrzehnten entfaltet hat. Bezeichnend für die Weite der KAJ ist, daß Söhne und Töchter aus alten sozialistischen Familien zu ihren Aktivisten gehören. Der 72jährige Begründer der Internationalen Katholischen Arbeiterjugend, Msgr. Kan. Josef C a r d i j n kommt zu diesem Anlaß persönlich nach Oesterreich.

Mit zwei großen Veranstaltungen werden die Katholische Jugend Oesterreichs und die Katholische. Jungschar einen bedeutenden Beitrag zur Feier des Marianischen Jahres leisten und gleichzeitig ein überzeugendes Bekenntnis für die österreichische Heimat ablegen. Entsprechend der heurigen Jahresparole hält die Katholische Jugend vom 25. April bis 2. Mai eine Oesterreich-Woche ab, deren Ziel nicht nur im Ablegen eines Bekenntnisses, sondern auch darin liegt, einen Kontakt zwischen der Jugend und den Männern des öffentlichen Lebens zu schaffen. Gleichzeitig wird die Katholische Jugend eine Woche lang für Oesterreich beten. Gegenüber dieser nationalen Veranstaltung ist die Lichtstafette der Jungschar das internationale Band, mit dem die jüngsten der Jugend eine Fülle nationaler Veranstaltungen des Marianischen Jahres verbinden und so Zeugnis für die Internationalität der Kirche ablegen.

Nach letzten Meldungen, erklärte Zentralsekretär Stepan, werden an der Internationalen Lichtstafette rund 600.000 Buben aus 20 Nationen teilnehmen; das Licht wird einen Weg von etwa 45.000 Kilometern zurücklegen. Für den 1. Mai ist in Lourdes eine große Feierlichkeit vorgesehen, in deren Verlauf Bischof Theas von Lourdes die Flamme weihen und an die ersten Läufer übergeben wird. In Oesterreich trifft die geweihte Flamme am 5. Mai in Bregenz ein, von wo sie in jedes Dorf und im weiteren von den Jungscharmädchen in zahlreiche Häuser gebracht werden wird.

Die ständig im Sekretariat des 2. Weltkongresses für Kirchenmusik in Wien einlaufenden Schreiben beweisen das große Interesse, das man auf der ganzen Welt dieser Veranstaltung, die vom 4. bis 10. Oktober mit Unterstützung des Unterrichtsministeriums in Wien stattfinden wird, entgegenbringt. Briefe mit den Wappen von Kar- dinälen, Erzbischöfen und Bischöfen, in lateinischer, deutscher, englischer, französischer oder spanischer Sprache, danken für die Einladungen, die an die Oberhirten aller Diözesen ausgegangen sind, und kündigen in vielen Fällen die Entsendung von persönlichen Vertretern an. Die Kardinale Pizzardo von Albano, Lienart von Lille, Wendel von München, D’Alton von Armagh Irland, Leger von Montreal Kanada, Gilroy von Sydney und Copello von Buenos Aires Argentinien, der Patriarch von Ostindien, Erzbischof Alvernaz, 20 Erzbischöfe, unter ihnen die von Karachi und Kapstadt, von Mossul und Vancouver, gegen 40 Bischöfe, unter ihnen auch Bischof Gargitter von Brixen und als bisher einziger aus dem Bereich jenseits des Eisernen Vorhangs, der Bischof von Meißen, Wiencken, haben bisher ihre Grüße und Segenswünsche für ein fruchtbares Gelingen des Kongresses übersandt und geben damit ein eindrucksvolles Bild von der Universalität der Katholischen Kirche.

Im Prälatensaal des Schottenstiftes zu Wien wurde am 26. d. vom Präsidenten der Wiener Katholischen Akademie, Abt Dr. Hermann Peichl OSB., die anläßlich der hundertsten Wiederkehr der Verkündigung des Dogmas von der Unbefleckten Empfängnis und des Marianischen Jahres von der Wiener Katholischen Akademie veranstaltete Theologisch-philosophische Tagung feierlich eröffnet. Univ-Prof. C. J. Jellouschek OSB. hielt den Einleitungsvortrag über das Thema „Inhalt und Entfaltung des Dogmas von der Unbefleckten Empfängnis".

Am 2. Mai wird Papst Pius XII. erstmals seit seiner Erkrankung wieder eine Audienz gewähren und Schulkinder aus Rom empfangen. Der Papst hat nun auch begonnen, wieder die hl. Messe zu zelebrieren. Um sich zu schonen, bleibt er während der Opferfeier meistens sitzen

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung