Karin Peschka: "Ein Angebot zu machen: Schaut hin!"

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In ihrem Erzählband "Autolyse Wien" zeichnet Karin Peschka ein zerstörtes Wien. Menschen wurden von einer nicht näher benannten Katastrophe aus Alltag, Träumen und Plänen gerissen und versuchen in dieser Verwüstung zu überleben.

DIE FURCHE: Autolyse, das ist die Selbstauflösung abgestorbener Zellen mittels Enzyme. Wie kommen Sie zu diesem Titel?

Karin Peschka: Der Titel war ganz am Anfang da. Ich habe eine Dokumentation gesehen oder gehört. Es ging um diesen Prozess der Auflösung, wenn ein Organismus stirbt. Ich fand das spannend und das Wort sehr schön und da ist's gleich losgegangen im Kopf. "Autolyse" war als erstes da und "Autolyse Wien" dann recht schnell. Dann ging's zu den Wäscheleinen, wo ich die Geschichten aufhänge

DIE FURCHE: Sie hängen Ihre Geschichten auf Wäscheleinen?

Peschka: Ja, nein, ich habe so Postit-Phasen. Es gibt Kurse, in denen man lernt: Wenn man einen Roman schreibt, soll man für jede Figur eine Biografie verfassen. Es ist gut, wenn das jemand kann, ich kann es anscheinend nicht. Ich bin nicht diszipliniert genug. Ich nehme es mir jedes Mal vor, aber fange dann meist an zu schreiben, recherchiere gleichzeitig und irgendwann kommt die Phase, in der ich den Überblick verloren habe. Bei "FanniPold" habe ich mir dann ein großes Stück Packpapier an den Kasten geklebt und mit verschiedenfarbigen Post-its habe ich mir die Personen, die Stationen, die Orte aufgeklebt. Ich bin davorgestanden und habe gesehen: da ist was offen, diese Fäden muss ich noch verknüpfen.

DIE FURCHE: In Ihren Werken fällt der sehr reduzierte Stil auf. Da kommt Ihnen die kurze Form der Erzählung, die Sie dieses Mal gewählt haben, sicher entgegen?

Peschka: Ja, ich mag diese Kürzest-und Kurzform, weil man sehr präzise sein muss. Ich fange an und schreibe, wenn möglich, in einem Guss einfach durch, um später in Ruhe am Text zu meißeln. Da darf nichts zuviel sein und nichts zu wenig. Dass jede Geschichte dasselbe Setting hat, alle in einem zerstörten Wien spielen, das fand ich spannend auszuprobieren. Ein Thema von verschiedenen Seiten anzugehen und zu sehen, ob sich daraus Verknüpfungen ergeben.

DIE FURCHE: Auf dem Cover des Buches steht "Erzählungen". Ich las unlängst in einer Rezension, das Buch wäre ein Roman.

Peschka: Wer möchte, kann es auch so sehen. Das ist mir egal.

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