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Isabel Allende wollte einen Roman über New Orleans schreiben, ihre Recherchen führten sie zu den französischen Flüchtlingen, den weißen Herren, die Haiti 1793 in Scharen verließen, als die Sklaven sich erfolgreich erhoben. Vier Jahre Quellenforschung folgten und Allendes Interesse verschob sich.

Menschen unterschiedlicher Völker und mit unterschiedlichen Sprachen fanden in der Sklaverei über Musik und Religion zu einer neuen Identität, die ihnen im Freiheitskrieg half und später die Kultur viele Länder prägend beeinflusste. Allende beschäftigte sich mit dem auf Haiti entstandenen Voodoo, der Trommelmusik und Rhythmik in den Sklavengesängen. Ergebnis: ein opulenter Roman mit großartig komponierten Figuren. Allendes hinreißender Umgang mit Sprache wirkt besonders überzeugend in den Partien, die die Innenwelt ihrer Heldin Zarité darstellen. Zarité wird von Toulouse Valmorain als Neunjährige gekauft, um seiner langsam dem Wahnsinn verfallenden Ehefrau als Haushälterin zu dienen.

Valmorain sieht sich als aufgeklärten Franzosen. Auf der abgelegenen Zuckerrohrplantage, die er von seinem Vater übernimmt, herrschen wie überall auf der Insel Gewalt, Terror und Angst der Sklaven vor ihren mordenden Herren, Angst der Herren vor Aufständen und Racheakten. Als der Sklavenaufstand ausbricht, rettet Zarité dem Herrn und den Kindern das Leben. Die Flucht führt nach New Orleans ...

Allende wollte die Klangfarben der schwarzen Musik und die Mystik des Voodoo literarisch darstellen, ohne den Roman in Kitsch zu ertränken. Das ist geglückt, und Svenja Becker versuchte in der Übersetzung, dieser Wortgewalt gerecht zu werden, was ihr vor allem in den musikalischen inneren Monologen der Tété wunderbar gelang.

Die Insel unter dem Meer Roman von Isabel Allende. Übersetzt von Svenja Becker. 552 S., geb.,€ 25,60

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