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Klingendes Salzburg

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Der Heitmann. Vier Erzählungen. Von Josef P f a n d 1 e r. Europäischer Verlag, Wien 1950. 96. Seiten. Mit fünf Originalholzschnitten von Franz Traunfellner.

Aus der gleichen Landschaft, die uns in letzter Zeit durch das Romanschaffen Frankes und der Bodmershof wieder nahegebracht wurde: aus dem oberen Waldviertel nämlich erwuchsen Josef Pfandler neben seiner naturverbundenen, naturgebundenen Lyrik nunmehr auch diese vier Erzählungen, von denen jede einer der vier Jahreszeiten entspricht. Wiederum — wie in Pfandlers Lyrik — ist es das halb Unbewußte, das Unterbewußte, das Unerklärliche bis zum Gespenstischen und Spukhaften oder bis zum Seltsamen und Wunderbaren, das erdhaft Elementare und in die Welt Verstrickte, das den Grundton bildet, über dem sich die Handlungen ausformen, ja das hiefür die Grundstoffe liefert, ähnlich dämonisch-doppelgesichtig und für das rauhe, nebelige, geheimnisvolle Wald-, Moor- und Heideland, des Dichters Heimat, kennzeichnend, wie das dichterische Schaffen Billingers für das oberösterreichische Innviertel oder wie das von Carl Hauptmann — und dessen skurriler Realismus — für das schlesische Bergland kennzeichnend ist, etwas kraus manchmal im Psychologischen und mitunter eigenwillig im Sprachlichen. Besonders die titelgebende, die stärkste Erzählung, „Der Hehmann“, die Geschichte eines unerlösten Geizhalses und

Grenzfrevlers, der nach seinem Tod dreißig Jahre lang „umgeben“ muß, hat mich in ihrer urwüchsigen Kraft und in der Wesentlichkeit des Berichtes an den leider allzu wenig bekannten und vom Ruhm des Bruders verdunkelten Dichter des „Rübezahlbuches“ denken lassen. Dr. Friedrich S a c h e r

Kleine Musikgeschichte der Mozart-Stadt.

Von Viktor Keldorfer. Mit 6 Farbtafeln, 90 Textbildern, Abbildungen, Notenbeispielen, Faksimiles und 18 Vignetten. Amalthea-Verlag, Zürich-Leipzig-Wien 1951. 195 Seiten.

Der Autor ist schöpferischer und nachgestaltender Künstler. Der Name Viktor Keldorfer wird in die Geschichte des Chorwesen in zweierlei Funktion: in der des Komponisten und im Aufgabenkreis des Dirigenten, eingehen. Wer nun sein Buch zur Hand nimmt, das er „seiner geliebten Heimatstadt Salzburg“ zugeeignet hat, wird Kundgabe der Persönlichkeit nicht missen. Und somit Subjektivität. Die zweite Hälfte des Buches gilt der Zeit, die der Autor 6elbst miterlebt hat, Heißblütig verteidigt er seinen Mentor Pater Peter Singer, ein stolzes Kapitel gilt der „Musik zu St. Peter“, die Geschichte des neuen Mozarteums wird bis zur „Musikpflege unserer Tage“ heraufgeführt. Reiche Kenntnis spricht aus deri Beispielen der „Bodenständigen Volksmusik“ und das Schlußwort, das den Salzburger Festspielen gewidmet ist,

Mozart. Dokumente seines Lebens und Schaffens. 226 Seiten. — Beethoven. Dokumente seines Lebens und Schaffens. 249 Seiten. Auswahl und verbindender Text von Hans Rutz. Verlag C. H, Beck, München.

Es würde ein großes Sterben der Schlagworte und der Phrasen einsetzen, wenn wir uns häufiger entschließen könnten, die Quellen zu befragen, anstatt fast ausschließlich „Literatur über...“ zu lesen. Wohl ist auch eine Auswahl von Dokumenten, wie sie Rutz vorlegt, eben schon durch die Person des Auswählenden subjektiv gefärbt, aber immerhin: „der Leser kann sich mit ihrer Hilfe 6elbst ein Urteil bilden ... Insofern sind Zeitdokumente allerdings wieder Geschichte, indem sie die Grundlage der Erkenntnis bilden, daß Geschichte nicht ist, sondern — geschrieben wird.“

An dieser Stelle haben wir uns wiederholt gegen die biographie romancee ausgesprochen, der wir entschieden die Selbstdarstellung, den Briefwechsel, das Zeugnis der Zeitgenossen oder eine geordnete Zusammenstellung aller dieser Elemente vorziehen. Und dies um so mehr, wenn die Aufgabe so sauber und gewissenhaft gelöst ist wie durch Han6 Rutz für Mozart und Beethoven; und wenn ein angesehener Verlag es an nichts hat fehlen lassen (moderner Satzspiegel, blütenweißes Papier, flexibler Ganzleinenband, tadellos reproduzierte Bilder), diesen kostbaren Dokumenten auch den entsprechenden äußeren Rahmen zu geben.

Dr. H. A. Fiechtner

Österreichische Geschichtswissenschaft der Gegenwart in Selbstdarstellungen. 2. Band. Von Dr. Nikolaus Graß. Schlern-Schriften, Band 69. Universitätsverlag, Innsbruck 1951.

Man mag zur Autobiographie stehen wie man will, im Bereich der Wissenschaft ist sie immer auch ein gewichtiges Mittel, den Werdegang der individuellen Forschung und damit oft den Puls6Chlag der Zeit leichter zu verstehen. Im vorliegenden 2. Band kommen die nicht in Innsbruck wirkenden Historiker aus den Sparten der Kunstgeschichte (Frey), der Rechtsgeschichte (Köstler, Koschaker, Planitz, Rintelen, Schmid), der Volkskunde (Dörrer, Geramb) und der österreichischen Geschichte (Santifaller, Uhlirz, Zibermayr) zu Wort und zu recht plastischem Leben. Mit ihnen auch die Forschung und die Forderungen, die die Wissenschaft für die Zukunft stellt. Sicherlich ist dies letztere eines vom Wichtigsten, denn immerhin wird die Bedeutung eines Forschers von 6einem Vermögen

gezeichnet, wie ein Prophet, die Zukunft erspürend, aus der Vergangenheit die Bausteine für den Bau der Gegenwart bereitzustellen. Wie dies erreicht wird, in dem Suchen und der Arbeit des einzelnen Forschers, mag wohl der Betreffende erkennen und entscheiden.

DDr. P. Friedrich K. Hermann O. S. B.

Vom Amt des Dienstes In der Kirche Christi. Von Hans Christoph von H a s e. Evangelisches Verlagswerk, Stuttgart. 52 Seiten.

Zum hundertjährigen Gedächtnis des Aufrufes Wicherns zur Inneren Mission auf dem Wittenberger Kirchentag am 22. September 1848 ist diese Broschüre geschrieben worden, die das Amt der Diakonie in neuer Wei6e begründet und vertieft. Die Kirche muß wieder erkennen, daß die Diakonie nach dem Vorbild des Wirkens Christi als Amt der Liebe gleichwertig neben dem Amt der Ver-

berichligt gegenüber früheren Werken anderer Autoren die Gründung6geschichte. Auch was Keldorfer von der Neuzeit bis zu Bruckner zu sagen hat, entbehrt nirgends der Frische des gesprochenen Wortes. Es fehlt nicht an Seitenhieben, die bei der Stilhaltung des Komponisten Keldorfer verständlich sind und den Reiz der persönlichen Diktion nur erhöhen, mögen sie auch bisweilen nur in den Anmerkungen zu finden 6ein. Hell wird es um Michael Haydn, dem die ganze Liebe des Chormusikers gehört, Hofhaymer und sein Kreis treten aus ihrem Papierdasein heraus, wenn Keldorfer von ihnen erzählt. Lebenden Künstlern (Karajan, Paumgartner, Meßner, Zallinger) werden Denkmäler gesetzt, ohne daß deren Standort heute schon ganz gesichert wäre.

Der Verlag hat dem Werk eine reiche Ausstattung mitgegeben. Leider fehlt ein Nachschlageverzeichnis der Personennamen, ein Mangel, dem in der bald zu erwartenden zweiten Auflage abzuhelfen wäre.

kündigung steht. Baut 6ich die Kirche von der Gemeinde her auf, so muß auch die Diakonie “wieder ihren Ort in der einzelnen Gemeinde und in ihrem Gottesdienst erhalten und darf nicht länger als zweitrangig angesehen werden. Die tiefste Begründung empfängt die Diakonie, die in der urchri6tlichen Gemeinde „Tischdienst“ an den Armen war, vom Tische des Herrn, vom Opfer Chri6ti am Kreuz. Die Diakonie der Kirche darf sich aber nicht damit begnügen, die eiternden Wunden in einer ungeordneten menschlichen Gesellschaft zu heilen, sie muß vielmehr im Bewußtsein ihres prophetischen Wächteramtes den Ursachen der Not nachgehen und die Mächte der Welt auf ihre Pflicht gegenüber dem Lebensrecht des Menschen auf Gerechtigkeit und Freiheit erinnern. Aber ebenso nachdrücklich muß sie für ihr diakonisches Amt Raum in der Welt fordern. Mit der Weltlcirchen-konferenz in Stockholm 1925 begann die Diakonie weltweite Formen anzunehmen. Die Not de6 zweiten Wettkrieges hat der Diakonie der Weltchri6tenheit übei alle Konfessionen ja über alle Religionen hinweg einen unerhörten Auftrieb gegeben. Die ökumenische Diakonie wird aber erst dann ihre ganze Erfüllung finden, wenn die Agape, das Liebesmahl der in der Diakonie verbundenen Christenheit, zur Eucharistie wird, da6 heißt zur gemeinsamen Teilnahme am Ti6ch des Herrn. Univ.-Prof. Dr. Franz Fischer

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