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Können 500 Volksweisheiten falsch sein?
Amüsant zu lesen und eine Menge „Aha-Erlebnisse" beschert das „Lexikon der populären Irrtümer". Die Autoren decken Denkfehler, Mißverständnisse und Vorurteile auf.
Amüsant zu lesen und eine Menge „Aha-Erlebnisse" beschert das „Lexikon der populären Irrtümer". Die Autoren decken Denkfehler, Mißverständnisse und Vorurteile auf.
Die Idee zu diesem Lexikon entstand, als einer der Autoren mit einer ebenso offensichtlichen wie gern verdrängten Wahrheit auf großes Unverständnis stieß. Nämlich: daß Rauchen und die Raucher unsere Gesundheitskosten nicht erhöhen, sondern reduzieren. Das Ergebnis ist das „Lexikon der populären Irrtümer". Die beiden deutschen Statistikprofessoren Walter Krämer und Götz Trenkler befassen sich mit 500 kapitalen Irrtümern aller Art - von der Antike bis zur Gegenwart - aus Politik, Geschichte, Technik, Medizin, Wirtschaft. Durchleuchtet werden populäre Mythen, die sich hartnäckig halten, ebenso wie logische Kurzschlüsse, gern geglaubte Wunschbilder, eingefahrene Vorstellungen und „Zeitungsenten". Die Beispiele wurden ohne Rücksicht auf ihre Redeutung nach dem Gesichts punkt ausgesucht: „Ist die betreffende Aussage falsch, und wird sie immer noch geglaubt?". Alphabetisch decken die Autoren die ausgewählten Irrtümer auf: vom Abendrot, das nur bedingt schönes Wetter verheißen muß, bis zur falschen Annahme, daß das Luftschiff „Zeppelin" eine Erfindung des gleichnamigen Grafen Zeppelin ist. Aber auch, daß das berühmte Rock-Konzert von Woodstock nicht in Woodstock sondern im 100 Kilometer entfernten „Bethel"'stattfand.
Die Statistikprofessoren gehen dem Aberglauben nach, daß Alkohol wärmt, der Kaugummi aus den USA kommt, Kamele Wasser speichern oder Fast-Food ungesünder ist als ein Drei-Sterne-Menü.
Bekannte Worte, deren Ursprung nichts mit der vielfach vermuteten Bedeutung zu tun haben, werden unter die Lupe genommen. So zum Beispiel der Friedhof, der nichts mit Frieden zu tun hat, sondern sich vom althochdeutschen „frithof" = Vorhof, Vorplatz, Vorraum einer Kirche, ableitet und als „geschützter Platz" mit dem Wort „einfrieden" in Verbin dung steht.
Hier auszugsweise noch einige „Leckerbissen" aus dem mit viel Humor geschrieben Lexikon, das dem Leser von Seite zu Seite ein neues „Aha-Erlebnis" abringt: .
„Anders als in der Schule gelernt, wurde die Bastille nie gestürmt, sondern friedlich übergeben." Streng genommen müßte am französische Nationalfeiertag nicht der Sturm, sondern die Übergabe der Bastille gefeiert werden. Aber welche friedliche Übergabe eignet sich schon für einen Nationalfeiertag?
Oder: „Die Hundstage heißen so,
nicht weil es selbst Hunden zu heißt wird, sondern weil um diese Zeit des Jahres der Sirius, der Hundestern, mit der Sonne zusammen aufgeht. In der Antike glaubte man, daß dieser Stern noch zusätzliche Hitze brächte."
Auch eine weitere gängige Be-densart hat einen anderen Ursprung, als viele vermuten: „Das kann kein Schwein lesen". Diese Redensart hat nichts mit Schweinen zu tun. „Sie wird vielmehr der Familie Swyn aus dem Dithmarschischen zugeschrieben, deren Mitglieder durchaus angesehene und kluge Leute waren. Hatte selbst ein Swyn Probleme mit dem Entziffern eines Schriftstückes, so hieß es bei den Bauern; ,Dat kann kein Swyn lesen', woraus dann unser populärer Spruch entstanden ist."
Die Autoren, bereits bekannt durch „Wie lügt man mit Statistik" und „Wir kurieren uns zu Tode", starteten mit ihrem neuesten Buch einen gelungenen Großangriff auf unsere alltäglichen Irrtümer.
M Lexikon der populären Irrtümer. 500 kapitale Mißverständnisse
Von Walter Kramer und Götz Trenkler Eichhorn Verlag, Frankfurt am Main ' " 1996, m Seiten, geh., öS )26,
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