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Kunst der Heimat

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Die Dreifaltigkeitskirche In Stadl-Paura. Von Dr. Walter L u g e r. — Die Pfarr- und Wallfahrtskirche Frauenberg. Von DDr. Adalbert Krause O. S. B. — Der Linzer Dom. Von Florian Oberchristi. — Der Kefermarkter Flügelaltar. Von Florian Oberchristi. — Heimische Weihnachtskrippen. Von Otfried Kastner. — Sämtliche: Oberösterreichischer

Landesverlag, Linz.

Die großen Ausgaben der Kunsttopographien sind teilweise vergriffen; ihr Neupreis muß erheblich sein; der Kunstfreund, der oft Jahre für eine kleine Reise spart, wird daher von einem Vorhaben wie diesem, „Kunst der Heimat“ genannt, erfreut sein. Ganz allgemein ist der geringe Preis für die zudem leicht mitzunehmenden Hefte und die hervorragende bildliche Ausstattung auf Kunstdruckpapier zu rühmen, eine verlegerische Pionierleistung. — Die wenig bekannte Kirche von Stadl-Paura, der Initiative des Abtes Pagl von Lambach zu danken, ist ein ungewöhnliches ideengeschichtliches Baudokument, treffender als das Dien-tzenhofersche in Waldsassen. Hier in Stadl wie auf dem Frauenberg bei Admont ist zudem ein wenig bekanntes Kunstwerk behandelt worden. Beiden Heften eignet eine historisch ausgezeichnet fundierte Grundlage, die — wie überall — bis in die neueste Zeit reicht und die Schicksale während des letzten Krieges berücksichtigt. Das gilt auch für den Linzer Dom, der ganz zuletzt von Bomben beschädigt wurde und ein Beispiel opferbereiter Glaubensgemeinschaft darstellt. Viel besprochen, aber noch immer zu wenig der Allgemeinheit bekannt, ist der herrliche Kefermarkter Altar. Hier werden interessante Nachrichten über die Forschung nach dem Schöpfer dieses Werkes geboten. Leider haben auch hier die Kriegsereignisse — die Archive von Freistadt litten 1945 sehr — ein Wort gesprochen. Die überragende Bedeutung Oberösterreichs in der Krippenschnitzerei würdigt Kastners Darstellung bei gebotener Knappheit des Raumes vorzüglich. Und nun möge der Kunstfreund und darüber hinaus jeder, der seine Heimat liebt, seine Fahrt antreten — abseits der großen Heerstraßen. Et wird es nie bereuen.

Dem sechsten Brief vom 7. Oktober 1875 schließt Wagner ein Schreiben der Lucile Grahn bei und empfiehlt dieses zur Beachtung. Aus ästhetisch-dramatischen Giünden lehnt er die Mitwirkung der Frau Wilt bei der geplanten Aufführung ab, äußert seine Bedenken über Labatt al Tannhäuser und stellt es Direktor Jauner anheim, ob das ganze Projekt nicht doch lieber zu vertagen sei.

Es muß Direktor Jauner gelungen sein, Wagners Bedenken zu zerstreuen, denn Aifang November traf dieser in Wien ein, an 22. November fand die erste ungekürzte Aufführung des „Tannhäuser“ im neuen Hause statt, und am 15. Dezember folgte der „Lohengrin“, worüber Max Morold in dem zitierten Werk (Band II, S. 171 ff.) ausführlich berichtet hat. Nach dem Ende des dritten Aufzugs hielt Wagner von der Bühne herab eine seiner berühmten Ansprachen, in welcher er dem Publikum seinen Dank für die über-ais herzliche Aufnahme und den Künstlern seine vorbehaltlose Anerkennung aassprechen wollte. Eine Wendung in dieser Rede („soweit die vorhandenen Kräfte reichen“) wurde von der Presse lufgegriffen und zu einer Kampagne gegen Wagner ausgenützt, dem man unter anderem auch sein kostspieliges Residie-len mit seiner Familie im „Hotel Imperial“ mm Vorwurf machte. Hierauf bezieht sich der kurze, siebente Brief an Direktor Jauner. Wagner bittet darin, das entstandene Mißverständnis aufzuklären: er habe seit Jahrzehnten nicht mehr den '/ersuch unternommen, mit den vorhandenen Kräften eines einzigen Theaters seine Werke aufführen zu lassen, sondern sei immer zur Herbeiziehung auswärtiger Künstler gezwungen gewesen. So dünkt ihn jener kritische Passus keine Geringschätzung des Personals der Wiener Hofoper auszudrücken, sondern, zusammen mit dieser Erklärung, eine herzliche Anerkennung seiner Vorzüge.

Der vorletzte, achte, Brief vom 25. April 1876 enthält die Antwort Wagners auf die Forderung Jauners, die „Walküre“ für Wien zu erhalten. Das bedeutete für Wagner eine schwerwiegende Zumutung und wurde von ihm als Erpressung empfunden, da Jauner von der Erfüllung dies3r Forderung die Urlaubsbewilligung der Amalia Materna, welche Wagner dringend benötigte, für Bayreuth abhängig machte. Einen ähnlichen Druck übte Jaurer auf Wagner auch mit einer Ur-laubtbewilligungRichters nach London aus, wo dieser durch eine Reihe von Wagner-

Konzerten einen Teil des Fehlbetrags der Bayreuther Festspiele hereinbringen sollte. Im August 1877 hatte Jauner auf diese Weise den ganzen „Ring“ für Wien erworben. Wagners Verstimmung war groß, doch vermochte auch diese kritische Episode seine guten persönlichen Beziehungen zu Jauner nicht zu zerstören. Der letzte Brief (ohne Datum, mit Eingangstempel vom 11. Mai 1876) folgt hier im Wortlaut:

„Werthester Freund und Gönner!

Der Ausgleich mit Ihnen ist mir nicht das Schwerste, sondern der Ausgleich mit mir selbst. Was ich opfere, wenn ich meinem Stolze entsage, die Früchte meiner furchtbaren Anstrengungen für meine Bayreuther Unternehmung zum Heil der so tief gefallenen Kunst für drei Jahre mir in ihrer Frische und unbefleckten Reinheit zu erhalten, so gehe ich einen Compromiss mit meinem eigenen besten Theile ein, und muss mir sagen: Alles war denn also nur dazu überstanden, dass ich den deutschen Theater-directoren in meinen Festspielen jetzt eine Musterkarte zur beliebigen Auswahl'vorhalte. Doch — was sage ich Ihnen das? Was geht Sie Bayreuth an, — was aber geht mich der Wiener Hofopern-Bankerott an? — Hier folgt der Entwurf der von Ihnen meinerseits gewünschten Cessions-Urkunde, welchen ich schon vor dem Eintreffen Ihres heutigen Briefes aufgesetzt hatte, und den ich nun nicht erst wieder copiren möchte, da der K. K. Kanzleistyl doch vielleicht noch gewisse Veränderungen erfordert. Senden Sie mir (falls Sie es für nöthig halten) die von der K. K. Kanzlei beliebte Fassung zur Unterschrift zu; sobald sie dem Sinne meines Entwurfes entspricht, seien Sie meiner Unterzeichnung gewiß. Dagegen — da wir nun in das Dingen und Handeln ge-rathen sind, erbitte ich mir die unterzeichneten Reverse der von mir Ihnen namhaft gemachten und ausgebetenen Sänger und Musiker. Seiner Durchlaucht dem Fürsten Hohenlohe7 ersuche ich Sie aber meinen unterthänigsten und ausdrücklichsten Dank für seine hochgeneigten Gewährungen gütigst vermelden zu wollen. Schließlich bitte ich Sie um ein Zeugniss dafür, dass ich heute Alles verschwiegen habe, was ich darüber, dass das Hofoperntheater in Wien gerettet werden solle, zu sagen gehabt haben würde. Niemand verlangt von mir iinen ernstlichen Rath, — somit: segne Gott Ihren Glauben an die — Walküre! Allerschliess-lichst aber noch die Versicherung, daß ich Sie, lieber Jauner, durchaus nur — lieb habe!

Ihr Ihrer Meinung nach: rettender Genius Richard Wagner (mit dem gewendeten Rücken)

' Prinz Konstantin zu Hohenlohe-Schillingsfürst, 1828—1896, Obersthofmeister.

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