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Kunst der Italiener und Österreicher

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Die Albertina zeigt eine Ausstellung ihrer Neuerwerbungen und gibt damit zugleich der Öffentlichkeit glänzende Rechenschaft über die von ihr seit Kriegsende geleistete Arbeit. Unter vielen Blättern stehen bedeutende Namen: Goya, Rembrandt, Coreggio, Alt; viel Platz ist Österreichern des vergangenen Jahrhunderts eingeräumt worden, und man wird mit Freude bemerken, daß durch diese Ausstellung fast Vergessene, wie Gauermann oder Thomas Ender, gleichsam neu entdeckt worden sind. Sie verdienen es in der Tat, ihre Aquarelle sind bewundernswert und den besten Franzosen der Zeit ebenbürtig. — Besondere Anerkennung gebührt der Albertina für ihre Bemühungen un die Kunst der Lebenden, Bemühungen, die ihr freilich nicht allzu schwer gemacht werden — seit Klimt und Schiele und zwischen Kubin und Boeckl ist der österreichischen Graphik eine Fülle von Begabungen erwachsen, die sich noch immer vermehrt. Heute dürfen wir ohne jede Einschränkung behaupten, daß die österreichische Zeichenkunst in der Welt einzig dasteht. Die Arbeiten der Genannten

Behler, Bilger, Eckert, Fronius, Kreutzberger, Moldovan und anderer sind in ihrer Art nicht zu übertreffen. Es wäre höchlichst zu wünschen, daß unser Publikum dieser Tatsache größere Anteilnahme entgegenbrächte.

In der Akademie der Bildenden Künste ist eine sehr umfangreiche Exposition zeitgenössischer italienischer ‘Kunst zu sehen. Es mag sein, daß über der Auswahl und Zusammenstellung all dieser vielen Bilder ein Unstern gestanden ist; wir hoffen es wenigstens. Denn diese Ausstellung ist, gelinde gesagt, eine Enttäuschung, wiewohl in ihr doch keiner der bekannten und vielfach propagierten Namen fehlt. Gewiß, Verwirrung und Unordnung, der Widerstreit der Ismen und Stile, die Revolution der echten und falschen Avantgarden und die Flucht in die Retrospektivität herrschen in der Kunst der ganzen Welt, dort deutlicher und hier undeutlicher ausgeprägt. Aber auch in dieser Verwirrung hat die Malerei noch Gesetze, an die sie sich halten muß — auch ein Surrealist oder ein Abstrakter muß die Regeln sauberer handwerklicher Arbeit ken-

hen, auch ein Konstruktivist muß es blutig ernst mit seiner Kunst meinen, wenn anders er nicht lächerlich gescholten werden will, und sie alle müssen wenigstens den Willen haben, irgendwo einmal festen Boden unter die Füße zu bekommen, in dem die Wurzeln haften und der Same des Neuen keimen kann. Und gerade solche prinzipiellen Forderungen werden in dieser Ausstellung nicht erfüllt; man wird im Gegenteil den Eindrude nicht los, als fühlten sich diese meist jungen italienischen Maler in den Sackgassen, in die sie sich verlaufen haben, sehr wohl, als wollten sie aus der Verwirrung einen Ausweg gar nicht suchen. Daß die Älteren ihnen einen solchen aufzeigen könnten, ist zu bezweifeln. Denn diese, große Könner und ein wenig melancholisch, sind einer harmonischeren Vergangenheit zugewandt: Chirico wandelt neuestens in den Spuren Tizians, Carlo Carras wunderbare Lithographien verraten Sehnsucht nach der Antike und Massimo Campigli, auch er ein wunderbarer Zeichner, holt sich seine Inspirationen von spätrömischen Sarkophagen. Diese Künstler sind auf ihre Weise bedeutend, aber Impulse können sie keine mehr geben. Von den Jüngeren nennen wir Casorati, Guttuso, Omiccioli, Spazzapan und vor allem Vespiniani und Viviani; die sind ernst zu nehmen. — Noch einmal: wir hoffen, daß diese Ausstellung nicht charakteristisch für die moderne italienische Kunst ist.

Die „Sezession" zeigt in einer Weihnachtsausstellung vor allem Aquarelle ihrer Mitglieder, einfache, einander sehr ähnlich sehende Arbeiten, welche man im ganzen wohl als den guten Durchschnitt der Wiener Aquarellmalerei bezeichnen kann. Die Arbeiten von Hedwig Wagner, Oskar Laske, Oskar Gawell, Fritz Silbefbauer und Oskar Schmal stechen unter ihnen hervor.

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