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Die Figuren in Kathrin Resetarits' Prosaband machen ihr Scheitern bewohnbar.

Der Wiener Czernin Verlag, der sich seit 1999 einen Namen als Sachbuchverlag gemacht hat, wächst mehr und mehr in die Rolle eines kleinen, aber feinen Verlags für österreichische Literatur hinein. Die Bücher sind sorgfältig lektoriert, schön ausgestattet, und der Verlag hat eine gute Hand bei der Auswahl neuer Autorinnen und Autoren.

Das gilt auch für den ersten Erzählband von Kathrin Resetarits mit dem poetischen Titel "vögel sind zu besuch", der die Autorin als bekennende Kleinschreiberin ausweist. Das Buch lebt von einem ganz eigenen sprachlichen Ton, der von den skurrilsten Konstellationen präzise und verhalten zu erzählen versteht. Es sind überwiegend Miniaturen über statische Schicksale in der Sackgasse, gescheiterte Leben, aussichtslose Verhältnisse und Einsamkeiten. Da verkleidet sich eine junge Frau als Mann und besucht sich selbst, um zumindest der Nachbarin das Vorhandensein einer Beziehung vorzutäuschen, denn, "wenn man was erreichen will im leben, muss man innovativ sein und darf nicht zurückfallen".

Innovativ sind die Figuren in der Regel allenfalls in der Verwaltung ihres Scheiterns und ihres Rückzugs, für einen Neustart fehlt ihnen oft die Perspektive, und das hat mit der sozialen Verfasstheit der Gesellschaft zu tun. Kathrin Resetarits muss das nicht aussprechen, sie schreibt es mit kleinen Details in ihre Fallgeschichten hinein, auch dort, wo es um fantasierte Lebensträume geht.

"die frechheit und konsequenz, mit der dagmar schlecht tanzte, zog uns alle in ihren bann", heißt es einmal; das könnte man über viele der Figuren sagen: Sie entwickeln eine verzweifelte und bewundernswerte Fantasie, um sich in ihrem Scheitern einzurichten und es bewohnbar zu machen. "wir haben uns nämlich ganz auf lebendfutter umgestellt", sagt eine der Figuren, die sich aus allen Zusammenhängen völlig ausgeklinkt hat; ihre Wohnung verlässt sie nur mehr nachts, um Ratten zu erlegen für die Katzen ihrer Freundin, für die sie zu sorgen hat. Eine andere Figur - sie dürfte männlich sein - erfindet sich einen komplizierten Nasenschutz, der äußerst schwierig zu handhaben ist und deshalb im Lauf der Zeit erfolgreich jede Verpflichtung zu irgendeiner Aktivität unmöglich macht. Das Geschlecht ihrer Protagonisten lässt die Autorin oft in Schwebe, was einen eigenen Reiz ergibt und den Leser mit seinen eigenen geschlechtsspezifischen Erwartungshaltungen konfrontiert.

Viele der Prosastücke spielen mit schrägen Familienkonstellationen, häufig im Zirkus- oder Wandertheatermilieu. Die Autorin setzt dabei wiederholt bei ähnlichen Konstellationen an und spielt Varianten durch. Mitunter entsteht so der Eindruck von Fingerübungen, die vielleicht nicht alle in den Band aufgenommen hätten werden müssen. Aber die besten davon sind absolut überzeugend, und bei einem Debütband sind auch Probeläufe legitim.

Vögel sind zu Besuch

Von Kathrin Resetarits

Czernin Verlag, Wien 2007

150 Seiten, geb., € 19,80

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