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Ein Buchtipp von STUBE, Institut für Jugendliteratur und DIE FURCHE

Wenn ich König wär

Eine Krone verlässt ihr Museum, in dem sie lange genug gelegen hat, um sich einen König zu suchen. Dabei landet sie auf den unterschiedlichsten Köpfen - vornehmen Damen, Müllmännern, Postboten, Katzen, Kindern und Vätern. Und alle reagieren darauf mit autoritären bis größenwahnsinnigen Ausbrüchen - im Rahmen der Möglichkeiten, die ihnen ihr Alltag bietet. Ein Mann brüllt die Tulpen nieder, die gefälligst auf sein Kommando hören sollen, der Postler will die Post umschreiben, die Katze gedenkt, die Stadt zur hunde-und menschenfreien Zone zu machen. So fliegt die Krone immer weiter, bis sie zum Schluss kommt: "Ich gehöre wohl doch ins Museum. Da können mich alle anschauen und - zumindest in Gedanken - kurz König spielen. Das sollte genügen ..."

Heinz Janisch erzählt in seinem neuen Bilderbuch in wenigen Worten eine schlichte Parabel um Macht und Machtmissbrauch. Der Verführung, die die Krone als Symbol von Herrschaft und Verfügungsgewalt über andere ausübt, kann sich keiner entziehen. Die Auswirkungen, die der Autor als Reaktion auf die kurzzeitig verliehene Macht beschreibt, geben ein realistisches Bild, das auch am Ende des Buches nicht harmonisiert wird - es wird keine einzige Figur eingeführt, die angemessen mit der Möglichkeit der Alleinherrschaft umgehen würde. Der Rückzug der Krone in den geschützten Bereich ihres Schlosses ist die einzige Möglichkeit, ihren Missbrauch zu verhindern. Dass der imaginierte Machtmissbrauch in einer "Wenn ich etwas zu sagen hätte"-Situation bei Janisch amüsant-groteske Züge an der Grenze der Lächerlichkeit trägt, nimmt der Geschichte ihre Schwere, aber nicht ihren Tiefgang.

Helga Bansch, bereits seit einigen Jahren bewährte Bilderbuch-Partnerin des Autors, hat auch diesen Titel in wunderbaren Aquarellen illustriert. Bestechend ihre Perspektiven, in denen sie die unterschiedlichen Größenverhältnisse einfängt und in überdimensionierten Damen oder Katzen deren Verhaltensweisen ins Bild setzt. Dass dabei ein Fisch auf einem Fahrrad mehr oder weniger versteckt durch jedes Bild radelt, ist eine der vielen amüsanten Spielereien einer Illustratorin, die nicht nur hervorragend mit Farbe und Raumgestaltung umzugehen weiß, sondern sich bei aller Großflächigkeit die Liebe zum Detail bewahrt hat.

Karin Haller

www.jugendliteraturnet

Krone sucht König

Von Heinz Janisch. Ill. von Helga Bansch Verlag Jungbrunnen, Wien 2006

32 Seiten, geb., e 13,90

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