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Ein Fotograf der exklusiven Szene

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Er fotografierte Federico Fellini und Bobert Bresson beim Blick durch die Kamera - die Großen des Films mit dem Auge an der kleinen Öffnung, geradezu voyeuristische Schnappschüsse von voyeuristisch anmutenden Momenten bei der Entstehung von Kunst.

Francois-Marie Banier hat den voyeuristischen Blick des auf Prominente spezialisierten Porträtfotografen, zugleich aber auch den Blick für das Unscheinbare, für das im Alltäglichen verborgene Typische, den Schnappschußblick der großen französischen Fotografen die ganze Leiter von Cartier-Bresson hinauf und hinunter, in deren Tradition er steht.

Er schnappschußte Pascal Gregory beim Händedruck mit einem verschmitzt wegschauenden Jean-Luc Godard. Er porträtierte liebevoll einen müde aus dem Fenster eines Metro-Zuges auf den Eiffelturm blickenden unbekannten alten Herrn, von dem sich beim Lesen der Bildlegende herausstellt, daß er Vladimir Horo-witz heißt. Oder denselben alten Herrn daheim hinter dem Klavier. Oder einen todtraurigen, bereits sehr müden Yves Saint-Laurent. Oder einen fröhlichen, tanzenden Mastroian-ni. Oder Mislav Rostrovovitch beim Geigen und beim Kaffeetrinken.

Banier ist ein vielseitig begabter Mann mit der richtigen Herkunft aus der richtigen französischen Familie. 1947 geboren und schon als Kind mit Prinzessin Caroline von Monaco befreundet, kam er denn auch bereits mit 15 Jahren Salvador Dali unter die Augen, der ihn entdeckte und förderte. Banier hatte zuerst als Schriftsteller Erfolg, ehe er in der Fotografie, und zwar der strengen schwarzweißen, die Leidenschaft seines Lebens entdeckte.

Für dieses Metier hat er tatsächlich große Begabung. Er ist kein Bahnbrecher, deren Zeit war ja auch so ziemlich vorbei, als er zur ersten Kamera griff. Es wäre ungerecht, von den Bildern eines 1947 Geborenen die spontane Faszination des radikal Neuen zu erwarten, die von denen eines Cartier-Bresson oder Doisneau oder Kertesz und wie sie alle heißen, ausgeht

Dafür zeichnet ihn der Blick für den Menschen aus, und der Zugang zur Prominenz ist ein großer Konkurrenzvorteil. Von ihm sind einige der interessantesten Bilder von Samuel Beckett und aufschlußreiche Porträts vieler Berühmter. Schirmer/Mosel widmete ihm einen sehr schön ausgestatteten Bildband mit spärlichem dreisprachigem Text. Leider sind ausgerechnet die besten Bilder nicht für den Abdruck im Bahmen einer Be-zension freigegeben. H. B.

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