Himbeereis-am-Fluss - © Illustration: ©Åshild Irgens

„Himbeereis am Fluss“: Großwerden in Norwegen

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Der Buchpreis von FURCHE, Stube und Institut für Jugendliteratur geht an eine unterhaltsam warmherzige Hommage an den Familienalltag von Maria Parr.

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Der Buchpreis von FURCHE, Stube und Institut für Jugendliteratur geht an eine unterhaltsam warmherzige Hommage an den Familienalltag von Maria Parr.

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Wenn der kleine Bruder wie ein kaputter Staubsauger schnarcht, kann es sehr herausfordernd sein, im Bett über ihm schlafen zu müssen. Und obwohl Ida im Zusammenleben mit dem liebevoll-schusseligen Oskar, der viel Unsinn anstellt, oft zurückstecken muss, genießt sie es auch, als ältere Schwester mehr Erfahrung zu haben und schon „länger groß als er“ zu sein.

Im Mittelpunkt des farbig illustrierten Kinderbuchs der Norwegerin Maria Parr stehen die kleinen alltäglichen Ereignisse, die das Leben ausmachen: Geschwisterstreitigkeiten, ein Rollenspiel als malerische Flusssafari in der Frühlingssonne oder eine Magen-Darm-Erkrankung der ganzen Familie, die fast schon als Slapstick-Nummer durchgeht. Und auch die wiederholten Suchaktionen nach Oskars Schulrucksack (etwa nachts im Wald) sorgen für dramatische Szenen.

Die Autorin begleitet eine vierköpfige Familie, die idyllisch in einem roten Haus auf einer Hügelkuppe wohnt, ein ganzes Jahr hindurch. Erzählt wird aus Sicht der achtjährigen Ida, doch ist es oft der quirlige Oskar, der in ihren Beschreibungen die Hauptrolle spielt. Die insgesamt elf Episoden wechseln gekonnt zwischen fröhlich-unbeschwerter Kindheit, Situationskomik und ernsten Tönen. Denn als Mamas Bruder Øyvind, ein großzügiger und lustiger Kerl, krank wird und stirbt, müssen die ganze Familie und auch Øyvinds Mann Bulle mit dem Verlust zurechtkommen.

In klarer und präziser Sprache zeichnet Maria Parr ihre Figuren, die allesamt – Kinder wie Erwachsene – sehr nahbar und liebenswert unperfekt dargestellt sind. Sie weinen, streiten, vergessen Dinge und stolpern in so manche Missgeschicke. Oskar kann das Leben meistens noch ganz unbekümmert nehmen, während Ida schon mehr Verantwortung übernehmen muss und nicht mehr alle Dinge so unbeschwert sehen kann: „Was war denn der Witz am Großwerden, wenn dadurch nur alles, was groß und schön war, klein und blöd wurde?“ Es ist eben nicht immer einfach, wenn sich alles in einem und um einen herum verändert.

Am Ende dieser unterhaltsam warmherzigen Hommage an Familienalltag und Geschwisterbeziehungen schnarcht Oskar zwar immer noch unglaublich laut. „Und es nützt nicht die Bohne, dass er im oberen Bett liegt.“ Aber Ida kann inzwischen in ihr eigenes Zimmer flüchten.

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