Digital In Arbeit

Kitsch nur in leichten Dosen

Werbung
Werbung
Werbung

Der 1975 geborene Johannes Dick, Absolvent des Konservatoriums der Stadt Wien, hat eine Operette mit dem Titel „Das Dingsbums, das man Liebe nennt” komponiert. (Dienstag, 8. April bis Samstag, 12. April, jeweils 19 Uhr 30, Samstag auch 15 Uhr; Theater Akzent, Theresianumgasse 18, 1040 Wien)

die furche: Warum widmen Sie als junger Komponist sich einem musikalischen Genre, das eigentlich nur mehr ein älteres Publikum anspricht? johannis dick.- Ich mag einfach fröhliche Musik. Ich schreibe auch lieber in Dur als in Moll - das ist mein Gemüt.

die furche: Der Begriff der Operette ist ja unweigerlich mit jenen des Kitsches und der Seichtheit verbunden — Forwürfe, mit denen kaum ein Künstler in Verbindung gebracht werden will... dick: Es gibt wirklich Stücke, die sind kitschig und peinlich; kein Wunder, daß die kein Publikum mehr finden: Fünf Minuten lange Liebesduette, wo Tenor und Sopran unisono singen, oder ein zu langsam dirigierter Strudelteigwalzer, das macht mich wahnsinnig. Meine Operette ist zwar romantisch, aber nicht kitschig.

Ich will Charaktere, keine Schablonen. Ich habe mich auch bemüht, die Sprache möglichst ungekünstelt und ungestelzt zu gestalten. Viele Leute sagen, Operette muß kitschig seih. Das finde ich nicht. Ich glaube, daß das Publikum, das jetzt heranwächst, sich nicht für Kitsch interessiert. In leichten Dosen vielleicht, aber wenn eine Operette kitschig ist, ist sie meistens sehr kitschig.

die furche: Welchen musikalischen Prinzipien gehorcht Ihre Komposition?

dlck: Ich habe eine Mozart-Besetzung gewählt: Zwei Flöten, zwei Klarinetten, eine Oboe, ein Fagott, zwei Hörner und Streicher. Schlagzeug - wie im Musical - habe ich absichtlich keines verwendet. Das Stück hat die Form eines Singspiels. Es gibt keine Nummern, keine Schlager. Die klassische Operette hat meistens die Form von Dialogen mit Musiknummern dazwischen; Lieder, die nicht unbedingt die Handlung fortsetzen, sondern noch einen draufsetzen: Zwei Verliebte haben sich gefunden, und nun singen sie auch 'noch darüber. Ich habe versucht, nur Lieder einzubauen, die die Handlung vorantreiben.

die furche: Warum werden junge Menschen nicht mehr im gleichen Maß von Operette und Oper angezogen wie früher? dlck: Große Opern sind meist sehr schwer, dauern lang und sind schwer zugänglich. Man versteht den Text oft nicht, weil die Sänger undeutlich singen, oder es wird überhaupt italienisch gesungen. Damit kann auch ich nichts anfangen. Textdeutlichkeit ist sehr wichtig. Wenn man nicht versteht, was da auf der Bühne passiert, dann ist es einfach langweilig.

die furche: Besteht die Gefahr, daß die Operette ausstirbt? dlck: Ich glaube schon. Das liegt zum Teil an der Art, wie es gemacht wird, aber zum Teil auch an den Stücken selbst. Aber viele Stücke haben eine sehr schöne Musik und es wäre schade, wenn das verlorenginge. Deshalb braucht es neue oder andere Operetten.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung