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Nur Tiermärchen
Wenn auch der „Zauberer von Hollywood“ schon gestorben ist, so lebt — nicht unbedingt sein Geist, so doch — seine Geschäftstüchtigkeit weiter: die Walt-Disney-Produktion, heute schon eine mächtige Industrie mit Filmstudios, einem Heer von Angestellten, dem kapitalsicheren „Disneyland“ und zahlreichen Nebenprodukten, arbeitet durchaus im Sinne ihres Schöpfers weiter ... Und neben Spiel-, Kurz- und Zeichenfilmen, hat sie Disneys Talent übernommen, aus alt neu zu machen; immer wieder kommen aufpolierte und modern aufgeputzte Zusammenstellungen alter Streifen der heute 43 Jahre bestehenden Disney-Fabrik heraus — das für Wien neueste Kompendium nennt sich „Micky ist der Größte' und ist dem 40jährigen Geburtstag der genialsten Schöpfung Walt Disneys gewidmet, die ihn in der Geschichte der Kinematographie unsterblich gemacht hat. nämlich der bereits legendären Mickymaus, die schon unsere Eltern begeisterte. Der — zwar immer noch bezaubernde, doch etwas allzu ungenau und chronologisch sehr sprunghaft zusammengestellte — Film bringt Szenen bzw. ganze Kurzfilme aus der Entwicklungsgeschichte des wohl berühmtesten Filmtieres aller Zeiten, angefangen von den ersten, noch etwas simplen Schwarzweißversuchen (Plane crazy, 1927) über den ersten Tonfilm (Steamboat Willie, 1928), den ..Oscar'-Dank-Film (Mickeys Gala Premiere, 1933), den ersten Farbfilm (The Band Concert, 1935) bis zum Großi'ilm („Der Zauberlehrling“ au* Fantasia, 1940) und fast zur Gegenwart (Fun and Fancy Free, 1946). Wenn man auch wirklich „filmgeschichtliches Material“ bekommt, wenig über die Entwicklung und ihre Geheimnisse erfährt, so bezaubern dennoch die wahrhaft genial zu nennenden Einfälle und Ideen in immer anderen, neuen Varianten (und dabei ohne jede Brutalität und Grausamkeit wie bei den sonstigen Zeichenfilmen auskommend) stets von neuem; und es ist wahrscheinlich: Erwachsene werden die Filme mit mehr Freude genießen als Kinder, die vermutlich kaium alle die Feinheiten aufzunehmen imstande sind. Disney (bzw. seinen Naturfilmen wie „Die Wüste lebt“) sichtlich nachempfunden ist der abendfüllende deutsche Tierspielfilm mit dem schrecklichen Titel (der sofort mißverstanden wird) „Pim, Pom, Pummelchen“ — doch weit weniger konsequent, raffiniert und kostspielig gemacht. Nein, es handelt sich hier keineswegs um einen Sexfilm, sondern Pim. Pam und Pummelchen heißen drei Schwanenkinder, die — verwaist — in einem (unwahrscheinlich unrealistischen) Tierpark von einem jungen Mann aufgezogen werden; so weit, so gut — wäre es bei einer reinen Tier-dokumentarschilderung geblieben, wäre der Film dank seiner hübschen Farben und mitunter sehr schönen Aufnahmen ein Vergnügen; doch weil das Thema vermutlich den Herstellern nicht abendfüllend erschien, in dieser Geschichte einen richtigen „Handlungscharakter“ mit denkenden und menschenähnlichen Abenteuer erlebenden Tierflguren unterbringen zu wollen, war sichtlich des Guten zuviel: gestellte, zumeist auch nur durch (zweifellos geschickt gemachte) Montage zusammengefügte Handlungselemente von geradezu naiver Unmöglichkeit erzeugen süße (manchmal auch sehr harte), verlogene Effekte, die sowohl vom pädagogischen als auch zoologischen Erlebnisstandpunkt schärfste Ablehnung verlangen. Auch hier wieder einmal: weniger wäre mehr gewesen ...
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