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Reifeprozeß in Tibet

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Kinofilme, Benefizkonzerte, Protestkundgebungen: In den USA ist die seit 1950 dauernde brutale Unterdrückungspolitik der chinesischen Besatzer in Tibet en vo-gue. Der jüngste Höhepunkt ist „Sieben Jahre in Tibet” des französischen Begisseurs Jean-Jacques Annaud, eine sehenswerte, herrlich kitschige Verfilmung des gleichnamigen Weltbestsellers (vier Millionen verkaufte Exemplare) von Heinrich Harrer. Der österreichische Bergsteiger hatte sieben Jahre in dem Hima-laya-Staat zugebracht und seinen abenteuerlichen Beisebericht 1952 veröffentlicht. Schon im Vorfeld sorgte der Film für Aufsehen, weil Heinrich Harrer als kleiner Nazi-Mitläufer geoutet wurde (er war Mitglied der NSDAP und gab an, Mitglied der SA zu sein, um zu einer Heiratserlaubnis zu kommen).

Im Film wird Harrer vom erblondeten Hollywood-Schönling Brad Pitt verkörpert. In beeindruckenden Bildern entfaltet sich die Entwicklungsgeschichte eines Mannes, der durch den Kontakt mit einer faszinierenden Kultur von einem selbstsüchtigen Ungustl zu einem reifen Menschen wird. 1939 bricht Harrer als Mitglied einer ostmärkischen Expedition zum Hi-malaya auf. Seine schwangere Frau läßt er in Graz zurück, seinen Bergkameraden gegenüber gibt er sich mürrisch und rücksichtslos. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wird die gesamte Seilschaft in einem britischen Lager interniert. Harrer und Expeditionsleiter Peter Aufschnaiter (David Thewlis) fliehen und schlagen sich zwei Jahre lang durch 1 'ibet, bevor sie in die abgeschiedene Hauptstadt Lhasa kommen. Dort wird Harrer zu einer Art Lehrer und weltlichem Berater des jugendlichen Dalai Lama, der tibetische Herrscher widerum lehrt Harrer Demut und Bücksicht und wird für den von Gewissensbissen geplagten Österreicher zu einer Art Ersatzsohn. Am Ende, so will es die amerikanische Traumfabrik, bezwingen Harrer und sein echter Sohn gemeinsam einen Alpengipfel.

1 Ieinrich I Iar-rer selbst kann seinem Leinwand-Charakter naturgemäß wenig abgewinnen. Auch sind manche Elemente, etwa die Liebes beziehung zwischen Aufschnaiter und einer tibetischen Schneiderin, frei erfunden. Doch Spielfilme sind auch nicht dazu da, Bealitäten abzubilden.

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