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Sanfte Geburt eines Menschen

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Die beiden Autorinnen dieses Bandes sammelten drei Dutzend Erfahrungsberichte von Eltern, denen die Geburt ihres Kindes zu einem unvergleichlichen Erlebnis geworden ist.

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Die beiden Autorinnen dieses Bandes sammelten drei Dutzend Erfahrungsberichte von Eltern, denen die Geburt ihres Kindes zu einem unvergleichlichen Erlebnis geworden ist.

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Der berühmte französische Geburtshelfer und Arzt Frederick Leboyer prägte den Begriff „Naissance sans violence“ (Geburt ohne Gewalt) und erkannte intuitiv die erste Liebesbeziehung des Neugeborenen, denn von den ersten Lebensminuten kann das spätere Glück eines Menschen abhängen. Die Geburt ist und bleibt archaische Urgewalt, es liegt nur an uns, den Eintritt ins Leben sanft, zärtlich und liebevoll zu gestalten.

Im Laufe des letzten Jahrhunderts ist viel Positives für Mütter und Säuglinge geschehen. Allem voran konnte die Sterblichkeitsrate enorm gesenkt werden. Aber ließ die wachsende High-tech-Medizin nicht dabei Gefühle und Empfindungen erkalten? Ist in unseren perfekt installierten Entbindungstationen noch genug Raum für menschliche Wärme?

Die beiden Autorinnen Eva Pfiste rer und Susanne Mauss haben ihre Kinder in einem kleinen Wiener Geburtshaus zur Welt gebracht, in dem auf persönliche Wünsche und Vorstellungen eingegangen wird, in dem die Frau über ihre Geburt bestimmen kann, egal, ob sie im Wasser oder in der Hocke .(nach dem Gesetz der Schwerkraft) gebären möchte. Sie darf auch gemeinsam mit dem Neugeborenen im selben Bett schlafen und wenn alles normal verläuft, kann sie samt Vater und Baby gleich nach Hause gehen, wo sie von der Hebamme betreut wird.

Noch Anfang der siebziger Jahre dachte kein Vater daran, der Frau bei der Geburt beizustehen. Die Schwangere wurde im Krankenhaus abgeliefert, und er sah dem Ereignis mit bangem Herzen entgegen. Die Frau fühlte sich allein gelassen. Diese Umstände ließen so manche Geburt nicht „natürlich“ verlaufen, Kaiserschnitte waren oft notwendig, Depressionen die Folge.

Der Wiener Kinderfacharzt Hans Czermak trat zu Lebzeiten energisch gegen die Trennung von Mutter und Kind nach der Geburt ein, und allmählich gelang es ihm, das „Roo- ming-In“ in die Spitäler zu bringen. Darüber hinaus geschah aber nur wenig, um die Beziehung zwischen Mutter und Kind zu fördern.

Wie wichtig aber Gefühle sind, zeigen die beiden Autorinnen. Eingebettet in die Erfahrungsberichte der Eltern und Hebammen steht der Akt einer Geburt, dessen Sinnlichkeit uns die Fotografin Christine de Grancy in 23 Schwarz-weiß-Bildern vermittelt. Der Fotoessay beweist auf ganz einprägsame Weise das Glück eines Paares bei der Geburt.

ERLEBNIS SANFTE GEBURT

Erfahrungen von Müttern und Vätern. Vm Eva Pfisterer und Susanne Mauss, mit einem Photoessay von Christine de Grancy.

Edition S, Wien 1994.

104 Seiten, öS 298,-.

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