Wenn die Sprache versagt

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In "Alles, was passieren wird", ihrem ersten Roman für junge Leser und Leserinnen, erzählt Katharina Hacker über Verlust und Trauer, über Krisen, denen man alleine nicht entkommen kann.

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In "Alles, was passieren wird", ihrem ersten Roman für junge Leser und Leserinnen, erzählt Katharina Hacker über Verlust und Trauer, über Krisen, denen man alleine nicht entkommen kann.

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Nach dem Tod ihrer Mutter fühlt sich Iris allein gelassen in ihrer Trauer und Wut. Der Vater hat angesichts des eigenen Unglücks seine Tochter aus den Augen verloren. Dass auch der Kontakt zu Iris’ bester Freundin Lisa von einem Tag zum anderen abbricht, ist so unerklärlich wie nachvollziehbar: Tiefstes Unglück trifft auf Mitleid und Hilflosigkeit – und die Sprache versagt. Aus dieser Stille im falschen Moment finden die beiden nicht mehr heraus und zusammen.

Verloren und „müde wie eine heimatlose Katze“ streicht Iris durch die Tage. Die Frage ist ja nicht nur, ob man wieder glücklich werden kann, wenn einer die Mutter weggestorben ist, sondern auch, ob man darf. Ob das nicht Verrat an der Toten wäre und man sie damit endgültig verliere.

Eine überraschende Begegnung reißt das Mädchen aus Trostlosigkeit und Selbstmitleid: An einem Novemberabend trifft sie mitten in Berlin einen wunderschönen Schimmel – und fühlt sich ihm zugehörig. Über das nahezu Wunderbare kann und muss Iris reden. So kommt auch Lisa wieder in ihr Leben zurück und Bewegung in die Geschichte. Mit den zwei umwerfend fröhlichen Irish Terriern Werwolf und Waswolf an ihrer Seite bricht Iris auf, im romantisch kargen Umland von Berlin ihr weißes Pferd zu suchen und Antworten auf ihre Fragen. Dabei wird sie nicht nur von Lukas und Seteney aus ihrer Klasse unterstützt - beide sind netter als erwartet -, sondern sie trifft auf ihrer Reise auch Erwachsene, die die Not des Mädchens sehen, freundliche Worte oder einen kleinen Geldschein schenken, eine Mitfahrgelegenheit oder ein Essen, „das wie ein Gelächter riecht“.

Verlust und Trauer

In ihrem ersten Roman für junge Leser und Leserinnen erzählt Katharina Hacker über Verlust und Trauer, über Krisen, denen man alleine nicht entkommen kann. „Alles, was passieren wird“, passiert letztendlich nur, weil Freunde da sind und großzügige fremde Leute, die zu Freunden werden. Die Autorin schreibt klar und dicht. Sie hat keine Angst davor, großen Emotionen Ausdruck zu geben, die die Ich-Perspektive einer Figur in dieser Situation jedenfalls mit sich bringt. Und sie hat auch keine Scheu vor jenen magischen Momenten, die letztendlich dafür sorgen, dass die Realität ihrer Figuren sich zum Besseren wendet. Man kann, spürt die Heldin am Ende, froh sein im Leben, auch wenn immer wieder etwas passiert, was dem entgegen steht. Diese Geschichte einer Heilung erweist sich als beglückende Lektüre.

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