Liebe im Herbst des Lebens

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Peter Steiners "Wo immer du willst".

Liebe muss nicht immer jung und knackig daher kommen, sie kann auch etwas aus dem Leim geraten, ja auch innerlich vernarbt sein. Peter Steiners dennoch zarte Liebesgeschichte zweier etwas älterer, man könnte sagen: im besten Alter stehender Menschen, spielt sich im sonnigen Teil Mitteleuropas ab, irgendwo zwischen Slowenien, dem Karst Istriens, Venedig, Verona und dessen Hinterland. Sehr rasch ahnt man, dass die männliche Hauptfigur von "Wo immer du willst" bereits auf viel Erfahrung zurückblicken kann. Doch ist dieses Lebenswissen weniger altklug als gesättigt. Es geht nicht um die letzte Stunden einer Liebe, keine Angst, auch nicht um drohenden endgültigen Abschied, die Liebesgeschichte, die sich da während einer geplanten mehrtägigen Autofahrt im venezianisch-kroatischen Hinterland entwickelt, weiß vielleicht nur ein wenig besser, dass die Zeit des Miteinander ein kostbares Gut (geworden) ist, dessen Verschwendung sich nicht zwangsläufig rächt, aber dessen Vergeudung schlichtweg unklug ist.

Auch Hanna, so die Vielgeliebte, die aus Barcelona nach Venedig per Flugzeug zum gemeinsamen Urlaub hinzustößt, hat ein reifes Leben mit Ehe, eigener kleinen Firma und dem Aufziehen dreier Kinder hinter sich. Auch sie, die eigentlich aus den USA stammt und - wie der Titel andeutet (wo immer du willst) - die neue Liebe treffen will, möchte diesen frischen Herbst ihres eigenen Lebens noch einmal dazu nutzen, die Sorge um andere mit der Hingabe um der Liebe selbst zu vertauschen.

Man merkt: Der Mann, ja, der Liebende war schon öfters hier, auch mit anderen, jüngeren Frauen, doch erst mit Hanna scheint es, dass für ihn noch so etwas wie Lebensglück entstehen könnte. Steiner belässt es bei der Möglichkeit. Zu sehr hat die Lebenswirklichkeit beider die Wege vorgegeben. Am Ende steht wieder die Fahrt zum Flughafen. Während Hanna zurück in die USA fliegt, bleibt der Erzähler alleine mit seinen Tränen auf der Autofahrt in der Dunkelheit zurück.

Viel mehr lässt sich über die eigentliche Handlung dieser sprachlich überaus angenehm zu lesenden Erzählung nicht erzählen. Dazu ist auch das Thema zu unaufgeregt, zu reflektiert. Steiner geht sorgsam mit den Gefühlen der Liebe um, immer wieder schweifen seine Blicke auf die umgebende herrliche Landschaft, fügen die Kostbarkeiten italienischer Kunst ebenso ein wie die vielen Begegnungen mit den Bewohnern des Landstrichs. Eine Liebesgeschichte? Nicht nur.

Wo immer du willst

Von Peter Steiner

Otto Müller Verlag, Salzburg 2004

190 Seiten, geb., e 18,-

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