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Lieder des Abschieds

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Eine künstlerisch vollendete Wiedergabe des „Deutschen Requiems“ von Johannes B r a h m s unter Herbert von K a r a j a n wurde zur religiösen Andacht im Konzertsaal. Dem hohen Rang der Solisten (Wilma Lipp und Eberhard Wächer) entsprach die Leistung des Chores. Absolute Sauberkeit der Intonation, Präzision der Einsätze und Klarheit in Phrasierung und Textaussprache sind kaum noch zu überbieten. Das Orchester der Wiener Symphoniker war dem Chor des Singvereines ebenbürtig, und so entstand das geistige Bild des Werkes als Trost und Zuspruch in voller Unmittelbarkeit und Wirkung.

Gustav Mahlers „Lied von der Erde“ hörten wir unter Leitung von Andre Välndernoot und Nadja Afejan (Alt), Ragnar Ulfung (Tenor) als Solisten. Der junge Dirigent aus der Wiener Schule Swarowskys hatte das Orchester (S y m-phoniker) recht gut in der Hand, ver-“' stand auch seine Intentionen überzeugend ^düKteusetzen.3 Efee beiden SeifsteWsoffen--harten große, schöne und jugendlich frische Stimmen sowie das ehrliche Bemühen, die Mahlersche Welt stilistisch und ausdrucksmäßig zu erobern, was allerdings nicht völlig gelang. Die vorangehende 5. Symphonie von Schubert blieb, so gut sie in den Tempi war, wenig differenziert.

Im 1. Kammerkonzert der Wiener Kulturgesellschaft dirigierte Otto Fechner das „S i e g f r i e d i d y 11“ von Richard Wagner, das Violinkonzert von Max Bruch (mit Erich Raschl als Solisten) und Beethovens 1. Symphonie. Die Programmwahl war klug, daä Orchester der Wiener Kulturgefellschaft bewältigte es auf anerkennenswertem Niveau mit sichtlicher Freude am Musizieren, die sich auch den Zuhörern mitteilte.

Überraschend war die Begegnung mit dem „Symphonischen Haydn-Orchester Bozen“, das anläßlich der feierlichen Eröffnung des neuen Saales im Italienischen Ku 11urinstitut in Wien ebendort ein anspruchsvolles Programm ausgezeichnet musizierte: drei Stücke aus „Orfeo“ von Monteverdi, Beethovens 4. Symphonie und dazwischen das Violinkonzert von Mozart KV 218 mit Uto U g h i als Solisten. War dieser seinem schwierigen Part nicht ganz gewachsen, so bekundete das Orchester unter der sicheren und intelligenten Führung von Mo. Antonio P e-d r o 11 i vorbildliche Schulung und Gewandtheit und erweckte beim Publikum den Wunsch nach häufigerer Begegnung.

Elisabeth G r ü m m e r sang Lieder von Hugo Wolf, begleitet von Aribert Reimann. In der Wahl größtenteils selten gehörter Gesänge bewies die Künstlerin die Vielfalt ihrer Ausdrucksmöglichkeiten, die weniger vom Intellekt als vom Herzen bestimmt sind. Deshalb wirkt ihr Gesang natürlich, wo das Herz spricht. Bei dramatischen Stellen dagegen kam die Opernsängerin durch und die Stimmgewalt schoß übers Ziel. Glücklicherweise gab es solcher Stellen nicht allzu viele. Das Publikum hielt sich ans Herz und dankte herzlich.

Paul Badura-Skoda gab einen Klavierabend, dessen erste Hälfte Joseph H a y d n, die zweite Johannes B r a h m s gewidmet war. Besonders im zweiten Teil konnte der Künstler mit den Sechs Klavierstücken op. tl8 und der Rhapsodie g-MolI op. 7/2 Persönliches geben, das in der Entwicklung seiner Eigenart einen weiteren Aufstieg bewies, die Großflächiges und Subtiles zu verbinden strebt.

Die Gesellschaft der Musikfreunde, die während der vergangenen Saison dem jungen Dirigenten Christoph von Dohna-n y i den Bach-Beethoven-Zyklus anvertraut hatte, engagierte diesen fähigen, hochmusikalischen und unmanierierten Dirigenten heuer für den Haydn-Mo-zart-Zyklus. Mit Freude stellt man fest, daß Dohnänyi seine guten Eigenschaften behalten und eine bedeutende schlag-technische Sicherheit und Freiheit dazu erworben hat. Nach der sauber und klangschön musizierten Haydn-Sympho-n i e „L a Reine“ spielte Ingrid H a e b-ler sehr fein, sehr akkurat und ein wenig kühl den Solopart von Mozarts Kla-vierkozert G-Dur. Mit S c h 0-stakowitschs 1. Symphonie, diesem Geniestreich eines 19jährigen, war das Orchester der Tonkünstler vielleicht etwas überfordert. Es ist dies eine auf weite Strecken fast kammermusikalisch angelegte Partitur, die nicht nur Virtuosen an allen wichtigsten Instrumenten, sondern auch ein virtuoses Zusammenspiel erfordert. Viel Beifall, besonder für die ausgezeichnete Solistin.

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