Literarische Alternativwelt

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Gab es ein weiteres Schiff? Heinz Janisch und Hannes Binder erzählen von der „zweiten Arche“.

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Gab es ein weiteres Schiff? Heinz Janisch und Hannes Binder erzählen von der „zweiten Arche“.

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Es geschah zu einer Zeit, als es noch Riesen gab auf der Erde und Wesen vielerlei Gestalt.“ Wenn Heinz Janisch von den Ereignissen rund um jenen „Kasten“ (abgeleitet vom lateinischen Wort arca) erzählt, den Noah auf Gottes Wort hin erbaut, um das Leben an sich über die Sintflut hinaus weiterzutragen, führt er zurück in eine mythologische Zeit. In seinem ernsthaften und poetischen Erzählton grenzt er sich damit von jenen zahlreichen an Kinder adressierten BilderbuchVersionen des biblischen Textes ab, die zuallererst auf das bunte Treiben unter jenen Tieren fokussieren, die pärchenweise die Arche erklimmen.

Arche bereits abgefahren

„Als Noah, seine Söhne, seine Frau und die Frauen seiner Söhne – und mit ihnen alle Tiere – in der Arche waren, begann der große Regen.“ Die Illustratorin Lisbeth Zwerger, mit der Heinz Janisch im Jahr 1997 „Die Arche Noah“ nach- und neuerzählt, rückt die farbintensive, rote Arche in diesem Moment ein wenig in den Hintergrund. Sie spiegelt sich in zurückgenommener Schattierung auf der bereits regennassen Erdoberfläche. Ebenso wie jene Figuren, die vor dem Regen flüchten: menschliche Figuren mit Regenschirmen, aber auch ein Faun oder ein Einhorn.

Zwölf Jahre später greift Heinz Janisch diese Idee seiner Bilderbuch-Partnerin wieder auf: Nicht alle Tierwesen haben es auf die Arche geschafft. Insbesondere jene Hybridwesen, die im Mythos beheimatet sind, könnten ja – so Lisbeth Zwergers damalige illustratorische These – deren Abfahrt verpasst haben und gelten deshalb als ausgestorben. Vielleicht gab es aber ein weiteres Schiff? Dieser Idee folgt Heinz Janisch nun in seinem neuen Bilderbuch „Die zweite Arche“, erschienen im Verlag Atlantis und illustriert vom Schweizer Künstler Hannes Binder.

Das Bilderbuch erzählt von Alef, einem Mann, „der mit Noah um siebzehn Ecken verwandt war“. Dieser Alef kann der Arche nur noch nachblicken, die im wolkenumtosten Himmel der in Schabetechnik gefertigten Bilder am Horizont verschwindet. „Sie war abgefahren, und man konnte sie gerade noch zwischen dunklen Wolken und heftigen Regengüssen hindurch in der Ferne sehen.“

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