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Lustige Spiele und schöne Träume

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DER RATTENFÄNGER. Von Helga Aichin ger. Neugebauer-Press, Bad Goisern. 12 Seiten. — ALLE MEINE PFERDE. Von Alexis S t ei n er. Illustriert von Wilhelm J a r u s k a. Verlag für Jugend und Volk, Wien. 66 Seiten.preis 108 S. — HÄNSCHEN KLEIN. Kinderlieder und Spiele. Gesammelt von Tra udi Reich. Illustrationen von Rudolf A n- gerer, Verlag Herder, Wien. 48 Seiten. Preis 49 S. — DER TEPPICH DER SCHÖNEN TRÄUME. Märchen von Vera Ferra-Mikura. Illustriert von Ernst S c h r o m. 128 Seiten. Preis 48 S. — DAS ROSA HAUS IN DER ENTENGASSE. Von Vera Ferra-Mikura. Illustriert von Romulus C a n d e a. 61 Seiten, Verlag Jungbrunnen, Wien. Preis 56 S.

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DER RATTENFÄNGER. Von Helga Aichin ger. Neugebauer-Press, Bad Goisern. 12 Seiten. — ALLE MEINE PFERDE. Von Alexis S t ei n er. Illustriert von Wilhelm J a r u s k a. Verlag für Jugend und Volk, Wien. 66 Seiten.preis 108 S. — HÄNSCHEN KLEIN. Kinderlieder und Spiele. Gesammelt von Tra udi Reich. Illustrationen von Rudolf A n- gerer, Verlag Herder, Wien. 48 Seiten. Preis 49 S. — DER TEPPICH DER SCHÖNEN TRÄUME. Märchen von Vera Ferra-Mikura. Illustriert von Ernst S c h r o m. 128 Seiten. Preis 48 S. — DAS ROSA HAUS IN DER ENTENGASSE. Von Vera Ferra-Mikura. Illustriert von Romulus C a n d e a. 61 Seiten, Verlag Jungbrunnen, Wien. Preis 56 S.

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Die Geschichte vom Rattenfänger, die Helga Aichinger erzählte und mit reizenden Buntpapierrissen illustrierte, gestaltete der Verlag sozusagen als Bibliophilenausgabe unter den Kinderbüchern. Die erste Auflage umfaßt nur 650 Exemplare, von denen 150 numeriert wurden. Der besondere Reiz dieses schmalen Albums liegt darin, daß hier der Stil der Kinderzeichnung eine Überhöhung ins Poetische erfuhr, ohne etwas von seiner Ursprünglichkeit einzubüßen. Jedes Bild ist auf einen Blick erfaßbar, und der große, klare Druck des Textes dürfte kleinen Buchstabierem und auch weitsichtigen Großmüttern, die ihre Brille gerade verlegt’ haben, das Lesen leicht machen. „Der Rattenfänger” erbringt den Beweis dafür, daß einfühlende Buchkünstler auch auf dem Gebiet des Kinder buches Beispielhaftes zu leisten vermögen.

Ein alter Fuhrwerker zieht mit seiner trächtigen Stute und einem Wagen voll Eisblöcken durch die Straßen der Großstadt, eingekeilt zwischen Autos, überlegen belächelt. Die Zeit scheint den alten Kutscher Martin und seine brave Larissa endgültig überrundet zu haben. Niemand braucht mehr sein Eis, denn alle Läden stellen sich auf elektrische Kühlung um. Niedergeschlagen und ratlos kehrt der Fuhrwerker in den Stall zurück und wartet auf die Geburt des Füllens. Aber zu guter Letzt findet sich doch ein Ausweg. Ein gutes Jugendbuch, gut in des Wortes doppelter Bedeutung. Mit knappen Worten sagt der Autor alles, was zu sagen ist, in dieser einfachen Geschichte von der großen Liebe zum Pferd.

Wo sich die Kinder in Gruppen zusammenfinden, zufällig oder regelmäßig, werden die Eltern oder die Kindergärtnerinnen aus der netten Lieder- und Spielsammlung „Hänschen klein”, zusammengestellt von Traudi Reich, immer wieder Anregungen geben können. Der Band enthält auch die Noten der Lieder sowie kurze „Regieanweisungen”, und Rudolf Ange- rer steuerte mit gewandter Zeichen- feder viele lustige Bilder bei.

Mit ihrem Märchenbuch „Der Teppich der schönen Träume” wendet sich Vera Ferra-Mikura an größere Kinder, die schon selbständig über das Gelesene nachzudenken vermögen. Leider sind diese Parabeln sehr ungleich, häufig dominiert eine etwas billige, unechte Poetisie- rung und eine gewollte, plüschige Altertümelei. Die einfallslosen, konventionellen Illustrationen verstärken diesen Eindruck noch. Schade, denn die Grundtendenz des Buches ist absolut zu bejahen.

Viel freier und ungezwungener gibt sich die Autorin mit ihrer köstlichen Geschichte „Das rosa Haus in der Entengasse”, und diese Entengasse führt schnurgerade weg aus der realen Welt mit ihrer alltagsgrauen Logik und Vernunft. Das rosa Haus samt seinem Garten gehört den hochbetagten, doch kindlich vergnügten Vierlingen Käthe, Grete, Leo und Theo, die in ihrer harmlosen, naiven Lebensfreude fast wie entfernte Verwandte von Timmermans’ flandrischem Melker Pallieter erscheinen. In der Entengasse zählen die Jahre nicht, dort fährt eine uralte Lehrerin schneidig im Rennwagen und die Eltern der Vierlinge, rüstige Hunderter, unternehmen noch Reisen mit dem Zug. Die Fröhlichkeit dieses liebenswürdigen Buches teilte sich auch Romulus Candea mit, der für die Illustrationen sehr persönliche graphische Ideen hatte,

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