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Mahner, Rufer und Zeugnis ...

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Der Schatz des Abendlandes — und der Lindwurm der Stadt Wien: Ich lieg' und besitz' — laßt mich schlafen

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Der Schatz des Abendlandes — und der Lindwurm der Stadt Wien: Ich lieg' und besitz' — laßt mich schlafen

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Anspruchsvoll, aber nicht unzutreffend nennen die Schöpfer des neuen österreichischen Farbkulturfilms ihr Werk über die Schatzkammer in der Wiener Hofburg „Der Schatz des Abendlandes“. Zwei Kronen bilden die geschichtlichen Blickpunkte für eine nahezu tausendjährige geistige Einheit: die alte Reichskrone aus der kulturträchtigen Werkstätte von Reichenau, zu deren Glanz und Sinnbild sich Reichskreuz, Evangeliar, Ainkhürn-Schwert und heilige Lanze finden, und die Rudolfinische Hauskrone, seit 1804 die Krone des „neuen Reiches“, das bis 1918 währte. Dazwischen, zwischen „Reichsinsignien“ und „Hausschatz“, schiebt sich der „Burgunderschatz“, das Erbe Marias von Burgund, jenes einmaligen föderalistischen Herzogtums, das durch Marias Heirat mit Maximilian nicht nur einen schweren Goldschatz ins Reich brachte.

Unter der Gesamtleitung Edmund von Hammers (Regie: Ernst Stefan Nießner, Kamera Walter Tuch) ist hier der vierte Film (nach Stephansdom, Heilige Messe und Kapuzinergruft) in der Stephanus-Produk-tion der katholischen Filmgilde in Wien (Verleih Oefram) entstanden — in prächtigen Farben, mit dezenter musikalischer Untermalung und sparsamem, aber fachgerechtem Sprechtext. Höhepunkt: die '“4:4*2 Krönung Josephs II. nach einem farbigen Stich. Richtig war, nicht der Aufstellung der Schatzkammer zu folgen, sondern den historischen Faden vom Franken- zum Habsburgerschatz zu spinnen. Die junge, katholische Filmproduktion in Wien hat mit diesem Film ein neues Werk von hohem Können geschaffen; sie dient aber auch dem hartnäckigen Festhalten an der Produktion von Dokumentarfilmen, einer Entwicklung, der die Zukunft des Films gehören dürfte.

Die unfreundliche Geste der FilmkonSmission der Stadt Wien, die, wie in der letzten „Furche“ berichtet, dem Film die Vorführung vor lugendlichen verweigerte, kann daher nur als Ausfluß eines unverständlichen Ressentiments gewertet werden. In einer Zeit, da die Völker Europas wie die Menschen, Parteien und Weltanschauungen in Oesterreich um Einigkeit ringen, ist ein solches Vorgehen kein bloßes Zeichen schwindender Macht, sondern Mahner, Rufer und Zeugnis dafür, wie Angst gefunden und Mißtrauen bewahrt werden kann ...

Offensichtlich nach einem bestimmten Plan sind die Böller des Oster-Filmprogrammes in diesem Jahr eine Woche früher losgegangen; die Osterwoche selbst wird wohl nur mehr ein größeres Ereignis („Die Faust im Nacken“) bringen. So ergab sich für die abgelaufene Woche eine Häufung von Großpremieren, wie sie in diesem Jahr eine einzige Woche noch nicht zu bieten gehabt hat.

De Sicas „Station Termini“ preßt mit eiserner Faust drei Stile: die klassische Einheit von Zeit und Ort, den naturalistischen „Minutenstil“ und die Romantik einer Liebesromanze zu einer schlechtweg grandiosen Einheit zusammen. Bisweilen im Hintergrund, stellenweise im Vordergrund steht die Eigenwelt des Bahnhoflebens, deren andere physische und seelische Ebene Sica in jedem andeutenden Detail von der Wirklichkeit abhebt. Ein klassisches Liebespaar: Jennifer Jones und Montgomery Clift.

Die Amerikaner haben in Rom Shaws makabren Witz von „A n d r o k 1 e s und der Löwe“ gedreht. Ohne dem Original direkt untreu zu werden, ergaben sich dabei doch peinliche Vergröberungen des irischen Spottes, revueartige Taktlosigkeiten, die die sonst so strengen Bräuchen folgende Jugendfilmkommission in Wien' großzügig toleriert hat.

In die Reihe der großen amerikanischen, russischen und schwedischen Naturfilme tritt nun Ungarn mit „Adler, Wölfe, Abenteuer“ als durchaus ebenbürtiger Partner ein. Ein herrlicher Film aus einem Naturschutzpark an der unteren Donau, der sich alle Fülle und Unberührtheit des echt Gewordenen und Gewachsenen bewahrt hat.

Von zwei Kinderfilmen steht die wuchtige Zeitproblematik des englischen Films „Das geteilte Herz“ turmhoch über der etwas rührseligen Lar-moyanz des deutschen Films „Der schweigende Engel“. Gänzlich verunglückt und in katastrophaler Wiener Ton- und Bildfassung präsentiert sich ein deutsch-französischer Liszt-Film, „Ungarische Rhapsodie“ (der unvergeßliche Ufafilm wird rot vor Aerger über die Titelanleihe.').

Unter den Thrillern landet „Malaga“ vor „Die Abenteuer der drei Musketiere“ und „Der Pony-Expreß“. Roman Herle

Film schau (Gutachten der Katholischen Filmkommission für Oesterreich), Nr. 14, vom 9. April 1955: II (Für alle zulässig): „Der schweigende Engel“ — III (Für Erwachsene und reifere Jugend): „Das geteilte Herz“, „Banditen ohne Gnade“, „Ali Baba“, „Die Veilchen der Kaiserin“ - IV (Für Erwachsene): „Die Abenteuer der drei Musketiere“ — IV a (Für Erwachsene mit Vorbehalt): „Pony-Expreß“, „Androkles und der Löwe“, „Malaga“.Erzbischofs von Montpellier besonders gewürdigt und auch eine ungewohnte Höhe der Besucherziffern der Ausstellung bezeugte diesen Erfolg.

- Im Zusammenhang mit der Durchführung des 2. Sozialve'r Sicherungsabkommens zwischen Oesterreich und der deutschen Bundesrepublik haben sich zahlreiche in Oesterreich lebende Heimatvertriebene an die Prager österreichische Gesandtschaft gewandt, um mit deren Hilfe von den tschechischen Behörden die Herausgabe der ihre Sozialversicherung betreffenden Unterlagen zu erreichen. Vor kurzem informierte nunmehr die Gesandtschaft die Wiener Stellen dahingehend, daß alle ihre diesbezüglichen Bemühungen vollkommen erfolglos seien. Außenminister Ing. Figl hat daraufhin dem tschechischen Gesandten in Wien sein Befremden darüber ausgedrückt, da diese Haltung der Prager Behörden die sozialen Rechte der Arbeitnehmer entschieden gefährde, was um so unverständlicher sei, als ja die aus dem obangeführten Abkommen entspringenden Lasten ausschließlich von Oesterreich und Westdeutschland zu tragen sind. In Prag aber scheint man Willens zu sein, auch in Hinkunft alles, was mit den Heimatvertriebenen zusammenhängt, ausschließlich nur vom Aspekt des Hasses aus zu betrachten. ,

Der Ausschuß für Film, Presse und Rundfunk will den guten Film in Zukunft durch hohe Filmpreise gefördert wissen. Der Bundesfilmpreis für den besten deutschen Spielfilm soll in Zukunft 300.000 DM, für den zweitbesten 150.000 DM betragen. Man will sich auch des deutschen Kulturfilms stärker annehmen. Der Preis für den besten Kulturfilm soll sich auf 50.000, der für den zweitbesten auf 25.000 DM belaufen. Außerdem schlägt man Prämien in Höhe von 100.000 DM für jeden deutschen Spielfilm vor, der einen internationalen Preis erhalten hat oder von der Filmbewertungsstelle der Länder für künstlerisch besonders wertj voll erklärt worden ist. Die Prämie soll 50.000 DM betragen, wenn der Film das Prädikat „wertvoll“ erhalten hat. Bei Kulturfilmen erreichen die Prämien die Höhe von 5000 und 10.000 DM. Bei der Verteilung dieser Prädikate sollen die Länder jedoch strengere Maßstäbe anwenden als bisher.

Das oberste Schiedsgericht der 10. Triennale in Mailand hat an österreichische Kunstgewerbeaussteller insgesamt zehn Goldmedaillen und fünf Silbermedaillen verliehen. Goldmedaillen erhielten:Prof. Oswald Haerdtl für die Ausstattung der Sektion; Bildhauerin Elisabeth Turolt für die Skulpturen Pferd und Stier; Karl Hagenauer für Strohlampen; Leo Wollner für einen Teppich; J. und L. Lobmeyr für zwei Glaskelche; die Salzburger Kristallglasgesellschaft, Salzburg, für Gläser; Karl Auböck für seine gesamte Produktion; akademische Bildhauerin Maria Bilger-Biljan für Keramiken; Schleiß-Keramik, Gmunden, für Keramiken, und Akademie für angewandte Kunst, Wien, für Keramiken. Mit einer Silbermedaille wurde unter anderem J. T. Kalmar für die ..Meisterlampe“ ausgezeichnet. Die Auszeichnung beweist, daß Oesterreich vereinzelt gute Leistungen im Kunsthandwerk hervorbringt. Aber ist es deshalb schon international vorbildlich?

Ein von Präsident Eisenhower eingesetzter Spezial-ausschuß stimmte einem Zehnjahresprogramm zu, das den Bau von „S u p e r s t r a ß e n“ im Kostenbetrag von 101 Milliarden Dollar vorsieht. Das Hauptelement des Planes stellt ein Netz wichtiger Autobahnen dar, das die bedeutendsten Industrieregionen der Vereinigten Staaten miteinander verbinden und allein 24 Milliarden Dollar kosten soll.

Von einer der sich jetzt immer wieder ereignenden heroischen Tragödien berichtet eine Meldung des Washingtoner NCWC News Service aus Hongkong. Dort trafen dieser Tage drei alte unter barbarischen Umständen aus Rotchina abgeschaffte Missionäre ein: P. Vincenzo Tardani und Elmar Thiele, beide Franziskaner, und der 75jährige Jesuit Pierre Brunele. Sie waren ihrer fünf gewesen. Den Strapazen der Reise unterlag der 70jährige Jesuit Pater Pierre Lefebure. Sein Ordensgenosse Pater Garcia Mayoral kehrte, schon nach Hongkong und damit in die Freiheit gelangt, nach Kante zurück und erwirkte für sich die Erlaubnis, da Begräbnis seines Ordensgenossens einzuleiten. Alle fünf genannten Missionäre wurden am 19- Mai plötzlich und ohne daß sie irgend etwas von ihrer bescheidenen Habe mitnehmen durften, zu einem Zug nach Schanghai gebracht und in ein primitives Abteil der 3. Klasse gesperrt. Eine soldatische Wache begleitete sie, sie durften kein Wort wechseln. — Sie erreichten nach einer 4 5 stündigen Bahnfahrt in völlig erschöpftem Zustand Kanton, dort wurden sie getrennt und verbrachten die Nacht auf den 21. Februar in verschiedenen Gefängnissen. Auf der Weiterfahrt blieben sie voneinander getrennt, bis sie die Grenzen von Hongkong erreichten. Dort wurde ihnen der Tod Pater Lefebures mitgeteilt. In heldenmütiger Aufopferung bat Pater Mayoral die rotchinesische Wache und erreichte es, nach Kanton zurückkehren zu dürfen, um nach dem Verstorbenen zu sehen. Man hatte den alten Mann, gegen den keine Anschuldigung vorlag, wie einen Verbrecher behandelt. — Das ist nur eine Episode aus tausenden des neuen Martyriums der Kirche.

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