6645835-1958_23_07.jpg
Digital In Arbeit

MISSIO

19451960198020002020

Erzbischof Dr. König wird am 8. Juni, vormittags, in der U-Halle des Messepalastes die

19451960198020002020

Erzbischof Dr. König wird am 8. Juni, vormittags, in der U-Halle des Messepalastes die

Werbung
Werbung
Werbung

„Missio“ eröffnen, die große Missionsausstellung, die zum ersten Male nach Wien kommt und bis 29. Juni besichtigt werden kann. Vorher, um 10 Uhr, zelebriert Bischof K i w a n u k a von Masaka im Stephansdom ein feierliches Hochamt.

„Die Furche“ In Zusammenarbeit von päpstlichen Missionswerken, Missionsorden und Laienmissionsinstituten entstand diese bis jetzt wohl wirkungsvollste Schau des katholischen Missionswesens, die je gezeigt wurde. Eindrucksvoll, nicht im Stil der zwanziger Jahre: Missionsromantik mit Palmenrauschen, Erlösungssehnsucht fremder, rätselhafter Menschen, heldenhafter Missionäre. Wir Heutigen haben für eine solche Art kaum Verständnis. Wir wissen zu gut, daß Missionsarbeit hartes, entsagungsreiches Ringen um einzelne Menschen und ganze Völker ist. Aber gerade dieses zähe, unverdrossene Kämpfen um Menschen, die in jahrtausendealtem Heidentum gefangen liegen, die keine Erlösung brauchen (Islam), die in Gefahr neuheidnischer Degeneration sind, dieses Ringen der besten Glieder der Kirche vermag dem Zuschauer ein Erleben zu vermitteln, dessen Dramatik und hinreißende Wucht durch verlogene Romantik auf das schwerste gefährdet würde. Das Wirken der Missionäre innerhalb der primitiven Kulturen Ozeaniens und Afrikas, der Hochkulturen Japans, Chinas und Indiens, der aufstrebenden, aber mit ungeheuren Schwierigkeiten kämpfenden freigewordenen Staaten Asiens und Negerafrikas ist ein überzeugender Beweis für die durch keine Grenzen der Rasse oder Kultur gebundene Sendung der Kirche. Sie ist in ihrem Wesen übernational und ist gerade deswegen gehalten, sich in jeder Kultur und in jedem Volk zu inkarnieren. Sie bringt ihnen übernatürliches Sein und bereichert die Völker mit dem riesigen Schatz überzeitlicher, menschlicher Werte, die sie gerade wegen ihres übernatürlichen Wesens ohne Gefahr einer Entartung in sich aufnehmen könnt/:, immer befeit, sich durch die positiven Werke der jungen Völker Asiens und Afrikas neu bereichern zu lassen. Dieser Prozeß ist in Europa zu einem gewissen Abschluß gelangt, so daß tiefer blickende Asiaten und Afrikaner trotz der Krise des europäischen Christentums das Antlitz Europas zutiefst vom Christentum geformt sehen, auch dort, wo man bewußt von ihm abrücken möchte. Afrika und Asien stehen am Beginn, dieses Prozesses. Man würde die heutige Situation jedoch völlig verkennen, wollte man sich mit ihren politischen und wirtschaftlichen Aeußerungen begnügen. Wenn ein ganz und gar nicht im christlichen Lager stehender österreichischer Politiker in jüngster Zeit sagte, daß der Kommunismus in Asien und Afrika nur einen einzig ernst zu nehmenden Gegner habe, die katholische Kirche, so ist damit die Situation mehr als deutlich gekennzeichnet. Daran ändert auch die Tatsache nichts, daß der zahlenmäßige Stand der katholischen Kirche Asiens (zwei Prozent der Bevölkerung) zu allem anderen eher als zu kühnen Hoffnungen Anlaß zu geben scheint.

Natürlich kann das Vertrauen auf diese unwiderstehliche und zur Entscheidung drängende Kraft des Christentums die Träger desselben in dieser Welt nicht vom tatsächlichen Einsatz für dessen Ausbreitung entschuldigen. Wenn jüngst in der Zeitschrift „Die katholischen Missionen“ der Einsatz Irlands, Hollands oder Belgiens für das Missionswerk als „normal“ bezeichnet wurde, Länder, in denen auf drei, vier und sieben Heimatpriester ein Priestermissionär entfällt, wie soll man dann Länder einstufen, in denen nur auf 30, AO, 50 und mehr Priester ein Missionär entfällt? Nach jüngster Feststellung (Stichtag 23. April 1958) zählt Oesterreich 892 Kräfte in der Weltkirche, von denen 283 Priester sind. Von den letzteren wirken Tetfc'MP te4ÄP eigerjjdieft Missio,ns-

•üäitftMBj, .eMZfrhkflmäßige :: rBSI&aEF'rj eichischer Priester, Brüder und Schwestern und einiger Laien im Dienste der Weltkirche war nie so hoch wie heute, wobei besonders hoffnungsvoll in die Waagschale fällt, daß ein sehr starker Prozentsatz dieser Kräfte erst nach dem zweiten Weltkrieg ausreiste. Der Vergleich mit obigen Ländern zeigt aber doch, daß wir erst am Anfang stehen. Oesterreich wird als katholisches Volk eine ganz andere Leistung im Dienste der Kirche setzen können, wenn, ja wenn alle maßgeblichen Stellen unseres Volkes begriffen haben, daß der Einsatz für das Missionswerk der Kirche eine Frage von Leben und Tod für die christliche Substanz Oesterreichs selber ist. Man kann sich heute auf keinem Gebiet den weltweiten Verantwortungen entziehen, am wenigsten dort, wo die eigentlichen Entscheidungen fallen. Man hat trotz intensivster Mahnungen der Päpste noch immer nicht voll begriffen, daß Mission nicht ein Werk neben vielen anderen ist, sondern das Zentralanliegen des Christentums überhaupt. Man sieht im Missionswesen immer noch eine ewig bettelnde Institution, bedenkt aber nicht, daß nur das Missionswerk das Mittel ist, sich der katholischen Verantwortung eines in seiner Gänze katholischen Volkes vor der Welt zu entledigen. In der Praxis glaubt man aber vielfach den Worten der Päpste nicht, die da sagen, daß für jeden Missionsberuf, den man in der Heimat freudig zur Verfügung stellt, Gott mehrere sehr gute Berufe in der Heimat gibt.

Bischof de Smedt von Brügge hat vor kurzem gesagt: „Die Zeit der Grenzen ist vorbei. Unser Bistum hat keine Grenzen mehr. Wir machen es offen.“ ,',Wir sind Weltbürger, Katholiken, d. h. Menschen, die verantwortlich für die ganze Welt, für die ganze Kirche sind.“ Tatsächlich liegt in der möglichsten Aktivierung des katholischen, d. h. weltweiten Gedankens eines der wesentlichsten Mittel für die Reaktivierung eines kalt und morsch gewordenen Christentums in der Heimat.

Die gewaltige, 2000 Quadratmeter Fläche umfassende Missionsausstellung „Missio“ fällt mit dem Wiener Katholikentag zusammen, der das Thema hat: „Ihr alle aber seid Brüder “ Heimat und Mission sind wie kommunizierende Röhren. Es gibt kein wahres Christentum ohne Mission. Es gibt aber auch keine Mission ohne tiefes und gediegenes Christentum.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung