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Möbel — „nur“ fürs Büro

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Eine der charakteristischesten Eigenschaften der Möbel ist ihre Zweckbestimmtheit. Daher ist es selbstverständlich, daß sie immer wieder zu den Gegenständen der „angewandten“ Kunst — denn sie haben-auch einen dekorativen Wert — oder des „Kunsthandwerkes“ gezählt werden. Durch lange Zeit, während der die Formen der Möbelstücke- ein getreues Abbild der kulturgeschichtlichen Vorgänge darstellten, ist, auch rückblickend, gegen diese Einteilung nichts einzuwenden gewesen. Erst mit dem Aufkommen der Industrialisierung wird das „Angewandte“ problematisch. Man weiß nicht mehr recht, wohin diese Gebrauchsgegenstände gehören, und man weiß vor allem nicht mehr, was man von ihnen erwartet. Neue Methoden und neue Materialien tragen nur noch zur allgemeinen Verwirrung bei.

Der Einrichtung einer Wohnung wird für gewöhnlich recht viel Aufmerksamkeit geschenkt, die Raumknappheit zwingt häufig zur praktischen Ueberlegung; Möbel, die nur Repräsentationszwecken dienen, kann man sich kaum noch leisten; anderseits wünscht man doch, eine gewisse Bequemlichkeit im Heim zu haben.

Ganz andere Anforderungen werden an die Möbel im Büro gestellt. Zweifellos war man sich hier schon früher über die Zweckgebundenheit klar: Es sind Möbel, mit denen man arbeiten muß und die dann am besten sind, wenn sie möglichst wenig auffallen. Diese Erkenntnis hat bei der Büromöbelproduktion wohl dazu beigetragen, daß die ärgsten Entgleisungen und Verstöße gegen das natürliche Formempfinden vermieden wurden. Es gibt auf dem Markt eine Anzahl von durchaus entsprechenden, praktischen und auch zum Teil formschönen Büromöbeln. Aber manche Fehler werden noch immer gedankenlos wiederholt. Was noch schlimmer ist, man hilft sich in vielen Büros einfach mit dem, was „gerade da“ ist, ohne zu bedenken, daß dies Sparsamkeit am falschen Platz ist.

Wenn wir von Büromöbeln sprechen, meinen wir nicht die Klubgarnitur im „Chefzimmer“, sondern Schreibtische, Bürosessel, Aktenschränke und Stellagen. Manche Sekretärin verbringt Jahr und Tag in einem Büro, das mit wenig Mitteln so eingerichtet werden könnte, daß sie, sich nicht nur wohler fühlt, sondern auch Zeit und Kraft erspart.

Stellen wir einmal eine kleine Wunschliste der Sekretärin für die Büroeinrichtung zusam-njen„ jdje „natöjfeh de. verschiedenen . Be-dingungen .variieren ,wird: Der Sehreibtisch soll die richtige Höhe haben und genügend Platz für die Beine des zuvor Sitzenden freilassen. Eine verdrehte Haltung ist ungesund und ermüdet. Auf der Platte soll noch genügend Raum zum Ablegen von Schriftstücken bleiben, trotzdem soll alles, auch das Telephon, leicht im Sitzen zu erreichen sein. Die Schreibmaschine gehört nicht auf den Schreibtisch, sondern auf einen kleinen Tisch daneben.

Auch die Laden des Schreibtisches sollen so angebracht sein, daß man sie im Sitzen leicht öffnen kann, ohne sie sich in den Magen zu

stoßen. Sehr praktisch sind Kippfächer für Durchschlagpapier usw. Der Bürosessel wird — um ohne Aufstehen auch die Schreibmaschine erreichen zu können — häufig drehbar gestaltet. Viel wichtiger ist auch hier noch die richtige Höhe: Die Füße der Sekretärin dürfen nicht baumeln, die Sitzfläche muß der Körperform angepaßt sein und die Kante des Sessels darf nicht in den Oberschenkel einschneiden. Die Lehne dient beim Bürosessel weniger zum Anlehnen, sondern eher als Rückenstütze beim Maschineschreiben. Gewiß, das sind nur Details, aber während acht Arbeitsstunden wirken sich solche Details entscheidend aus. — Büroschränke müssen sowohl Raum zum Aufstellen von Ordnern als auch zum Ablegen von Schriftstücken bieten. Sie müssen keineswegs immer durchgehend verbaut und verschließbar sein. Auf Jeden Fall müssen sie in Griffhöhe enden und — ein sehr wichtiger Punkt — Schlösser, Schienen und so weiter müssen tadellos funktionieren.

Man könnte diese Wunschliste noch sehr erweitern. Arbeitsmediziner, Betriebspsychologen und Techniker haben sich in Zusammenarbeit mit Entwerfern bemüht, exakte und möglichst allgemeingültige Maßangaben für alle diese Anforderungen auszuarbeiten.

Es ist, wie schon erwähnt, sicherlich auf diesem Gebiet schon viel geleistet worden. Es gibt aber auch noch viel zu verbessern, durch kleine Entwurfsänderungen, durch Vereinfachungen und Umstellungen, die im Produktionsvorgang bei Serienherstellung nicht unbedingt große Kosten verursachen müssen. Den Gewinn hat zunächst der Käufer, in dessen Büro freudiger gearbeitet und mehr geleistet wird, und mit ihm auch der Produzent, der sich die Mühe zu solchen Ueber-legungen genommen hat.

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