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Auf dem deutschen Buchmarkt ist der "letzte Rebell Amerikas" immer stärker vertreten.

Moore ist in. Seine Werke verkaufen sich wie warme Semmeln. Die in letzter Zeit stark Amerika-kritische Stimmung in Europa tat das ihre dazu. Moore spricht aus, was viele denken und weiß seine Kritik in eine Fülle von Fakten und Anekdoten und Statistiken und Argumentationen zu hüllen, die - nun ja, die wohl nicht immer allzu genau recherchiert oder manchmal etwas tendenziös interpretiert sind ... aber er ist ja schließlich nicht Wissenschaftler, sondern Polemiker.

Und als solcher zeigt er uns auch in "Volle Deckung, Mr. Bush", dass die "Stupid White Men" seit Erscheinen des gleichnamigen Buches noch nicht viel gescheiter geworden sind. Sie sitzen dicken Lügen-Whoppers auf, nach denen der internationale Terrorismus die braven Staatenbürger auf Schritt und Tritt verfolgt, alles Böse, das nicht von Osama kommt, bestimmt im Irak zu Hause ist und der Präsident mit beherztem Kriegseinsatz weltweit für Recht und Ordnung sorgt.

Grund genug für Michael Moore, der sich ebenso patriotisch wie zivilisationspessimistisch geriert, seinen hassgeliebten Landsleuten wieder mal die Leviten zu lesen. Aber noch sind Hopfen und Malz nicht gänzlich verloren, die Bush-Männer vielleicht doch auf dem absteigenden Ast. Laut Meinungsumfrage ist man in den USA angeblich erstmals der Meinung, dass Mr. "W. stands for Winner" keine zweite Amtszeit mehr regieren sollte.

Irgendwann hat das wählende Volk genug von den Machenschaften und der Freunderlwirtschaft rund um Öl-Lobby, reaktionäre Multimillionäre und andere Wohltäter der Gesellschaft.

Und auch der Autor hat dazugelernt. Die Vorwürfe schlampigen Recherchierens, die sich im Sommer häuften, sind keineswegs spurlos an ihm vorübergegangen. Diesmal wimmelt es im Buch nur so vor Fußnoten, und etliche zitierte Zeitungsartikel sind unter www.MichaelMoore.com nachzulesen.

Ob damit alle dahin gehenden Bedenken aus der Welt geräumt werden, er könnte mit so mancher Übertreibung ohnehin erschreckender Wahrheiten der "gerechten Sache" mehr schaden als nützen, sei dahin gestellt. Jedenfalls nehmen wohl nur die wenigsten alles für bare Münze, was er schreibt. Auch wenn sie es noch so gern lesen.

Für den Verlag ist es jedenfalls ein gutes Geschäft. So hat man kürzlich auch gleich ein weiteres Buch Michael Moores nachgeliefert: "Querschüsse", in den USA bereits 1997 erschienen. Gnadenlos, bösartig und witzig wie immer hinterlässt die Lektüre aber leider einen schalen Nachgeschmack. Manches kommt einem bekannt vor (weil die Gedankengänge in späteren, bei uns aber früher erschienenen Büchern übernommen wurden), anderes ist thematisch einfach schon ein wenig abgestanden. Moores Texte sind eben stark tagesaktuell orientiert - und haben somit offenbar ein Ablaufdatum.

Was bleibt ist der Geist der Auflehnung, der in seiner Reinheit manchmal beinahe naiv wirkt, und ein beredter Zynismus, oft brillant formuliert. Fazit: eine mit kritischer Vorsicht zu genießende und ansonsten teils deprimierende, teils höchst amüsante Lektüre.

VOLLE DECKUNG, MR. BUSH.

"DUDE, WHERE'S MY COUNTRY?"

Von Michael Moore

Piper Verlag, München 2003

315 Seiten, brosch., e 13,30

QUERSCHÜSSE. "DOWNSIZE THIS!"

Von Michael Moore

Piper Verlag, München 2003

312 Seiten, brosch., e 13,30

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