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Musikalische Nachschlagewerke und Monographien

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Der Musikführer. Lexikon der Tonkunst. Von Casper H ö w e 1 e r. Paul-List-Verlag, München. 1144 Spalten (572 Seiten Text und 10 Seiten Notenbeispiele).

Eine Synthese von Musiklexikon, Opern- und Konzertführer nebst Schallplattenverzeichnis und Notenbeispielen, also eine Art musikalisches „Allbuch“, das in der holländischen Originalausgabe in mehr als 100.000 Exemplaren verkauft wurde. Der Autor: Musikschriftsteller, Dozent und Rundfunkkommentator, kommt aus der Praxis. Er hat gelegentlich seine eigene Meinung über die Dinge und versteht es, den gewaltigen Stoff gefällig darzubieten. Rücksicht auf das deutsche Musikleben hat Dr. Wilhelm Zentner eine Reihe wichtiger Ergänzungen Vorgenommen (erstaunlich, was alles in der holländischen Ausgabe fehlte!). Natürlich ist auch die vorliegende Fassung noch nicht vollständig. Auch kann man — das gilt für die folgenden Besprechungen in gleicher Weise — Mängel und Qualitäten lexikalischer Werke erst im Laufe monate- und jahrelanger Benützung feststellen. In Höwelers Musikführer scheint uns vor allem die Raumverteilung sehr willkürlich (Cesar Franck: 18 Spalten, Busoni: 3, Glasunow und Schillings: je eine Spalte!)

Lexikon der Symphonie. Herausgegeben von Kurt B 1 a u k o p f. VeMag Arthur ■ Niggli und Willy Verkauf. St. Gallen — Bregenz — Wien. 320 Seiten.

Aus Tausenden von symphonischen Werken 333 auszuwählen und ohne Anlehnung an bereits vorliegende Konzertführer zu analysieren, ist eine in des Wortes wörtlichem Sinn verantwortungsschwere Aufgabe. Der Autor verzichtet auf jede nicht authentische, d. h. nicht durch den Komponisten sanktionierte programmatische Deutung, sondern gibt sachlich-kühle Analysen. Für Konzertveranstalter ist das Buch von besonderem Nutzen, da es auch die genaue Besetzung und die

Aufführungsdauer angibt. (Einige Lücken, so etwa bei Milhaud, Schostakowitsch und Krenek, werden sich schließen lassen.)

Reclams Opernführer. Herausgegeben von Wfl“ heim Z e n t n e r. 622 Seiten. —- Reclams Operettenführer. Herausgegeben. von Anton Wüti, 301 Seiten. Reclam-Verlag, Stuttgart.

Von 170 Opern und etwa 100 Operetten ist hier, zeitlich geordnet, der genaue Inhalt wiedergegeben. Alles Musikalische sowie kurze Charakterisierungen der Komponisten stehen, sauber getrennt, jeweils in der Einleitung. Auf die Entstehungs und Uraufführungsdaten kann man sich verlassen. Der Opernführer bringt auch genaue und sonst schwer zugängliche Angaben über die Textdichter. Erfreulich ist die Berücksichtigung des zeitgenössischen Musiktheaters (Hindemith, Krenek, Egk, Orff, Menotti, Britten, Einem, Henze u. a.). In beiden Büchern fehlen Gershwin und Weill. Diese zwei Autoren sind gewissermaßen zwischen die Stühle gefallen.

Musikgeschichte in hundert Lebensbildern. Von Hans Joachim Moser. Reclam-Verlag, Stuttgart. 1013 Seiten.

Von Walther von der Vogelweide bis Hindemith, mit besonderer Berücksichtigung älterer und weniger bekannter Meister. Mit fast feuilletoni-stisch-gefälliger Diktion und Verarbeitung reicher kulturhistorischer Kenntnisse; lebendig, kritisch, eigenwillig und oft zum Widerspruch reizend. Treffliche psychologische und geistige Porträts. Bei einigen Neueren: weniger „Heroengeschichte“ als Röntgenbild. Interessant und instruktiv.

Tschaikowskij. Leben und Werk. Von Franz Z a g i b a. Amalthea-Verlag, Zürich—Leipzig — Wien. 455 Seiten.

Die erste deutsche Tschaikowskij-Monographie dieses Umfangs, zu der der Autor als Dozent für slawische Musikgeschichte und Kenner des betreffenden Kulturkreises wichtige Voraussetzungen mitbringt. Tschaikowskijs Werke nicht nach Form und Stil zu deuten, sondern die Inspirationsquellen zu erschließen, ist bei diesem Künstler besonders empfehlenswert und richtig. Alles Persönliche, Psychologische und typisch Russische ist mit Einfühlung und Scharfblick erfaßt. Freilich wäre auch eine andere Art der Darstellung denkbar: in umfangreicheren, tiefer schürfenden Kapiteln. Doch ist für die kaleidoskopische Manier (ebenso wie für die entbehrlichen, künstlerisch fragwürdigen Vignetten) wohl der Verlag verantwortlich. Sehr wichtig für die Kenntnis von Tschaikowskijs Schaffensprozeß ist der auf Seite 256 bis 263 mitgeteilte Brief aus Ciarens aus dem Jahr 1878. Auch Zagiba vermag den rätselhaften und plötzlichen Bruch zwischen Tschaikowskij und seiner großherzigen Gönnerin und Freundin, Frau von Meck, nicht zu erklären. Der Autor bestreitet mit gewichtigen Argumenten die von H. Weinstock, H. Ellis und N. Berberova verfochtene These von der homoerotischen Veranlagung Tschaikowskijs und erklärt dessen Eigenarten und Depressionen aus der schizoiden Persönlichkeit, die auch Ursache für das zwischen banal und genial schwankende Formniveau mancher Kompositionen Tschaikowskijs sein kann. Wichtig auch der Hinweis auf den Preßburger Archivar Batka, den Freund Hans Richters, der einer der eifrigsten Tschaikowskij-Interpreten war (einige kleine Fehler wie „Parzival“, Seite 245, und „Feruccio Busoni“, Seite 268, sowie kleine sprachliche Unebenheiten werden bei der nächsten Auflage zu korrigieren sein). Ein stattlicher Band, bereichert durch 44 Abbildungen und 42 Notenbeispiele.

Ueber Opern von Richard Strauß. Von Willi Schuh. Atlantis-Verlag, Zürich (Humboldt-Verlag, Wien). 154 Seiten.

Analysen und Würdigungen der wichtigsten Strauß-Opern von „Salome“ bis „Capriccio“ in essayistischer. Form nebst einem gehaltvollen Porträt des 80jährigen Meisters und einer Studie über ungeschriebene Opern nach Entwürfen von Hofmannsthal („Blütenträume, die nicht reiften“), auf Grund des damals noch nicht zugänglichen, inzwischen von Willi Schuh. herausgegebenen vollständigen Briefwechsels.

Zeitgenössische Musik.' Von Willi Schuh. Atlantis-Verlag, Zürich. (Humboldt-Verlag, Wien). 137 Seiten.

Ausgewählte Werkbetrachtungen und Kurzmonographien von Debussy bis Britten, die 1929 bis 1947 in der „Neuen Zürcher Zeitung“ er-' schienen sind und zur Popularisierung der neuen Musik wesentlich beigetragen haben mögen. Die beiden ausführlichsten und interessantesten Studien kommentieren Ruhmestaten des Zürcher Landestheaters: die Uraufführung von Hindemiths „Mathis“ und Alban Bergs „Lulu“.

Manuel de Falla und die spanische Musik. Von Julio Jaenisch. Atlantis-Verlag, Zürich (Humboldt-Verlag, Wien). 103 Seiten.

Viel Interessantes, wenig Bekanntes und, Persönliches über den Schüler Pedrells und der französischen Impressionisten, der de spanischen Musik auf dem Gebiet des Balletts, der Oper, der symphonischen Dichtung und der Kammermusik Weltgeltung verschafft hat. Der verhältnismäßig geringe Umfang von de Fallas Oeuvre ist durch den langsamen, überaus beschwerlichen Arbeitsprozeß zu erklären, der eingehend geschildert wird. Seine immer entschiedenere Abwendung von der Welt, „dem Irrenhaus- des XX. Jahrhunderts“, veranlaßte den Meister, die szenische Aufführung seiner Werke nur noch unter besonderen Umständen zu gestatten. Das letzte Werk de. Fallas, der von 1939 bis 1946 schwer krank in Argentinien lebte, „Atlantida“, ein großes Oratorium mystischreligiösen Charakters, blieb unvollendet, ungedruckt und bisher unaufgeführt.

Prof. Dr. H. A. Fiechtner

Novalis: Geleit auf allen Wegen. Aus dem Gesamtwerk ausgewählt von Wolfgang Kraus. Verlag, Prachner, Wien. 1952. 153 Seiten. '

Das Bändchen stellt vor allem den Aphoristiker Novalis heraus. Einige Gedichte und Briefstellen ergänzen die Sammlung. Die Eigenart der „Denkgefühle“ des Novalis tritt gut heraus und offenbart auf jeder Seite den Satz „Die Poesie ist das echt absolute Reelle. Dies ist der Kern meiner Philosophie. Je poetischer, je wahrer“ (Seite 36). Es war ein glücklicher Gedanke, die Fragmente des Novalis unter diese Aphoristiker-Bibliothek des Prachner-Verlages aufzunehmen, da sich gerade Novalis in der Form des Aphori»mus geistig verwirklicht hat Das handliche, geschmackvoll ausgestattete Büchlein ermöglicht es auch dem weniger Kaufkräftigen, eine gute Auswahl aus dem sprühenden Gedankenuniversum dieses Romantikers zu erstehen. Ein übersichtlich geschriebenes Geleitwort unterrichtet über den Lebenslauf des Dichters.

Univ.-Doz. Dr. Robert M ü h 1 h e r

Vom Sinnreich des Lebens. Eine Anthologie gläubiger Wurzelfassung. Von Hans Andre. Otto-Müller-Verlag, Salzburg. 536 Seiten, 24 Abb., 3 Farbtafeln.

Hans Andre erschließt durch sein Werk einen geistigen Raum, in dem eine fruchtbare Begegnung von Naturwissenschaft und Philosophie möglich wird. Dies gelingt ihm dadurch, daß er seine naturwissenschaftliche Forschung an der reifen Gestalt der thomistischen Seinslehre orientiert. Dadurch vermeidet er auch die Gefahr jener wilden Metaphysik, der Forscher der, Einzelwissenschaften ausgesetzt sind, wenn sie, durch die Problematik ihres Fachgebietes getrieben, zu philosophischen Fragestellungen vorstoßen. Mit großer Meisterschaft werden die biologischen und ontologischen

Fragen aufeinander zubewegt, so daß beide Wissenschaften gleichen Gewinn aus dieser Begegnung ziehen. Hier sind die Werdegründe der kommenden großen Synthese, der unsere Zeit offenbar entgegengeht. Nach dem grundlegenden Werke „Urbild und Ursache in der Biologie“ und der'„Dialektik des Lebendigen“ zieht hier Andre die Summe seines bisherigen Schaffens.

Dr. C. K a 1 i b 1

Verwaltungsatlas auf statistischer Grundlage. . Herausgegeben vom Oesterreichischen Statistischen Zentralamt. Kommissionsverlag der Oesterr. Staatsdruckerei, Wien, 1952. 50 Seiten und 30 Tafeln.

Der Verwaltung «Is Hilfsmittel zu dienen, ist der Zweck dieser neuen Publikation des Oesterreichischen Statistischen Zentralamtes. Sie enthält vor allem Tabellen und Karten über die verwaltungsmäßige Gliederung unseres Landes nach verschiedenen Gesichtspunkten (administrative Einteilung, Bundesstraßen, Post und Rundfunk, Vermessungsbezirke, Schulwesen usw.), darüber hinaus aber auch weitere wichtige Angaben (Bevölkerung, Verteilung des Waldes usw.). Die Broschüre wird nicht nur den ihr zugedachten Zweck erfüllen, sondern von jedem an seiner Heimat Interessierten gerne zur Hand genommen werden. Der niedere Preis (28 S) ist besonders hervorzuheben.

Dr. Robert Dittrich

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