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Papstworte

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„In dem Augenblick, da Wir — aus Anlaß des 20. Jahrestages der Gründung dieser internationalen Organisation — Unsere Reise zum Sitz der Vereinten Nationen beginnen und der göttlichen Vorsehung den Erfolg Unserer Mission des Friedens und des guten Willens überlassen, senden Wir allen Völkern der Welt Unsere offenen und freien Grüße und Wünsche. Nach Frieden rufen Wir mit wehrloser Stimme, die aber kraftvoll wird aus der Macht des Friedensfürsten selbst, dessen Diener und Stellvertreter auf Erden Wir sind. Um Frieden bitten Wir die Staatsoberhäupter und die Politiker, die Diplomaten und die Wirtschafts- und Finanzexperten, die Wissenschaftler und die Philosphen, die Literaten und die Publizisten. Alle sind gerufen, ihren Beitrag zum großen Werk des Friedens zu leisten. Alle müssen mitarbeiten, wenn der Friede in unserer Zeit tiefe und unausrottbare Wurzeln fassen soll.“

Während seines Fluges nach New York sandte Papst Paul VI. Grußbotschaften an die Völker aller Kontinente, als deren Vertreter ihn Kardinäle aller Erdteile begleiteten. Schließlich richtete Paul VI. folgenden Gruß an die orientalischen Kirchen: „Wir grüßen die zahlreichen Gläubigen, die — wo immer sie sich befinden mögen — den verehrten orientalischen Kirchen angehören. Indem Wir Uns bei diesem feierlichen Besuch, den Wir den Vereinten Nationen abzustatten Uns anschicken, den Herrn Kardinal Agagianian beigesellt haben, haben Wir zum Ausdruck bringen wollen, daß alle orientalischen Christen auf irgendeine Weise an unserer Seite bei dieser Reise dabei sind, deren friedlicher Charakter in gleicher Weise Orient und Okzident umarmen möchte. Allen senden Wir in Liebe Unseren apostolischen Segen.“

„Wir kommen aus Rom, aus jener Stadt, die als erste in der Geschichte unserer Zivilisation die politische Einheit der Völker unter der Herrschaft des Gesetzes und infolgedessen in der Freiheit, der Kultur und dem Frieden förderte und repräsentierte. Wir kommen aus Rom, wo jene religiöse Gemeinschaft ihren Sitz hat, die nicht auf zeitlicher Gewalt aufbaut und sich katholische Kirche nennt. Wir freuen uns darauf hinweisen zu können, daß zwischen diesen beiden Universalitäten eine natürliche Sympathie besteht, und eurer irdischen Stadt des Friedens die Grüße und die guten Wünsche Unserer geistigen Stadt des Friedens bringen zu können. Das eine ist der Friede, der von der Erde aufsteigt, das andere der Friede, der vom Himmel herabkommt. Das Zusammentreffen beider ist eine wirklich wunderbare Sache: Gerechtigkeit und Frieden haben sich den Bruderkuß ausgetauscht. Gebe Gott, daß das zum größeren Wohl der Menschheit geschieht. In gleicher Weise beeilen Wir Uns, den Gruß zu erwidern, den dieses große Land in der Person des Vertreters seines Präsidenten an Uns gerichtet hat. Gruß dir, Amerika! Der erste Papst, der seinen Fuß auf deinen Boden setzt, segnet dich aus seinem ganzen Herzen. Er wiederholt die Geste deines Entdeckers Christoph Kolumbus, der das Kreuz Christi in dieser gesegneten Erde einpflanzte. Möge das Segenskreuz, das wir nun über deine Himmel und deine Erde schlagen, dir jene Gaben bewahren, die Christus dir gegeben hat, und sie dir garantieren: Frieden, Eintracht, Freiheit, Gerechtigkeit und vor allem die Lebensauffassung in der Hoffnung auf Unsterblichkeit. Gott segne diese eure Erde!“

„Wir kommen zu euch aus Rom mit dem Segen der großen Heiligen Petrus und Paulus, die Rom mit ihrem Blut geheiligt haben, und mit dem Segen Christi, dessen Stellvertreter auf Erden Wir sind. An Sie, geliebter Sohn, Pfarrer dieser wunderbaren und großartigen Kathedrale, an die Bischöfe, den Klerus, an die Ordensleute und die Gläubigen, die sich um Sie versammelt haben, richten Wir ein besonderes Grußwort. Wir fühlen Uns heute als Ihr Mitbürger, weil Wir hier in eurer Stadt und in eurem Land sind und weil ihr Bürger der Kirche von Rom seid. Wir sind wirklich eines Sinnes. Der Patron dieser großen Kathedrale, St. Patrick, sagte einmal: ,Wie ihr Christen seid, so müßt ihr Römer sein.' Das fühlen wir in besonderer Weise, weil wir alle Bürger Roms sind.“

„Wenn wir in Wahrheit Christen sein wollen, müssen wir den Frieden lieben und müssen — im Gegensatz dazu, wie dies wiederholt in der Vergangenheit geschehen ist — alles Bestreben unter den Gedanken des Friedens stellen.“ All das, was dem Ziel des Friedens diene, fuhr der Papst fort, müsse — und zwar nur um des Friedens Willen — gefördert werden. Der Friede sei kein Gebäude, das einmal errichtet wird und dann bestehen bleibt. Er müsse täglich neu erarbeitet werden. Die primären Friedensbemühungen aber müßten im Zeichen der Bestrebungen nach sozialem Fortschritt liegen: im Kampf gegen Armut, Not, Schwäche, Krankheit und Unwissenheit. Abschließend betonte der Papst, der Friede müsse auf moralischen und religiösen Prinzipien basieren. Die Bemühungen der Politiker allein, den Frieden zu erhalten, genügten nicht. Auch das Fehlen von Konflikten garantiere noch nicht den Frieden, der im Glück und im wahren menschlichen Fortschritt seinen Ursprung habe. Der wahre Friede müsse auf der Wahrheit basieren, und diese Wahrheit wiederum natürlicherweise auf dem wahren, dem christlichen Konzept des Lebens.

„Aus Unserem großen Friedensappell ergibt sich eine ernste Folge: Die katholische Kirche hat dadurch, daß sie mit Unserer Stimme feierlich die Sache des Friedens vertreten hat, eine noch größere Verpflichtung auf sich genommen, dem Frieden zu dienen... Alles das ist Ihnen bekannt. Aber Wir fordern euch auf, seht, daß wir unsererseits zur Abhilfe beitragen können.“

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