Peter Handke - © Foto: picturedesk.com / dpa / Bernd Weißbrod

Peter Handke: "Geschehen lassen können ..."

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Am 6. Dezember feiert Peter Handke seinen 80. Geburtstag. In "Zwiegespräch" entblößt er sprachkritisch Heldenkult, Mitläufertum und Verführung. Veröffentlicht wurde nun auch sein Notiz­buch aus dem Jahr 1978, in dem er unter anderem in Kärnten, Slowenien und Ober­italien unterwegs war.

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Am 6. Dezember feiert Peter Handke seinen 80. Geburtstag. In "Zwiegespräch" entblößt er sprachkritisch Heldenkult, Mitläufertum und Verführung. Veröffentlicht wurde nun auch sein Notiz­buch aus dem Jahr 1978, in dem er unter anderem in Kärnten, Slowenien und Ober­italien unterwegs war.

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Peter Handke gilt als einer der bekanntesten Autoren im deutschen Sprachraum, der für sein literarisches Schaffen unzählige Preise und Auszeichnungen erhalten hat. Und doch hat wohl kaum ein österreichischer Schriftsteller – er ist in Griffen geboren, lebt aber nach unterschiedlichen Stationen schon seit vielen Jahren im französischen Chaville – so stark polarisiert wie er.

Nach seinem sprachkritischen Beginn rund um das Grazer Forum Stadtpark, mit dem eine starke Rebellion gegen die alte, traditionelle Literatur verbunden war, hat Handke sein Schreiben sukzessive zu einem minutiöser und bildreicher werdenden reflexiven Erzählen entwickelt. Schon früh forciert er die Auseinandersetzung mit dem mütterlichen Herkunftsraum Slowenien. Ab Mitte der 1990er Jahre hat er allerdings mit seinen Texten über Serbien – in der Zeit hat er sie als Kritik an der damaligen journalistischen „Berichterstattung“ und als „Literatur“ statt politischer Stellungnahme verteidigt – eine bis heute anhaltende Kontroverse ausgelöst, die er mit höchst umstrittenen Aktionen und Aussagen sowie unverständlichen, politisch akzentuierten Reisen noch einmal angeheizt hat. 2019 wurde ihm von der Schwedischen Akademie trotz heftiger Kritik der Nobelpreis zuerkannt. In den Alterswerken hat Handke seine dichte, oszillierende poetische Weltaneignung, verwoben mit Reflexion, Intertextualität und dem Blick auf das Marginale, weiter vertieft.

Wechselrede zweier Narren

Sein heuer erschienenes Bändchen „Zwiegespräch“, das am 8. Dezember im Akademietheater uraufgeführt wird, widmet Handke zwei befreundeten, schon verstorbenen Schauspielern: Otto Sander und Bruno Ganz. Über Jahrzehnte hinweg haben sie das moderne Theater mitentwickelt. Nicht von ungefähr rauscht das Theater in seiner Mannigfaltigkeit auch hier durch den Text, zieht eine verborgene Motivlinie und verschränkt sich mit dem zweiten Handlungsfaden, durch den Heldenkult, Mitläufertum und Verführung entzaubert werden.

Wer führt nun dieses Zwiegespräch? Auf jeden Fall „zwei besondere Narren“, Tagträumer, die ins Leere starren. Der erste erzählt von Zuschauererlebnissen, Kindheitsbühnen und einprägsamem „Dekor“. Er erwartet einen „Volksauflauf“ und ist dem „Scheinhaus“ der Kindheit dankbar, während der zweite seinem Großvater zuzwinkern möchte.

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