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PFINGSTGEBET

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. Im Verlag Herold, Wien-München, erschien vor kurzem eine Sammlung der Gebete Papst Pius XII., der das folgende Gebet entnommen ist.

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. Im Verlag Herold, Wien-München, erschien vor kurzem eine Sammlung der Gebete Papst Pius XII., der das folgende Gebet entnommen ist.

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O Schöpfer Geist, der Du schwebtest über den Wassern des Alls, Du hast das Angesicht der Erde erneuert. Du hast die erste Kunde der Wahrheit und des Heils jenen Römern gebracht, die einst in Jerusalem die Predigt des heiligen Petrus hörten (Apg. 2, 10). Sie waren Söhne Roms, dieses Herzens der Welt, dem Petrus später durch sein Apostelleben und seinen Martertod seinen festen Glauben, seine unerschütterliche Hoffnung und die Unermerj-lichkeit seiner Liebe beweisen sollte. „Kehre wieder und schau vom Himmel hernieder, behüte und beschütze diesen Weinberg, den Deine Rechte gepflanzt hat“ (Ps. 79, 15—16).

Komm herab, o Schöpfer Geistl Einst schon bist Du ja herabgestiegen und bist nun bei uns. Du bist mit der Braut Christi, Du bist ihr Leben, ihre Seele, ihr Trost, ihr Schutz zu jeder Stunde, besonders aber in den angstvollen Zeiten der Not. Sende die Fülle Deiner Gaben herab. So werden alle, Hirt und Herde, das Licht ihres Glaubens, die Kraft ihrer Hoffnung und die Macht ihrer Liebe in die Welt hinein auszubreiten vermögen.

Du bist der Geist der Erleuchtung, des Rates und der Stärke, Du lehrst die Christen jeglichen, niederen und hohen Standes den ungewöhnlichen Ernst und die schwerwiegende Verantwortung der gegenwärtigen Stunde; denn eine alte Welt geht in Schmerzen dahin und gebiert eine neue. Gib Dein Licht allen, die den Namen Christi auf ihrer Stirn tragen. Zeige ihnen den schmalen Pfad der Tugend, der allein zum Heile führt. So werden sie Gleichgültigkeit, Zaudern und Unentschlossenheit abschütteln und beginnen, aus den Wirrnissen der rein irdischen Dinge heraus mutvoll vorwärts zu schreiten.

Du Tröstergeist, schenk uns nicht nur die Kraft wahrer Hingäbe, sondern* vor allem auch ein starkes Vertrauen. So belebst Du die unzähligen Herzen wieder, die voller Elend nahe daran sind, zu zerbrechen unter dem schweren Druck der Angst und der Bedrängnis, der Entbehrungen und der Ungerechtigkeit, der beklemmenden Not und Erniedrigung. Sei Du die Rast der Müden, die Labsal der Verschmachtenden, die Wärme der Frierenden und die Zuflucht der Weinenden! Sei Du der Vater der Waisen, der Anwalt der Witwen, das Brot der Armen und die Stütze der Verlassenen! Sei Du den Flüchtlingen Heimat, den Verfolgten Beistand, den Kämpfenden Schutz und den Gefangenen Befreiung! Sei Du Labsal der Verwundeten, Heilung der Kranken, Zuflucht der Sünder und Hilfe der Sterbenden! Tröste und führe alle wieder zusammen, die einander reinen Herzens lieben und die durch harte Schicksale voneinander getrennt wurden. Gib, dafj dort, wo menschlicher Zuspruch versagt, ein Lächeln helfe und die Hand der christlichen Liebe. Laf) vor den gläubigen Augen als Unterpfand der unvergänglichen Freude das Morgenrot jenes Tages leuchten, an dem die Ueberfülle Deines unsagbar reichen Lohnes die Verheifjung der Geheimen Offenbarung wahrmachen wird: „Gott wird abwischen eine jede Träne von ihren Augen, und Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer, noch Mühsal werden fürder sein. Denn was vorher war, ist vergangen“ (Geh. Offbg. 21,4).

Du bist der Geist und der Lehrer der Wahrheit. Larj in den Herzen und im Geiste der Menschen — nicht aus niedriger Angst vor Opfern, sondern aus innerer Gesinnung — ein aufrichtiges Verlangen nach Frieden lebendig werden: nach einem Frieden der Gerechtigkeit, der Mäfjigung und der Weisheit, der in seinem Ziel, in seinem Grund und in seiner Verwirklichung nicht vergifjt Dein mahnendes Wort: „Es gibt keine Weisheit, es gibt keine Klugheit, es gibt keinen Entschluß wider den Herrn“ (Spr. 21, 30). Gib zugleich den festen Willen, sich den nötigen Voraussetzungen eines solchen Friedens nicht zu versagen, von seinen Grundlagen nicht abzugehen und seiner Verwirklichung nichts entgegenzusetzen. Gib, dafj die Lenker der Völker an die Gröfje und Würde, an die Wohltaten und die Verdienstlichkeit eines solchen Friedens denken und daran festhalten. Lafj sie die lebenswichtigen Rechte ihrer Völker nicht messen an der Gröfje ihrer Macht und an der Möglichkeit erhoffter Vorteile, sondern an der heiligen Richtschnur Deines göttlichen Willens und Gesetzes.

O Schöpfer Geist, suche heim die Herzen Deiner Gläubigen und erfülle sie mit Deiner Gnade. Solange diese Zeit der Prüfung währt, schenke in der Allmacht Deiner Gaben Uns, dem Hüter der Herde Christi, und allen, die auf Unsere Stimme hören, dafj Wir die Heilsaufgabe: „Ihr sollt Mir Zeugen sein“, die Christus Seinen Jüngern anvertraute, in festem Glauben, freudiger Hoffnung und brennender Liebe erfüllen und weiterführen, bis zu dem Tage, da Deine Kirche das Gewand unsagbarer Trauer ablegen wird und voll Dankbarkeit und Jubel vor dem Gott des Friedens, vor der Sonne der Gerechtigkeit auszurufen vermag: „Die Rechte des Herrn hat Grofjes getan, die Rechte des Herrn hat mich erhöht... Ich sterbe nicht, ich lebe und werde künden die Werke des Herrn“ (Ps. 117, 17). Amen.

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