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Pilgerfahrt nach Rom

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Nie kam mir Rom, wo ich eineinhalb Jahrzehnte wohne, so lebendig zum Bewußtsein wie jetzt, nachdem ich die „Römische Pilgerwoche” von Gottfried Hasenkamp (Aschendorff, Münster/Westfalen) gelesen habe. Der Untertitel: „Ein kleines Buch für Romfahrer dieser Zeit” gibt mannigfachen Aufschluß, kann aber nicht alles sagen. Denn der Verfasser bietet in edel geformter Sprache mehr, viel mehr. Er spricht die hunderte, tausende Freunde in seiner nördlichen Heimat an, welche die Fahrt nach Rom so recht als Wallfahrt verstehen, ähnlich wie es sein Fieund, Professor Josef Höfer, seit Jahren Botschaftsrat in Rom, verstand, als er sein die Gläubigen besonders ansprechendes Buch über die „Reise in (las Reich Gottes” verfaßte.

Gottfried Hasenkamp kenne ich als zu hohem Wuchs gediehenen Dichter, dessen „Königsstuhl von Aachen” und dessen „Salzburger Elegie” zu einer Sammlung: „Das Morgentor”, gehören, die Gedichte aus drei Jahrzehnten vereinigt. Seine aus reinen Quellen schöpfende Poesie, die schon den Zwanzigjährigen beseelte, weist uns seinen Weg vom Jüngling zum Manne, der in erhebende, ihn nie irreführende Fernen zielt und der auch dem profanen Leser das Bewußtsein vermittelt: Hier wirkt ein begnadeter Künder!

Nur ein solcher konnte der „Römischen Pilgerwoche” tiefen Sinn und unvergeßliches Erlebnis vermitteln.

Das Buch gilt der „Ewigen Stadt” in ihrer höheren Bedeutung, als Sitz der Christenheit von Beginn an. Indem es auf schmalem Raum dem Leser die Romfahrt als Erbauung darbietet, „ohne dabei das Anliegen der .weltlichen Romfahrer ganz zu übergehen”, wird es zu einem eigenartigen Welk. Es hat wohl kaum seinesgleichen und macht die Frage überflüssig, ob es nicht genug Rombücher gäbe. Der Schreiber dieser feilen, der die geistliche Stadt erstmalig 1914 flüchtig schaute, hat den „Leitfaden” Hasenkamps als gediegene Belehrung und vielfältige Anregung dankbar in sich aufgenommen. Wie viele andere, von der Ewigen Stadt Begeisterte, kennt er die überragenden Denkmäler antiker und christlicher Kunst, die er ständig neu erlebt, ohne indes bisher jener wohltuend isolierenden, auf das religiöse Erleben konzentrierten Betrachtung teilhaftig geworden zu sein, die uns die „Römische Pilgerwoche” bietet.

Der Verfasser erklärt sein Anliegen, den Leitgedanken, unter den er seine Pilgerfahrt stellt: „Ist nicht das Leben des Christen im Lichte des Glaubens ohnehin ein Pilgerweg? So ist auch jede Reise nach Rom, im rechten Glauben unternommen, eine Pilgerfahrt. Wir müssen sie nur im Sinne einer Erneuerung, Stärkung und Vertiefung unseres Glaubens durch den Besuch des Felsens Petri und vor allem im Blick auf das .demnächstige Ziel alles menschlichen Erdenwallens verstehen.”

„Wir sind in Rom.” — Es ist ein Montag. Die siebentägige Pilgerwoche niinmt ihren Anfang. Mit sicherer Hand werden wir geführt, beginnend mit St. Peter, von dessen Kuppel wir die inzwischen gewaltig gewachsene Zweimillionenstadt der sieben Hügel in weitem Umkreis bewundernd erschauen. Der Weg erschließt uns die repräsentativen „Sieben Kirchen” der Christenheit. Ein „Buß- und Bittgang” — so schreibt der Verfasser und nennt die „Sieben : Sankt Peter, die Großkirche der Gottesmutter Santa Maria Maggiore, dann die eigentliche Kathedrale des Papstes in seiner Eigenschaft als Bischof von Rom San Giovanni in Laterano, die Basilika vom heiligen Kreuz in Jerusalem (Santa Groce in Gerusalemme), Sankt Laurentius vor der Mauer und San Sebastiano bei den Katakomben sowie endlich die Grabeskirche des Völkerapostels an der Straße nach Ostia, San Paolo fuori le Mura.

Dieser Buß- und Bittgang legt den Grund zu allem Folgenden: Jeder Wochentag erschließt schrittweise tieferes Eindringen in die menschlichen und steinernen Zeugen des Christentums, an denen das kirchliche Rom überreich ist. Als treffende Kennzeichnung findet der Verfasser den Ausdruck: „Gegenwartsmächtige Vergangenheit.” Er überzeugt den Leser, „wie aus ältesten, in den Boden gesenkten Wurzeln eine zukunftsfreudige Gegenwart ihre Sinngebung zieht”.

Oft und immer wieder verweilen die Pilger in St. Peter, wo sie u. a. eine Heiligsprechung und ein feierliches Papsthochamt erleben.

Ein Weck- und Mahnruf ist dieses auch den Bibliophilen ansprechende Buch, das dank zahlreichen Abbildungen noch beziehungsreicher gestaltet ist. Es wirkt wie eine wohltönende Glocke, die ohne Ueber- schwang zur Besinnung ruft.

DER MENSCH ALS ERLÖSER UND ERLÖSTER.

Der aktive und passive Anteil des Menschen an der Erlösung. Von Fidelis M. Gallati. Verlag Herder, Wien. 229 Seiten.

Die vorliegende Untersuchung, ursprünglich als Dissertation von der Universität Freiburg in der Schweiz angenommen, besitzt eine besondere Aktualität, indem sie implizite zur Meinung des modernen, selbstsicheren Menschen Stellung nimmt, der in der Erlösung durch Christus allzusehr einen passiven Vorgang sieht, wodurch er sich in seiner schöpferischen Stärke beeinträchtigt fühlt. Demgegenüber erläutert der Verfasser nicht nur den passiven, sondern besonders auch den aktiven Anteil des Menschen in diesem Prozeß. Dabei stützt er sich auf die Offenbarung, wie sie von der Kirche gelehrt wird, während er sich für die spekulativ-theologische Erklärung an Thomas von Aquin hält. Es ist eine ausgezeichnete und klare Darstellung, die sich nicht bei umstrittenen Nebenfragen aufhält, sondern das Wesentliche beleuchtet.

Es verdient besondere Beachtung, daß Gallati die Erlösung nicht ausschließlich als einen individuellen Vorgang zwischen Gott und dem Einzelmenschen behandelt, sondern auch im Zusammenhang mit dem Haupt Jesus Christus als Erstwirkenden der Erlösung, besonders aber in der Gemeinschaft der Glieder mit dem mystischen Leibe Christi. Dadurch ist _auch der physisch passive Anteil des zu erlösenden Menschen auf Grund seiner Beziehung zum Haupte Christi wesentlich herabgemindert, wie auch in einem Lebe- w sen das Organ, das von einem anderen Organ bewegt wird, nicht in demselben Maß passiv sich verhält, wie ein Ding, das ganz von außen bewegt wird (S. 222). In Gesprächen mit Vertretern des reformatorischen Standpunktes wird diese ausgezeichnete Studie des Dominikaners wesentlich zur Erhellung der katholischen Erlösungslehre in ihrer Ganzheitlichkeit beitragen.

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