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Briefe der Liselotte von der Pfalz als Hörbuch.

Deutschlands erste moderne Schriftstellerin wurde 1652 in Heidelberg geboren. Als 19-Jährige kam Liselotte, Tochter des Kurfürsten Karl Ludwig von der Pfalz, an den französischen Hof, wo sie dreißig Jahre lang an der Seite ihres Ehemanns Philipp von Orléans zum Hofstaat des Sonnenkönigs, ihres Schwagers, gehörte.

Die zweitwichtigste Frau Frankreichs hatte kein leichtes Leben: Zunächst spottete der französische Adel über die laute, impulsive Deutsche. Der Übertritt zum Katholizismus wurde ihr befohlen. Dann musste sie sich mit der Homosexualität ihres Gatten abfinden; ihr Schwager bekriegte in ihrem Namen ihre alte Heimat. Nach dem Tod ihres Mannes drohte ihr das Witwenschicksal Kloster, doch Ludwig XIV. ersparte es ihr. Am Ende ihres 70 Jahre dauernden Daseins schrieb sie: "Alles ist hier pures Interesse und Falschheit, das macht das Leben sehr unangenehm. [...] Es ist kein Kartäuser, so ein stiller und einsamer Leben führt als ich. Ich glaube, ich werde endlich das Reden verlernen." Sie hat es nicht verlernt, sondern ein einmaliges Zeitzeugnis hinterlassen: 6000 Briefe schickte Madame - so ihr offizieller Titel - an ihre Verwandtschaft in Deutschland. Erste Anzeichen ihres Talents sind schon aus ihrem 8. Lebensjahr erhalten, als sie ihrem Papa einen Brief schrieb. Was sie aus Frankreich berichtete, betraf selten Politisches, wusste die Verfasserin doch von der Allgegenwart der Zensur. Ihre Mitteilungslust, eine muntere Mischung aus Deutsch und Französisch, wurde angeregt von menschlichen Schwächen, von der Komik und Tragik des Lebens. Da bricht ein Sessel in der Oper unter einer schwergewichtigen Herzogin und das Parkett dazu, ein andermal verfault eine Adelige an der Syphilis und liebt den Gatten, der sie angesteckt hat, noch immer.

Gedanken an Verfall und Tod schiebt sie nicht weg: "Ich gleiche mir selbsten in nichts mehr. Meine Bein sind mehr als dick, denn sie sind sehr geschwollen. Wenn ich den Mund auftue, sind meine Zähne in einem elenden Stand: einer ist gebrochen, der andere ist schwarz. Aber was will man tun? Man muss wohl seine Partie nehmen." Der deutsche Autor Hans Pleschinski, Übersetzer und Herausgeber der Briefwechsel der Madame de Pompadour, Voltaires und Friedrichs II. von Preußen, hat für ein Hörbuch eine charmante Auswahl aus den Briefen Liselottes von der Pfalz getroffen. Lebendig werden lässt sie die deutsche Schauspielerin Christa Berndl. Unbedingt als Vorrat für die nächste Grippe besorgen!

Liselotte von der Pfalz

Hg. von Hans Pleschinski. Ihre Briefe, gelesen von Christa Berndl. Kunstmann Verl., München 2004. Audio-CD, e 18,10

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