6602240-1953_47_08.jpg
Digital In Arbeit

Reihe: Der Bilderkreis

19451960198020002020

Franciscus. Von Reinhold Schneider. — Anmut. Von Hilde Hermann. — Zu Hause. Von Ursula Bruns. — Das Kind. Von Heinrich Lützeler. Alle: Verlag Herder, Freiburg.Preis pro Band: 3.50 DM

19451960198020002020

Franciscus. Von Reinhold Schneider. — Anmut. Von Hilde Hermann. — Zu Hause. Von Ursula Bruns. — Das Kind. Von Heinrich Lützeler. Alle: Verlag Herder, Freiburg.Preis pro Band: 3.50 DM

Werbung
Werbung
Werbung

L ü 12 e 1 e r, dessen Name durch seine stets originell geschauten und meisterlich stilisierten kunstpädagogischen Schriften schon längst für Tausende von Lesern ein fest geprägter Begriff geworden ist, hat mit Herausgabe des „Bilder-kreises“ (jedes Bändchen mit einleitendem Text und 25 bis 30 mehr- und einfarbigen Bildtafeln) eine äußerst glückliche Idee verwirklicht. Es soll das Wesentliche der Kunst lebendig und unmittelbar auch dem Nichtfachmann verständlich gemacht werden. Ein Kreis von gleichgesinnten Mitarbeitern ist zur Durchführung dieses Programms beigezogen.

„Franciscus“ von Reinhold Schneider, der auch für das Bändchen „Die Beter“ zeichnet, gibt ein Bild des großen Heiligen, das nicht verniedlichend verfälschen will, sondern zeigt, wie er wirklich war und wie die Besten und Wachsten seiner Zeitgenossen ihn gesehen haben. Die also gegebene Charakteristik des „Troubadours mit dem immergrünen Herzen“ ist tiefschürfend und allgemein anregend, wenn nicht sogar aufregend. Für gewöhnliche Leser vielleicht etwas zu anspruchsvoll. Für Auswahl der Bilder wurden jene bevorzugt, deren Meister dem Heiligen zeitlich und weltanschaulich am engsten verbunden waren. Werke von Greco und Rembrandt sind mitaufgenommen, „um das Fortleben der Gestalt in den Völkern zu bezeugen“.

Den begrifflichen Inhalt des Wortes „A n m u t“, gentilezza, gräce, auszuschöpfen, ist ein schwieriges Unterfangen, da verschiedene Zeiten und Völker sehr Verschiedenes darunter verstehen. Der französische Ausdruck deutet wenigstens die Verbindung im natürlichen und übernatürlichen Bereich an. Ghiberti spricht von der Anmut des Giotto, weil er die richtigen Maßverhältnisse berücksichtigte. Unter diesen Umständen lassen sich Bilder verschiedenster Perioden und Länder unterbringen, die aber nicht immer restlos über-, zeugen können, wie es bei so vielseitig schillerndem Inhalt kaum anders sein kann. Da wir zunächst dabei an das französische Rokoko denken, ist mit voller Berechtigung einBild von Watteau vorangestellt. <

Leichter ist es, ein Bild unter dem Wort „Z u Hause“ zusammenzufassen. Es geschieht dies nach den beiden Leitmotiven: Das Haus als Lebensordnung und das Haus im Wandel der Geschichte. Das Thema wird naturgemäß dort die beste und zahlreichste Verwendung finden, wo der Mensch schon durch klimatische Bedingungen gezwungen ist, zu „hausen“, also in den Niederlanden und Deutschland und England. Die Bilderwahl bezieht auch Künstler moderner Richtung ein, zum Beispiel van Gogh und Matisse.

Das Bändchen „Das Kind“ mit Text von L ü t z e 1 e r ist in der dritten Auflage erschienen. Es ist alles gesagt mit der einfachen Feststellung „ein echter Lützeler“.

Wolf Huber. Von Erwin H e i n z 1 e. Universitätsverlag Wagner, Innsbruck, 1953. 106 Seiten.

Wolf Huber, geboren um 1485 in Feldkirch und gestorben 1553 in Passau, ist mit Unrecht weniger bekannt “als Michael Pacher, Albrecht Altdorfer und andere Meister seiner Zeit. Und doch läßt sich in Vorarlberg eine Maler-Tradition herausarbeiten, .die bei Hans Huber (vielleicht dem Vater von Wolf Huber) beginnt und sich bei Jörg und Moritz Frosch fortsetz*

Die große OefFentlichkeit kennt von Wolf Huber die „Beweinung Christi“ sowie die Predella in der Bischofskirche zu Feldkirch, selten ein Werk in einer größeren Sammlung. Darum war es ein besonderer Glücksfall, daß Landeskonservator Dr. Erwin Heinzle gerade während der Arbeiten zu dem Buche, in dem Vorarlberg das 400-Jahr-Jubiläum seines großen Sohnes feiert, die Entdeckung der acht Flügelbilder jenes Feldkircher Altares im Kloster Bregenz-Riedenburg glückte. Die Wiedergabe der Bilder gelang in vorliegendem Werke, wie man aus der Numerierung sieht, buchstäblich in letzter Stunde. Bei geöffneten Flügeln zeigen die Tafeln Szenen aus der Joachimslegende: Verschmähung des Opfers im Tempel, Verkündigung des Engels an Joachim, Begegnung von Joachim und Anna, Geburt Mariens. Die Rückseiten bringen Szenen aus der Jugend Christi: 'Geburt, Anbetung der Könige, Beschneidung und Darstellung im Tempel. Der noch in Abschrift erhaltene Vertrag zwischen der St.-Annen-Bruder-schaft in Feldkirch und Wolf Huber vom Jahr 1515 ermöglicht eine genaue Datierung des sensationellen Fundes, der unser Wissen um die Vorarlberger klassische Malerei an der Wende von gotischer Tiefe zur Prunkhaftigkeit der Renaissance wesentlich bereichert hat.

Nach diesen acht Tafeln hat uns Erwin Heinzle aus dem Bestände zahlreicher Sammlungen 84 Bilder des Meisters zusammengetragen und eingehend beschrieben. Tragisch, daß manche Werke nicht nur aus östlichen, sondern auch aus westlichen Beständen heute unbekannten Aufenthaltes sind. In den Bildern zeigt sich die ungeheure Reichhaltigkeit Wolf Hubers, der vom Heiligen bis zum Zynisch-Dämonischen alle Register bedUlt 'JLtiuxMluimuuimzu beziehen durch die Buchhandlung „HEROLD“, Wien VIII, Slrozzigasse 8 herrscht und damit an Matthias Grünewald erinnert. In seinen derben Männern und Frauen hat er uns Volkstypen erhalten, stämtfiig und gedrungen, wie er sie im alemannischen Räume fand. Köstlich sind die Landschaften, Feldkirch in mehreren Ansichten, der Mondsee mit dem Schafberg, Traunkirchen, das Donautal, das alte Wien und vieles andere. In seiner Liebe zur Natur und zu den schlichten Menschen zeigt sich Wolf Huber als ausgesprochen österreichischer Charakter und verdient, daß sich sein Vaterland, über seine Vorarlberger Heimat hinaus, im 400. Jahre seines Todes seiner erinnere, wozu das vorbildlich durchgearbeitete und auch technisch vollendete Werk von Erwin Heinzle den Anlaß gibt.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung