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RICHARD M. NIXON DER SIEGREICHE „VERLIERER“

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Im Wettlauf zum Weißen Haus scheiden die Kandidaten aus. Die Läufer nähern sich der Zielgeraden. Mit viel Enthusiasmus stürzt sich als Kandidat der GOP, der amerikanischen Republikanischen Partei, Richard Nixon in den Wahlkampf.

Es ist nicht sein erster. Denn Nixon unterlag John Kennedy 1960 zwar nur um 113.000 Stimmen, aber um so schwerer wog seine Niederlage gegen den Gouverneur von Kalifornien 1962 bei den Lokalwahlen am Golden Gate.

Die Amerikaner haben ein Wort für den Boxsport geprägt: „They never come back ..— gilt es auch für Nixon?

Die republikanische Parteimaschine ist optimistisch. Sie meint, gegen den wahrscheinlichen Kandidaten der abgekämpften Demokraten, Hubert Humphry, wird es schon reichen. Denn Nixon ist der entschieden bequemere Repräsentant der Partei des Elefanten (wie das Symbol der Republikaner aussieht) als etwa Rockefeiler, der Millionär und Linksliberale.

Denn Nixon war und ist seinen Republikanern seit je sympathisch: der heute Fünfundfünfzig- jährige aus der Nähe von Los Angeles kommt aus der kinderreichen Familie eines Tankstellenbesitzers, war (wie Kennedy) Marineoffizier, genoß als Vizepräsident von 1952 bis 1960 das Vertrauen des kranken Eisen- hower und votierte eifrig für Goldwater bei dessen Präsidentschaftskampf gegen Johnson. Und ungeachtet seiner Verliererquali- tät glaubte er immer an sein großes Comeback. So stürzte er sich als Wahlhelfer in die kleinen Lokalwahlen, wo er die Sympathien der kleinen und mittleren Funktionäre der GOP geumnn.

Nixon bezeichnet sich selbst als Konservativen, ohne die Konsequenz dieses Standorts zu definieren. Er ist wortstark gegen ein weiches Aggiornamento mit dem Kommunismus aufgetreten, besuchte aber dennoch im Jahre 1959 Moskau, um über das „Gemeinsame" mit Chruschtschow zu reden. Nixon ist ein „Falke“ im Vietnamkonflikt und glaubt an den militärischen Erfolg im asia tischen Dschungel. Das freilich glaubt sein wahrscheinlicher Gegenspieler Humphry auch — und so wird sich Richard Milhous noch klar abgrenzen müssen: Oder wird Amerikas Wählerschaft im entscheidensten Konflikt, an dem die Nation zu zerbrechen droht, keine Alternativen vorgesetzt erhalten? Es wäre bedenklich.

Nixon war 1956 auch in Österreich. Er inspizierte nach der Ungarnrevolution Flüchtlingslager und sagte rasche Hilfe für die tausenden Geflüchteten zu. Damals offenbarte er seine Sympathie für Österreich und lobte die zu diesem Zeitpunkt einjährige Neutralität.

Richard Nixon ist vielleicht der nächste Präsident. Man mag hoffen, daß er weiß, was die Welt von den USA in den siebziger Jahren dieses Jahrhunderts erwartet. Unter dem nächsten Präsidenten werden wahrscheinlich Menschen den Mond erreichen und China wird Fernlenkraketen mit Atomsprengköpfen besitzen.

Darum hofft die Welt auf einen würdigen Hausherren des Weißen Hauses.

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