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Roman, Novelle und Dienstanweisung

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MIRI. Römatt. Von Peter S o u r i a n. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Johannes P i r o n. Langen-Müller, München. 246 Seiten.

Sourian hat'so viel Talent! Wozu aber verschwendet er es an diese Geschichte? Nur weil er erst 25 Jahre alt ist? Sicher: weil er Amerikaner ist. Denn diese Geschichte einer ersten Liebe kann (wenn überhaupt) höchstens ein Amerikaner verstehen. Uns graust es ein wenig davor, daß einmal auch die „zornigen“ oder „halbstarken“ Europäer solche erste Liebe haben werden ...

Miri ist Griechin, Lexy aus griechischer Familie, aber Amerikaner, Josh ist Amerikaner. Alle drei treffen sich auf einem College in Boston. leder der drei erzählt von seiner Seite her das für ihn Wichtige in der Begegnung mit den beiden anderen und damit auch in der Entdeckung des eigenen erwachenden Ich. Meisterlich geschrieben! und noch in der ifeBefsttzung in außergewb'RnrTclreTrf SHT! “MSer'-'䥕 diese drei' jungen Menschen “aneinander ürid“ in sich selbst entdecken, ist oberflächliche Tiefenpsychologie und tiefenpsychologisch verbrämte Oberflächlichkeit.

Anstatt „Roman“ müßte man schreiben „Studie über Jugendliche“; das wäre zwar falsch für die schriftstellerische Form, wäre aber eine Aufforderung an jene, die dieses Buch trotzdem lesen sollten.

DER KETZER TADEO. Von Jos Maria S a n-chez-Silva. Aus dem Spanischen übersetzt von Rainer Specht. Zeichnungen von Gerhart K r a a z. Süddeutscher Verlag, München. 111 Seiten. Preis 6.80 DM.

Der Vater des „Marcellino“ und der „Eselin Ungrad“ ist ein begnadeter Erzähler, einer der wenigen, die noch die „Novelle“ beherrschen. Im „Ketzer Tadeo“ beschreibt er den Kreuzweg eines Fischers, der durch die Geschichte mit einem geschnitzten Kreuz auf das Geschehen des geistigen Kreuzes kommt. Auf irgendeine Weise zerschindet das Kreuz den Menschen immer, aber nur so kommt die eigentliche Gestalt des jedesmal stärkeren Gottes in uns zum Scheinen, nur so kommt der Mensch zur Liebe.

Leider ist die Duftmischüng zwischen dem Stil des &zähers:-HradSdem,desZeiehners'flfehr'angtnehflOe“'

DIENSTANWEISUNG FÜR EINEN UNTERTEUFEL.

Von C. S. Lewis. Herder-Bücherei, Band 19. 140 Seiten. Preis 1.90 DM.

Das ist ein verblüffendes Buch; dabei wollte der Verfasser sicher nicht bluffen. Das liegt im Wesen des fiktiven Verfassers dieser Briefe, im Teufel Screwtape, der seinem noch nicht ganz teuflisch erfahrenen Neffen Wormwood Anweisungen gibt, wie er der feindlichen Macht, Gott, einen frischgebackenen Christen abspenstig machen soll. IJeim Lesen muß man immer umdenken: der Wortlaut ist immer gegen den Christen, der Wortlaut ist eben teuflisch; wenn man aber nachträglich umgedacht hat, entdeckt man viele feine Fäden, die unsere Christlichkeit längst umspinnen. Das ist eine köstliche Lektüre, die die Teufelei des Teufels in einem normalen Christenleben aufdeckt — dabei steht nichts Außergewöhnliches in diesen Briefen. Das Besondere ist die Schockwirkung, die sie auslöst.

Diego Hanns Goctz OP.

ÜBER DIE HÜGEL UND IN DIE FERNE. Ein

Romanfragmint und zehn Erzählungen von Mary W e b b. Aus dem Englischen. Fretz & Wasmuth-Verlag AG., Zürich-Stuttgart. 265 Seiten. Preis 13,80 sfr.

Aus dem Nachlaß einer Frühverstorbenen sind mit behutsamer Hand einige Stücke zusammengetragen worden, nicht alle von gleicher Bedeutung, alle aber ergeben in ihrer Gesamtheit das literarische Bildnis einer feinen, gemütvollen Dichterin. Es ist ein würdiges Denkmal und Erbstück.

DIE REISE ZUM GROSSEN TEUFEL. Roman von Esther Warner. Aus dem Amerikanischen. Paul-Zsolnay-Verlag, Hamburg-Wien. 291 Seiten.

Nicht nur, weil uns das Problem Weiß—Schwarz heute mehr berührt denn je, ist Esther Warners Buch lesenswert. Unter der Bezeichnung als Roman wird uns ein Tatsachenbericht vorgelegt, der glänzend geschrieben ist, von bester Beobachtungsgabe zeugt und ein Fenster zur Seele der Menschen aus der Negerrepublik Liberia weit öffnet.

ICH STÜRZE AUS DER EWIGKEIT. Von Thomas Salvador. Aus dem Spanischen. Paul-Pattloch-Verlag, Aschaffenburg. 356 Seiten. Preis 12.80 DM.

Die phantastische Geschichte eines von den Toten Wiedergekehrten erzählt uns Salvador mit seltener Eindringlichkeit. Die „Erlebnisse“ des quasi als Gespenst erscheinenden Toten reihen sich mit einer Fülle von Einzelschicksalen aneinander. Der Verfasser vermeidet jeden Widerspruch zum christlichen Glauben und stellt sich uns als ein glänzender Erzähler vor, ein wahrer Dichter voll Kraft der Gestaltung.

DER STILLE SIEGER. Der Roman eines fürstlichen Rebellen. Von Rudolf Kremser. Pilgram-Verlag, Salzburg. 300 Seiten. Preis 5 8 S.

Man kann es nicht genug betonen, daß wir in unserer Mitte einen Meister des historischen Romans besitzen, der besser ist als viele, denen wir in Ueber-setzungen begegnen. Rudolf Kremser dringt in das Einst des Abendlandes nachfühlend ein, er sieht die großen Gestalten der Vergangenheit von ihrem und zugleich von unserem Standpunkt. Er weiß, was er der Zeit, die den Hintergrund der Handlung bildet, schuldig ist, er verbindet den Dichter mit dem Historiker in einer Art. die uns vorbildlich erscheint. Dies bekundet auch „Der stille Sieger“, das literarische Bildnis Wilhelms von Oranien, vor dem Hintergrund der Zeit Karls V. Wir möchten wünschen, daß der Titel des Buches auch für den Autor gelte.

DURCH DIE WÜSTE. Ein Abenteuerroman. Von Heinrich Sienkiewicz. Aus dem Polnischen. Benziger-Verlag, Einsiedeln-Zürich-Köln. 480 Seiten.

Wie meisterlich versteht es doch der gute, alte Sienkiewicz, zu erzählen und uns von einer Spannung zur nächsten zu führen! Das ist eine ganz wilde Geschichte aus dem noch ganz wilden Afrika. Der Herr Papa kann froh sein, wenn ihm sein Söhnchen das Buch leihen wird.'

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