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Saisons-Vorspiele

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Ein Film der guten alten Zeit, mit Bassermann und Fröhlich noch dazu, „Voruntersuchung”, nahm einen .Untersuchungsrichter in Pflicht, in einem Mordfall seinen eigenen Sohn in die Verdächtigen einzubeziehen. Ein juristischer, ein menschlicher Konflikt. Er ist in dem neuen deutschen Film nach einer Galsworthy-Erzählung, „Die Letzten werden die Ersten sei n”, stark gesellschaftlich abgeflacht. Der Anwalt, der den Totschlag seines Bruders vertuscht und einen verkommenen armen Teufel ans Messer liefert, ist im Grunde ein Lump, ein Streber, keine Zierde des Berufes. Verzweifelt sucht der Film nach der dritten Dimension, aber es will trotz aufgeklebten Bibelsprüchen nicht recht gelingen. Dennoch hinterläßt der Film Eindruck; dank der gekonnten Regie Rolf Hansens und ungewöhnlicher Darstellerleistungen Bruno Hübners und O. E. Hasses, auch noch Maximilian Schells und Ulla Jacobsons.

In einer großartigen Novelle, „Der letzte Wagen”, hat Leonhard Franck einmal die seelische Reaktion eines anscheinend dem Tod geweihten Häufchens Menschen in einem führerlosen Waggon analysiert. John Steinbecks Roman „The Wayward Bus”, jetzt ein Metrofilm „W o alle Straßen ende n”, verlegt diesen Test in eine abenteuerliche Autobusfahrt. Der Film ist interessant, aber irgendwie überreizt, um nicht zu sagen: hysterisch.

Etwas Quälendes liegt über der ambitionierten klinischen Studie des englischen Films „D e r spanische Gärtner”. Die Geschichte von dem einsamen Diplomaten, dessen selbstsüchtige Liebe das Leben seines Söhnchens verbittert, ist von Cronin (der Arzt guckt durch alle Ritzen der Story), könnte aber aus Dickens’ düsterem Kinderschinderrepertoire stammen. Gespielt wird gut, kühl, englisch.

Den Humor der Woche führt Frankreich an. „Zwei Mann, ein Schwein und die Nacht von Paris” mischt in die makabre Palette der deutschen Besatzungszeit in Paris ironische und satirische Farben, teilt Ohrfeigen und Händedrücke nach links und rechts aus und besetzte die Rollen eines professionellen und eines Amateur-Schleichhändlers mit Bourvil und Jean Gabin so brillant, daß der erstere im Vorjahr sogar einen Biennalepreis einheimste. — Ein Antel-Film, „Vier Mädels aus der Wachau”, macht schmunzeln, ein deutsches Grotesklustspiel mit dem robusten Titel „Das haut hin” reizt zu brüllendem Gelächter. Unsterbliche Harold-Lloyd- und

Buster-Keaton-Gags geistern durch den Film. Gute Geister, die man öfter beschwören sollte.

Roman Herle

Die Marlitt, Heimburg, Eschstruth, Bernhard und Courths-Mahler schauen segnend auf „Die Prinzessin von St. Wolfgang”. Natürlich ist sie mit dem alten Kaiser verwandt, dem auch jetzt nichts erspart bleibt. Hübsch sind die Landschaftsbilder. Ebenso publikumssicher ist der Film „O b e t, zahlen!”. Er lebt von Hans Moser und Paul Hörbiger.

Ernste Fragen streift der Film „Liebe, wie die Frau sie wünscht”: zu starke Berufsbezogen- heit des Mannes; expansive Gefühlsdenkweise der Frau; Schwierigkeit des Ausgleichs physiologischer und psychologischer Komponenten. Aber weder ging man auf eines der Themen wirklich ein, noch hatte man das nötige Fingerspitzengefühl. Anerkannte Darsteller wie Barbara Rütting und Paul Dahlke standen auf verlorenem Posten.

„Meine Lausejungen” behandelt weniger das Problem der Schüler als das der schlechtbezahlten . italienischen Volksschullehrer. Einige gute Charakterdarsteller fallen auf. „Uns kommt das alles spanisch vor” erzählt von den Erwartungen, denen sich ein kleines kastilisches Dorf hingibt, als von der Ankunft einer Marshall-Plan- Kommission die Rede ist. Aber die großen Herren rauschen ohne Halt durch. L. G Barlanga, Nationalpreisträger, Professor des Madrider Filminstituts, führte die Regie.

Bei „Bus Stop” zeigte Marilyn Monroe, daß Sie doch etwas mehr ist als eine Kurvensammlung. Spuren eines schauspielerischen Bemühens waren seinerzeit bereits im Film „Das verflixte 7. Jahr” festzustellen. Das Bühnenstück „Bus stop” sah man im Theater in der Josefstadt. Auf der Leinwand ist die Geschichte freilich kaum wiederzuerkennen.

Hanns Salaschek

Fi1mschau (Gutachten der Katholischen Filmkommission für Oesterreich), Nr. 34 vom 24. August 1957: III (Für Erwachsene und reifere Jugend): „Fluchtweg unbekannt”, „Der Seemann und die Nonne”, „Der spanische Gärtner”, „Vier Mädels aus der Wachau” — IV (Für Erwachsene): „Jedes Herz sehnt sich nach Liebe”, „Zwei Mann, ein Schwein und die Nacht von Paris” — IVa (Für Erwachsene mit Vorbehalt): „Bonsoir Paris”, „Die Letzten werden die Ersten sein”, „Der Tote lebt”, „Wo alle Straßen enden”,

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